Skibonze
Skibonzen gehören im engeren Sinne zur Gattung der Bonzen und sind durch ihr dekadentes Verhalten insbesondere im Wintersport geprägt. Da Skibonzen einen nicht unerheblichen Überschuss an finanziellen Mitteln besitzen, nutzen sie die vielfältigen Möglichkeiten gehobener Wintersportregionen als Ventil, um dieses auszugeben und sich selbst zu verwirklichen. Im Fokus steht jedoch nicht das Skifahren an sich sondern Feiern und Selbstdarstellung. Dabei beweihräuchern sich Skibonzen permanent, zu den Schöpfern des Universums zu gehören und über der Mittel- und Unterschicht zu stehen.
Verbreitung und Lebensraum
Der Verbreitungsraum von Skibonzen beschränkt sich vorwiegend auf elitäre versnobte Orte der Alpen wie Kitzbühel, St. Moritz und Davos sowie auf Aspen im US-Bundesstaat Colorado. Jüngere und extrem verfeierte Skibonzen sind zudem in Ischgl, Sölden, St. Anton, Lech und Whistler anzutreffen.
Merkmale und Equipment
Ältere Skibonzen sind meist gut genährt, braun gebrannt und tragen ausschließlich Bogner- oder Lacroix-Bekleidung. Dabei kostet die Skijacke grundsätzlich über 1.000 €, obwohl diese noch nicht mal einen Fernseher eingebaut hat. Das Hot-Air-Marketing wirbt jedoch mit Materialien aus der Raumfahrtforschung. Skischuhe bestehen aus besonders leichten Hightech-Materialien. Sie sind beheizt und verfügen über selbstschließende Powerlaschen, um unnötigen Kraftaufwand, Verrenken und Stöhnen im Skikeller zu verhindern. Die Skier selbst schlagen meist mit 2.000 € oder mehr zu Buche. Sie werden von gehobener Skiliteratur wie Dobermänner als besonders „bissig“ auf der Piste beschrieben. Piezoelektrische Fasern zwecks Energierückgewinnung, Stoß- und Schwingungsabsorption gehören zum Standard, sowie eine brillantenbesetzte Wurzelholzoberfläche. Helme kosten nicht unter 500 €, obwohl diese genau wie günstige Helme, weder vor Genick- noch Schädelbruch schützen, wenn ein Skibonze aus dem Sessellift in eine Schlucht stürzt. Als Skibrille werden High-End-Modelle von Oakley oder Smith mit Head-up Display (HUD) gewählt, die für 600 bis 1.000 € erhältlich sind. Diese Skibrillen verfügen über GPS, Funk- und Radarsensorik. Sie gehören zu den quasi eierlegenden Wollmilchsäuen unter den Skibrillen und bieten allerlei Firlefanz, den die Welt nicht braucht. Sie informieren den Skiläufer permanent über die aktuelle Bodengeschwindigkeit, Durchschnittsgeschwindigkeit einer Passage sowie die vertikale Sinkrate am Hang. Außerdem verfügen sie über ein Staurohr, sodass die Relativgeschwindigkeit zum Wind gemessen und angezeigt werden kann. Ein Navigationssystem ist eingebaut, sodass der ambitionierte Skiläufer stets über Pisten und Liftanlagen zu seinem Zielort dirigiert werden kann. Radarsensoren orten auch im dichtesten Nebel vorausfahrende Skiläufer und warnen vor Kollisionsgefahr. Skifahrer mit dem gleichen Brillensystem werden erkannt und im Display gesondert markiert. Damit können sie ebenfalls als Skibonzen identifiziert werden, um „Friendly Fire“, also ein vorsätzliches Umbügeln auf der Piste, zu verhindern. Skibonzen legen sich gerne auch Lawinenairbags zum Protzen zu obwohl sie diese auf der Piste gar nicht benötigen. Das Gesamtequipment eines Skibonzen (Uhr nicht mitgerechnet) beläuft sich meist auf 10.000 €. Gemäßigtere Skibonzen, insbesondere auch Jüngere oder Söhne von Beruf sehen meist davon ab, Bogner zu tragen. Sie geben sich auch mit Bekleidung der Marke Spyder zufrieden (umgangssprachlich sagt man sie sind „aufgespydert“).
Weibliche Skibonzen, nachfolgend Skibonzinnen genannt, tragen meist hautenge Stretch-Quetsch-Jeans oder aufreizende hautenge Skihosen mit Puschel oder Swarovski Steinen. Skijacken von Skibonzinnen sind meist mit Glitzer besetzt und verfügen über großzügige Kapuzenfelle aus Zobel und Wuschelpuschel an den Armbündchen. Beliebt bei Jacken sind glänzende Lackoberflächen in Silber, Gold, Silber-Pink oder Silber-Lila. Es sind sogar schon transparente Jacken gesichtet worden, die an das Design von Daunenjacken angelehnt sind. Die einzelnen Kammern dieser Jacken sind jedoch mit Geldscheinen statt Daunen gefüllt. Kommt es zu einem Mangel an Bargeld oder zu Problemen mit dem Kreditkartenleser können so Notgroschen in Form von Scheinen aus der Jacke geschnitten werden. Skibonzinnen vertragen meist nicht viel Alkohol. Deshalb erbrechen sie ihre Kaviargrütze häufig mitten in Hütten, Gondeln oder auf Skipisten und sorgen dort für Ekelalarm.
Lebensweise und Rituale
Skibonzen verbringen die wenigste Zeit auf der Piste. Sie fahren pro Tag maximal drei Abfahrten und das auch nur bei perfekten Wetter- und Pistenbedingungen. Im Fokus steht das Feiern in Hütten mit exorbitanten Preisen. Exklusive, gut gepolsterte und beheizte Sessellifte von Doppelmayr sind für Skibonzen ein Muss genauso wie Rolltreppen die von den Parkplätzen zu den Einstiegsbereichen der Seilbahnen führen. Andernfalls wird permanent genörgelt. Skibonzen kaufen vorzugsweise Liftpässe mit „Priority Boarding“. Dies ermöglicht ihnen lange Warteschlangen des niederen Pöbels an Liftanlagen zu überspringen und eine Gondel exklusiv für sich allein zu reservieren. Beim Feiern auf der Hütte oder beim Après-Ski im Tal ernährt sich der Skibonze vorwiegend von Kaviar-Gröstl geschwenkt in Blattgoldsplittern und Austernkrapfen. Er säuft flaschenweise Dom Perignon oder Moet. Letzterer wird wegen seiner etwas geringeren Exklusivität meist in 5l Magnum-Flaschen inflationär vertilgt. Manchmal werden diese auch mit auf die Piste genommen. Aus purer Dekadenz und Verschwendungssucht feuert man diese auch halbvoll während der Abfahrt in Felszonen oder auf Gletschereis damit diese lautstark und klirrend zerschellen. Aus purem Frust, weil man Pisten nicht mit dem Porsche runterfahren kann, eimert der Skibonze Pisten häufig sternhagelvoll runter und mäht dabei Skiläufer der Mittel- und Unterschicht rücksichtslos über den Haufen. Dabei kommt es häufig zu schweren Verletzungen und einem Ausrücken der Pistenpolizei mit Blaulicht auf dem Helm. Mittels abgeschossener Fangnetze oder schwerem Artilleriebombardement durch Schneekanonen versuchen die Gesetzeshüter dieser Gefahr Herr zu werden und flüchtende Skibonzen für den Zugriff zu Fall zu bringen. Frauen spielen im Partyleben von Skibonzen eine wichtige Rolle. Mit besonderen Balzritualen und der Zurschaustellung von Statussymbolen (z.B. Schütteln der Rolex oder Panerai am Handgelenk) versucht man diese zu ködern und anschließend abzufüllen. Dabei schüttet man ihnen jede Menge teurer Drinks und damit Kohle in den Rachen, um sie gefügig zu machen und anschließend mit nach Hause zu nehmen. Lawinenrucksäcke kommen gerade bei Hüttenpartys oft zum Einsatz, um sich vor Frauen aufzublasen. Damit demonstriert der Skibonze Stärke und Dominanz.
Heliskiing
Ein kleiner Teil draufgängerischer Skibonzen möchte immer wieder die Macht gegenüber dem Berg demonstrieren und die Fähigkeit, sich mit Geld jeden nur denkbaren Ort in den Bergen für Abfahrten zu erschließen. Dafür werden Helikopter gemietet, um sich im Tiefschnee von einem Gipfel zu stürzen. Im Fokus steht dabei meist nicht der Spaß wie bei echten Abenteurern sondern das Protzen beim Après-Ski, indem man Skibonzinnen von der waghalsigen Aktion erzählt. Der Skibonze verfügt beim Heliskiing im Gegensatz zum Abenteurer meist nicht über die nötigen Kenntnisse der aktuellen Lawinenlage noch über entsprechendes Equipment. Lawinenairbags können aufgrund leerer Druckluftkartuschen häufig nicht aktiviert werden, weil diese bereits bei Partys genutzt wurden, um sich aufzublasen. Viele Skibonzen sind auch derart voll, dass sie im Falle eines Lawinenabgangs den Auslöser des Airbags nicht finden. Ein nicht unerheblicher Teil von Skibonzen verstirbt deshalb regelmäßig beim Heliskiing durch Lawineneinwirkung. Fazit: Am Ende gewinnt immer der Berg.
Ablehnung
Skibonzen lehnen Armut auf der Piste kategorisch ab. Deshalb ist Skibekleidung für die Unterschicht generell verpönt. Dazu zählen die Marken Crane (Aldi), Crivit (Lidl) oder Wedze (Decathlon). Man bezeichnet sie als minderwertige „Billigheimer“. Gerade unter jüngeren Skiläufern kommt es häufig zu Revierkämpfen von Skibonzen (Söhnen von Beruf) und den einfachen Pöbeln. Letztere werden aufgrund Ihrer billigen Skikleidung häufig auf der Piste umgenietet, bespuckt oder verprügelt. Auch die Gepflogenheiten des einfachen Pöbels stoßen bei Skibonzen oft auf Verachtung und Unverständnis. Häufig wird der einfache Skipöbel auf den WCs der Liftstationen dabei erwischt, wie er Leitungswasser trinkt weil er sich die Hüttenpreise nicht leisten kann.