École militaire de Colmar
Das ehemalige Schulgebäude der École militaire in der Rue Chauffour, Colmar
Gründung 1773
Schließung 1792
Ort Colmar
Département Haut-RhinVorlage:Infobox Schule/Wartung/ISO 2!
Staat Frankreich
Koordinaten 48° 4′ 30″ N,  21′ 20″ O
Träger Privatschule
Leitung Gottlieb Konrad Pfeffel

Die École militaire de Colmar (deutsch ‚Militärschule in Colmar) im Elsass war eine von 1773 bis 1792 bestehende Kriegsschule, in der nach den Idealen der Menschenfreundschaft (Philanthropie) unterrichtet wurde. Die Geschichte dieser Schule ist eng verknüpft mit dem pädagogischen Wirken des Schriftstellers, Militärwissenschaftlers und Reformpädagogen Gottlieb Konrad Pfeffel (1736–1809).

Das ehemalige Schulgebäude, das heutige Maison Pfeffel in der Rue Chauffour in Colmar, wird vom französischen Kulturministerium als monument historique (‚historisches Monument‘) geführt.

Geschichte

Im Jahr 1773 gründete Gottlieb Konrad Pfeffel in seiner Geburtsstadt Colmar die Schule zur Ausbildung von meist adeligen Knaben aus protestantischen Familien. Die Einrichtung erfolgte mit Erlaubnis des französischen Königs Ludwig XV. (1710–1774). Andere Militärschulen im Frankreich jener Zeit nahmen ausschließlich Katholiken auf.

Obwohl als militärische Ausbildungsstätte konzipiert, ab 1782 sogar mit dem Titel Académie militaire (deutsch: ‚Militärakademie‘), orientierte sich Pfeffel an den Grundsätzen der Aufklärung und des Philanthropismus, mit den Erziehungsmaximen Philanthropie und Vernunft. Angeregt durch die Arbeit des Pädagogen Johann Bernhard Basedow (1724–1790) an dessen ein Jahr später gegründeten Schule in Dessau, dem Philanthropinum, richtete Pfeffel seine Schule nach dem Dessauer Vorbild aus. Gelegentlich wurde die Militärakademie auch als „Philanthropin“ bezeichnet.

Pfeffels Ziel bestand nicht vorrangig in der Ausbildung von Offizieren, sondern in der Erziehung der Schüler zu moralisch gebildeten Bürgern. Militärische Lehrinhalte reduzierte er daher auf Formalien wie Ordnung und Disziplin sowie das Tragen von Uniform und Waffen. An seinen Unterstützer, den Seidenbandfabrikanten Jakob Sarasin (1742–1802), schrieb Pfeffel:

„Unser Institut ist weder eine Gelehrten-, Soldaten-, noch Kaufmannsschule, sondern ein Pflanzgarten für alle nicht gemeine Stände.“

Dennoch gingen aus Pfeffels Institut zahlreiche bedeutende Militärpersonen des ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhunderts hervor.

Die Schließung der Schule erfolgte im Jahr 1792 infolge der Auswirkungen der Französischen Revolution, mit der Pfeffel anfänglich sympathisierte. Pfeffel wurde trotz seiner republikanischen Gesinnung von den Jakobinern Colmars bedroht und musste die Schule schließen, als er die Sicherheit der vorwiegend adeligen Schüler nicht mehr garantieren konnte.

Bekannte Lehrer

Bekannte Schüler

Literatur

  • Rebekka Horlacher: Sämtliche Briefe an Johann Heinrich Pestalozzi. Band 1, Walter de Gruyter, Berlin 2009, ISBN 978-3-11-021562-5.
  • Wilhelm Kühlmann (Hrsg.): Killy Literaturlexikon. Band 9, 2. Auflage, Walter de Gruyter, Berlin 2010, ISBN 978-3-11-022044-5, S. 187–188.
  • Ernst Martin: Pfeffel, Gottlieb Konrad. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 25, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 614–618.
  • Walter E. Schäfer: Pfeffel, Gottlieb Konrad. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-00201-6, S. 307 f. (Digitalisat).
  • Friedrich Schultz: Gottlieb Conrad Pfeffel und die Militärschule in Colmar. Decker, Colmar 1907.
  • Chrétien-Hubert Pfeffel: L’école militaire de Colmar – pendant les années 1776–1779; notice tirée des mémoires manuscrits. Casino Litteraire, Mulhouse 1859.
  • Gottlieb Konrad Pfeffel: Principes Du Droit Naturel – À L’Usage de l’École militaire & académique de Colmar. Neukirch, Colmar 1781.
Commons: Maison Pfeffel in Colmar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Dominique Toursel-Harster, Jean-Pierre Beck, Guy Bronner: Dictionnaire des monuments historiques d’Alsace. La Nuée Bleu, Straßburg 1995, ISBN 2-7165-0250-1.
  2. 1 2 Kühlmann, S. 187.
  3. 1 2 Horlacher, S. 81.
  4. Schweizerischer Lehrerverein (Hrsg.): Schweizerische Pädagogische Zeitschrift. Band 23, Zürich 1913, S. 290.
  5. Schäfer, S. 307
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