Dieser Artikel ist größtenteils für alle Ubuntu-Versionen gültig.
Python ist eine interpretierte, objektorientierte höhere Programmiersprache mit dynamischer Typisierung und Bindung. Sie wurde Anfang der 1990er-Jahre von Guido van Rossum entwickelt. Heute ist Python auf vielen Plattformen (z.B. Linux, Unix, OS X, Windows) verfügbar und wird unter Ubuntu für viele zentrale Aufgaben wie z.B. das Software-Center benutzt. Python ist, neben C, die offizielle Entwicklersprache von Canonical für Ubuntu.
Python-Code ist, eine installierte Python-Version vorausgesetzt, direkt ausführbar, d.h. man muss ihn nicht manuell kompilieren. Im Hintergrund wird dabei der Code zuerst in einen plattformunabhängigen Bytecode übersetzt, welcher dann von einem Interpreter ausgeführt wird. Dies geschieht für den Benutzer unsichtbar im Hintergrund.
Seit Beginn seiner Entwicklung folgt Python zwei grundlegenden Prinzipien:
Einfachheit: Die Syntax von Python ist einfach und verständlich, so dass sich auch Ein- und Umsteiger schnell zurecht finden. Um die Übersichtlichkeit zu erhöhen, erfolgt die Strukturierung von Anweisungsblöcken nicht mit ;
oder Klammern, sondern durch Einrückung.
Freiheit: Objektorientierung wird in Python vollständig unterstützt, es wird aber keine objektorientierte Programmierung erzwungen. Python unterstützt zusätzlich verschiedene Programmierstile, wie imperatives, strukturelles, funktionelles oder aspektorientiertes Programmieren. Zusätzlich verfügt Python neben den eingebauten Funktionen und Typen über eine umfangreiche Standardbibliothek mit Paketen zu den verschiedensten Problemstellungen. Sie reichen von der XML- und HTML-Verarbeitung bis hin zu Funktionen, welche bei der Bearbeitung wissenschaftlicher Probleme helfen. Dies bedeutet bei der Erstellung eines Quellcodes häufig eine erhebliche Zeitersparnis.
Python ist in einer Ubuntu-Standardinstallation bereits enthalten, da auch Systemkomponenten Python als Voraussetzung benötigen. Welche Version installiert ist, zeigt der folgende Befehl im Terminal [1]:
python3 -V #für Python 3 python -V #für Python 2
Die Server-Version von Ubuntu 16.04 hat nur Python 3 installiert, die Desktop-Version sowie alle Derivate enthalten auch Python 2.
Es gibt sowohl ein Paket für Python 2.7 als auch für Python 3.x. Eine Parallelinstallation von Python 2 und 3 ist problemlos und konfliktfrei möglich.
Python 3.x (bei Ubuntu 16.04 Version 3.5, bei Ubuntu 14.04 Version 3.4, bei Ubuntu 12.04 Version 3.2) wird mit dem folgenden Paket installiert [2]:
python3
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install python3
sudo aptitude install python3
Python 2.7 wird über das folgende Paket installiert:
python
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install python
sudo aptitude install python
Die Dokumentation für Python ist zwar komplett online verfügbar, kann aber auch als Paket zum Offline-Lesen installiert werden:
python3-doc (Dokumentation zu Python 3.x)
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install python3-doc
sudo aptitude install python3-doc
und/oder:
python-doc (Dokumentation zu Python 2.x)
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install python-doc
sudo aptitude install python-doc
Die Dokumentation ist anschließend unter /usr/share/doc/python2.7/html/index.html bzw. /usr/share/doc/python3.x/html/index.html zu finden.
Python 3, welches seit Anfang 2009 verfügbar ist, ist die Python-Version, welche bevorzugt eingesetzt werden sollte. Python 2.7, der letzte Release des 2er-Zweigs von Python, wurde Mitte 2010 veröffentlicht, ist zwar nach wie vor aktuell und bekommt noch Unterstützung (in Form von Fehlerkorrekturen etc.) bis 2020. Neuerung und Verbesserungen werden aber nicht mehr eingepflegt. Diese fließen ausschließlich in Python 3.x ein.
Die einzigen Gründe, weswegen Python 2.7 noch eingesetzt wird, sind:
wenn ein Python-Programm ausschließlich als Version für Python 2.7 vorliegt
wenn eine benötigte Python-Bibliothek noch nicht auf Python 3 portiert ist - was aber heutzutage sehr selten der Fall ist.
Eine ausführliche Erläuterung zum Thema Python 3 vs. Python 2 ist auch im Python-Wiki zu finden.
Seit der Python-Version 2.5 ist das Kommandozeilenprogramm 2to3 in der Standardinstallation von Python 2 enthalten. Mit dessen Hilfe lassen sich Python-2-Programme sehr einfach auf ihre Python-3-Tauglichkeit testen bzw. auf Wunsch auch automatisch konvertieren.
Die Benutzung ist dabei recht simpel. Im einfachsten Fall ruft man das Programm nur mit dem Namen eines Pythonskripts als Parameter auf:
2to3 mein_programm.py
und erhält als Ausgabe Vorschläge, was zu ändern ist, wie z.B.:
RefactoringTool: Skipping implicit fixer: buffer RefactoringTool: Skipping implicit fixer: idioms RefactoringTool: Skipping implicit fixer: set_literal RefactoringTool: Skipping implicit fixer: ws_comma RefactoringTool: Refactored test_static.py --- mein_programm.py (original) +++ mein_programm.py (refactored) @@ -3,7 +3,7 @@ from bottle import route, static_file, template, run, debug -print 'Starte Programm...' +print('Starte Programm...') @route('/test') def test():
In diesem Beispiel wird vorgeschlagen, dass man das print
-Statement aus Python 2 durch die print-Funktion aus Python 3 ersetzen soll. Ruft man 2to3 mit der Option -w
auf, sie werden die Änderungen direkt in der Datei durchgeführt, die alte Datei wird mit der Endung .bak als Sicherung angelegt.
Weitere Hinweise zu 2to3
findet man in der Python Dokumentation .
Möchte man ein in Python 3 geschriebenes Programm starten, gibt man folgenden Befehl ein:
python3 PROGRAMMNAME.py
Die installierte Python 3 Version wird automatisch gewählt (also 3.5 für Ubuntu 16.04, 3.4 für Ubuntu 14.04 und 3.2 für Ubuntu 12.04).
Soll das Programm mit Python 2.7 ausgeführt werden, dann lautet der Befehl:
python PROGRAMMNAME.py
Ist im Python-Programm ein Shebang wie "#!/usr/bin/env python
" oder "#!/usr/bin/env python3
" vorhanden und das Programm als ausführbar deklariert [4], dann lässt es sich auch direkt ausführen oder per Doppelklick im Dateimanager starten:
PROGRAMMNAME.py
Um Programme mit Python zu erstellen, gibt es prinzipiell drei Wege:
Die interaktive Python-Konsole - der Code wird bei der Eingabe sofort ausgeführt. Dies wird im Folgenden kurz besprochen.
Editoren und Kommandozeile - der Code wird in einem Editor erstellt und über die Kommandozeile ausgeführt
Entwicklungsumgebungen - alle Bestandteile, um ein Programm zu erstellen, sind in einer Umgebung zusammengefasst
Die Arbeitsweise der Konsole ist ähnlich der Shell für Linux. Sie ist vor allem zum Testen von kleineren Abschnitten des Quelltextes nützlich, da die eingegebenen Befehle sofort ausgeführt werden. Für Einsteiger gibt es eine besonders benutzerfreundliche (bzw. einsteigerfreundliche) Variante namens bpython.
Die interaktive Konsole wird durch den folgenden Befehl gestartet:
python3
bzw. für Python 2.7 mit:
python
Es erscheint zuerst eine kurze Meldung zur Python Version, dann kommt der interaktive Prompt >>>
, wo man nun Befehle eingeben kann:
Python 3.5.1+ (default, Mar 23 2016, 12:57:53) [GCC 5.3.1 20160320] on linux Type "help", "copyright", "credits" or "license" for more information. >>>
Der Standardweg, um Python-Programme zu erstellen, erfolgt über einen Editor [3]. Manche Editoren bieten praktische Hilfen wie eine Syntaxhervorhebung oder eine automatische Einrückung. Beispiel: Es wird der Quelltext im bevorzugten Editor erstellt und als ~/hallowelt.py im Homeverzeichnis abgespeichert:
1 2 3 | #!/usr/bin/env python3 # Kommentar: Mein Hallo-Welt-Programm fuer Python 3 print('Hallo Welt!') |
Für Python 2.7 sieht das Programm nur minimal anders aus:
1 2 3 | #!/usr/bin/env python # Kommentar: Mein Hallo-Welt-Programm fuer Python 2 print 'Hallo Welt!' |
Jetzt kann man das Miniprogramm wie weiter oben beschrieben starten.
Um in der Konsole zu arbeiten, gibt es einige sehr hilfreiche Befehle von Python. Sie werden an einem kurzen Beispiel erklärt.
Es wird eine Auflistung aller der Konsole bekannten Variablen ausgegeben:
>>> dir()
Es wird das Modul os
importiert. Somit erhält man viele Möglichkeiten, um Informationen über das System zu erhalten. Mit help(os)
wird eine kommentierte Übersicht aller im Modul enthaltenen Klassen und Methoden ausgegeben:
1 2 | >>> import os >>> help(os) |
Die interaktive Konsole lässt sich anpassen, indem man eine Datei verwendet, die bei jedem interaktiven Start ausgeführt wird (ähnlich zur Datei bashrc der Bash). Dazu muss in der Shell die Umgebungsvariable PYTHONSTARTUP
auf den gewünschten Dateinamen gesetzt werden (hier ~/.pythonrc im Homeverzeichnis):
export PYTHONSTARTUP=~/.pythonrc
Damit man den export
-Befehl nicht in jeder neu geöffneten Konsole wieder manuell ausführen muss, trägt man ihn am besten am Ende der bashrc-Datei ein [3]. Nun muss man nur noch die Datei ~/.pythonrc mit einem Editor erstellen und die gewünschten Python-Befehle eintragen. Beispielsweise könnte man oft benötigte Module importieren lassen:
1 2 | import os import sys |
Es ist sehr praktisch, auch in der interaktiven Konsole eine automatische Vervollständigung des Codes zu nutzen. Dazu wird, wie z.B. auch bei der Bash, readline genutzt. Allerdings wird in der interaktiven Python-Konsole
Tab ⇆ normalerweise für Einrückungen mit dem Tabulator-Zeichen genutzt. Für die automatische Vervollständigung ist hier das Drücken von
Esc gefolgt von
Tab ⇆ vorgesehen (genau genommen: Meta-tab
).
Man kann allerdings auch eine andere Taste bzw. Tastenkombination für die Code-Completion nutzen. Dazu bearbeitet man die in der Umgebungsvariablen PYTHONSTARTUP
angegebene Datei mit einem Editor und fügt folgendes ein [3]:
1 2 3 4 5 6 7 | try: import readline except ImportError: print("Module readline not available.") else: import rlcompleter readline.parse_and_bind("TASTE: complete") # TASTE ersetzen |
Statt TASTE
muss man dabei die gewünschte Taste bzw. Tastenkombination angeben, bspw. C-o
bzw.
Strg +
O für eine normalerweise ungenutzte Tastenkombination. Wenn man tab
für
Tab ⇆ angibt, bleibt für das echte Tabulatorzeichen trotzdem immer noch
Strg +
I . Mehr Informationen findet man in der Manpage von readline
.
Es gibt eine Vielzahl freier, sehr guter und im Internet verfügbarer Einführungen und Tutorials für Python. Einige davon sind im nächsten Abschnitt zu finden. Allgemein empfiehlt es sich für jeden Anfänger, einen Blick in den offiziellen Beginners Guide zu werfen.
Learn Python the Hard Way - trotz des Namens ein sehr gutes Tutorial für Einsteiger, die Python lernen möchten
The Python Guru - anfängerfreundliche Einführung
Think Python - How to Think Like a Computer Scientist 2nd Edition für Python 3 - auch im PDF-Format
Wikibook: Python unter Linux - Einführung in Python speziell unter Linux
Think Python - How to Think Like a Computer Scientist für Python 2 - auch im PDF-Format
Pythonspot - Viele Python-Tutorials
Python Programming Language - Anfängerfreundliches Python-Tutorial
Anaconda - Python-Distribution
bpython - erweiterte Python-Konsole
pep8 - Python-Code auf PEP8 Konformität testen
pip - die aktuell bevorzugte Methode, Pakete aus dem "Python Package Index" zu installieren, zu deinstallieren und zu aktualisieren
virtualenv - mehrere (virtuelle) Python-Umgebungen parallel installieren
Django - Framework zum Entwickeln von Internetapplikationen
Bottle - WSGI-basierte Webanwendungen mit Python erstellen
couchdb-python - CouchDB-Anbindung für Python
Pygame - Sammlung von Python-Modulen zur Spieleprogrammierung
Python Setuptools - ältere Methode, um Python-Pakete aus dem "Python Package Index" zu installieren
Quickly - GTK-basierte Anwendungen in Python für Ubuntu erstellen und veröffentlichen
ReportLab - PDF-Dateien aus Python-Skripten heraus erzeugen
SQLAlchemy - sehr leistungsfähige Datenbank-Anbindung für Python
Sphinx - System zur Generierung von (Programm-)Dokumentationen mit direkter Anbindung an Python
numpy - Modul, welches eine Klasse zur Handhabung von großen Datenmengen sowie Methoden zum wissenschaftlichen Rechnen bereitstellt
Python FAQ - Häufig gestellte Fragen und Antworten
Python-Forum - sehr gute Anlaufstelle für alle Probleme rund um Python
Linksammlung - zu (meist) deutschsprachigen Python-Anleitungen
Diese Revision wurde am 2. Januar 2017 11:19 von aasche erstellt.