Als Transkription bezeichnet man in den (Geistes-)Wissenschaften u.a. die wörtliche Übertragung eines aufgenommenen Gesprächs in Schrift. Dies wird vor allem in den Sozialwissenschaften oft angewendet, um aufgenommene Interviews gründlich auswerten zu können.
Ein Transkriptionsprogramm erleichtert diese Aufgabe, indem es einen Audio- / Videoplayer und einen Texteditor in einem Programm kombiniert und idealerweise eine erweiterte Kontrolle beim Abspielen (Tastenkürzel für Abspielgeschwindigkeit, Rücklauf usw.) sowie Zusatzfunktionen beim Erstellen der Textdatei (automatisches Einfügen von Zeitstempeln, Kennzeichnung unterschiedlicher Sprecher, etc.) ermöglicht. Die dadurch gegenüber traditionellen Methoden mögliche Zeitersparnis kann beachtlich sein.
Transcribe ist ein einfaches, aber mächtiges Transkriptionsprogramm für Ubuntu. Bis einschließlich Ubuntu 15.10 verwendbar.
Zu OpenScribe liegen nur wenige Informationen vor. Über die Projektseite wird eine Fremdquelle (PPA ) und Fremdpakete für die LTS-Versionen von Ubuntu angeboten. Auch ein Fußschalter wird unterstützt.
ELAN ist ebenfalls ein Programm, zu dem noch wenig Informationen vorliegen. Als Voraussetzung dient Java. Mehr Informationen sind dem Handbuch und dem User Guide zu entnehmen.
EXMARaLDA ist ein sprachwissenschaftliches Transkriptionspaket aus mehreren Komponenten, das durch weitere Werkzeuge ergänzt und für eine Vielzahl von Sprachen verwendet werden kann. Das Programm ist plattformunabhängig in Java geschrieben. Die Entwicklung wird u.a. von der Deutschen Forschungsgesellschaft, der Universität Hamburg und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung getragen. Das Programm steht auf der Homepage als .tar.gz-Archiv oder via GitHub im Quellcode zum Download bereit. Einige Beispiele können einfach im Browser getestet werden.
PlayItSlowly ist ein kleines Python-Programm, mit dem Aufnahmen in anderen Tempi abgespielt werden können. Dabei kann die Tonhöhe gehalten oder auch verändert werden; ebenso lässt sich ein Ausschnitt aus der Aufnahme wiedergeben. Insgesamt gesehen mehr für eine angepasste Musikwiedergabe als für Transkriptionen konzipiert.
f4transkript ist ein unter Windows und Mac OS X weit verbreitetes, auf Java basierendes kommerzielles Programm, das zwischenzeitlich auch für Linux verfügbar war (wenn auch nur für 32-bit-Systeme). Mittlerweile wird es nicht mehr für Linux angeboten.
Eine Alternative kann die Verwendung von VLC sein, da für dieses Programm globale Hotkeys ("Extras -> Einstellungen -> Hotkeys") definiert werden können, die eine Steuerung im Hintergrund erlauben. So kann in einem Textverarbeitungsprogramm wie z.B. LibreOffice geschrieben und ohne Fensterwechsel die Audiodatei in VLC pausiert werden. Ein automatisches Zurückspringen um ein paar Sekunden ist jedoch nicht möglich. Sollte die Belegung der Hotkeys nicht gleich funktionieren, hilft ggf. ein Neustart des VLC-Players.
Eine weitere Alternative ist die Nutzung des Audioplayers Audacious zusammen mit einem LibreOffice-Makro. Damit ist eine Audiosteuerung über F-Tasten, verlangsamtes Abspielen und automatisches Einfügen von Zeitstempeln möglich.
Zu Audacious gehört das Kommandozeilenwerkzeug audtool, mit dem es möglich ist, das Verhalten von Audacious sehr fein zu steuern. Über GNOME Tastenkürzel oder Hotkeys ist es möglich, die F-Tasten für die Transkription zu belegen:
Befehle für audtool | ||
Taste | Befehl | Effekt |
F9 | audtool playback-seek-relative -3 | 3 Sekunden zurückspringen |
F10 | audtool playback-seek-relative -1 playback-pause | 1 Sekunde zurückspringen und pausieren/starten |
F11 | audtool playback-seek-relative +3 | 3 Sekunden vorspringen |
Tipp: Fußschalter, die vom System als Tastatur erkannt werden, können auf diesem Weg entsprechend konfiguriert werden. Es ist aber auch möglich, einfach eine zweite Tastatur an den PC anzuschließen und als günstigen Ersatz für einen Fußschalter auf den Boden zu legen.
Im Paket audacious-plugins findet sich das Plugin "SndStretch", dass sich in Audacious über Einstellungen -> Plugins -> Effekte aktivieren lässt. Damit ist es möglich, die Wiedergabe zu verlangsamen, ohne die Tonhöhe zu erhöhen.
Mittels eines kleinen LibreOffice-Makros ist es möglich, über audtool den aktuellen Zeitstempel von Audacious auszulesen und ins Writer-Dokument einzufügen:
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 | sub GetAudaciousTime ' timestamp in temporäre Datei schreiben shellcmd = "/bin/bash -c 'audtool current-song-output-length > /tmp/aud-current-song-output-length'" shell ( shellcmd ) wait( 40 ) ' temporäre datei auslesen Dim f1 As Integer Dim audacioustimestampfile As String Dim audacioustimestamp As String f1=freefile() audacioustimestampfile="/tmp/aud-current-song-output-length" Open audacioustimestampfile For Input As #f1 Line Input #f1, audacioustimestamp Close #f1 ' Ergebnis formatieren seconds = right(audacioustimestamp, 2) minutes = left (audacioustimestamp, len(audacioustimestamp)-3) if ( minutes>60 ) then hours = cint( minutes )\60 minutes = cint( minutes ) MOD 60 else hours=0 end if MyFormat = "00" minutes = Format( minutes, MyFormat ) hours = Format( hours, MyFormat ) audacioustimestamp = chr(13) + "#" + hours + ":" + minutes + ":" + seconds + "# " ' ins Dokument schreiben oDoc=thisComponent oViewCursor=odoc.GetCurrentController.ViewCursor oText=oDoc.text oText.insertString(oViewCursor, audacioustimestamp,false) end sub |
Dieses Makro lässt sich in LibreOffice über "Extras -> Anpassen -> Tastatur" z.B. auf die Tastenkombination Alt + ⏎ legen.
Diese Revision wurde am 13. Juni 2016 11:49 von aasche erstellt.