Čolak (eingedeutscht auch Colak) ist ein ursprünglich überwiegend bei den Kroaten in der westlichen Herzegowina (Bosnien und Herzegowina) und im mittleren Dalmatien (Kroatien) verbreiteter Familienname. Durch Binnenmigration aus der Herzegowina in die kroatische Hauptstadt Zagreb bzw. aus Dalmatien in die kroatischen Großstädte Split und Zadar ist der Name heute auch dort häufig (im Verhältnis zur Gesamtzahl) anzutreffen. Der Name ist durch kroatische Auswanderer auch in Europa und Übersee verbreitet. Der Familienname kommt selten auch unter Bosniaken und Serben vor.

Der Familienname Čolak entstand im 18. Jahrhundert zur Zeit der Herrschaft des Osmanischen Reiches über Südosteuropa. Čolak war ursprünglich ein persönlicher Beiname, welcher der osmanischen Sprache entstammte. Er wurde einer bestimmten Person zur Charakterisierung bzw. Unterscheidung zum vorhandenen Personennamen hinzugefügt. Der Name vererbte sich auf die Nachkommen der Person, wurde dann dem eigentlichen Familiennamen als Genanntname hinzugefügt und ersetzte diesen schließlich.

Bedeutung und Entstehung

Zur Entstehungszeit des Familiennamens im 18. Jahrhundert gehörten große Teile Kroatiens (d. h. auch Dalmatiens) und die Herzegowina zum Osmanischen Reich, wodurch viele türkische Wörter in die kroatische Umgangssprache übergingen. Der Familienname leitet sich von dem türkischen Wort çolak ab, das eine „Person mit verkrüppeltem Arm oder verkrüppelter Hand“ bezeichnet, was bedeuten kann, dass Arm, Hand oder Finger fehlen oder auch jemand nur Linkshänder ist. Noch heute ist Çolak ein türkischer männlicher Vorname und auch Familienname.

Ursprünglich erhielt nur eine bestimmte Person mit einer solchen Eigenschaft den Beinamen Čolak. Zur Unterscheidung verschiedener Familienzweige vererbte sich der Beiname Čolak auch auf die Nachkommen dieser Person, wurde dem eigentlichen Familiennamen hinzugefügt und ersetzte diesen über Generationen schließlich ganz.

Es gibt mindestens zwei Namenszweige, mit voneinander unabhängiger Blutsverwandtschaft:

Die Čolak der westlichen Herzegowina entstammen der Familie Knezović, einem bekannten kroatischen mittelalterlichen Geschlecht aus dem Ort Dužice (Gemeinde Široki Brijeg). Im Jahr 1764 wurde dort Jozo Knezović (Spitzname Čolo) geboren, welcher der Stammvater der Čolak aus der westlichen Herzegowina ist. Die weitere Familienforschung ist schwierig, da die Kirchenbücher der alten Pfarrei Mostarsko Blato (der Dužice bis 1872 angehörte) im Jahr 1945 durch kommunistische Partisanen im Franziskanerkloster von Široki Brijeg verbrannt wurden. Es gibt jedoch in den Kirchenbüchern (1805–1833) der umliegenden Pfarreien, in welche die Frauen aus der Dužice einheirateten, dreißig Eintragungen mit dem Nachnamen Knezović Čolak. So bspw. die Eintragung in das Heiratsbuch der Pfarrei Ružići bei Grude aus dem Jahr 1807, mit der die Ehe von Marko Lekić aus Dragićina (Grude) und Šima Knezović Čolak aus Dužice beurkundet wurde.

Die Čolak aus Dalmatien stammen aus der alten Familie Despotović, aus dem Gebiet des Ortes Gornje Ogorje (Muć) im mittleren Dalmatien. Im Grundbuch des Jahres 1835 sind dort die Familien von Peter, Mate sowie zweier Ante Čolak vermerkt. Der Name Despotović Čolak erscheint ebenfalls in den örtlichen Kirchenbüchern der Jahre 1774–1776.

Verbreitung

In Kroatien lebten im Jahr 2007 etwa 770 Personen mit dem Familiennamen Čolak, davon die meisten im Raum Zagreb, Split, Zadar, in der Zagora und in Slawonien. So z. B. in Gornje Ogorje sieben Familien mit dreizehn Personen und in Muć zwei Familien mit sechs Personen.

In der westlichen Herzegowina stieg die Zahl der Čolak sehr rasch, so dass es in den 1980er-Jahren über hundert Haushalte in den folgenden Orten der Gemeinden Široki Brijeg, Grude und Ljubuški gab: Dužice, Rasno, Kosmaj, Mamići, Privalj, Mokro, Medvidovići, Ledinac, Grljevići und Široki Brijeg.

Familiennamen mit gleicher Bedeutung

Čolakić (in Zagreb), Čolakovac (ca. 110 Personen in der Županja), Čolaković (ca. 430 serbisch-orthodoxe Personen im östlichen Slawonien), Čolić (ca. 950 Personen in Slawonien), Čolo (in Sinj), Čolović (ca. 540 Personen in Drniš) und Čoljanović.

Namensträger

Literatur

  • Abdulah Škaljić: Turcizmi u srpskohrvatskom jeziku [Türkische Lehnwörter im Serbokroatischen]. Svjetlost, Sarajevo 1979, S. 180.
  • Karlo Čolak: Tko su Knezovići-Čolaci u hrvatskom rodu [Wer sind die Knezović-Čolak aus kroatischem Geschlecht]. Logotip, Široki Brijeg 2010, ISBN 978-9958-9931-4-5.
  • Ante Ivanković: Hrvatski rodovi općine Muć [Die kroatischen Geschlechter der Gemeinde Muć]. Majumi, Split 2007, ISBN 978-953-99608-5-6, S. 225–226.
  • Andrija Nikić: Sudbina prezimena Knezović u Rasnu [Das Schicksal des Familiennamens Knezović in Rasno]. In: Naša ognjišta : Hrvatski katolički mjesečnik. Nr. 3/1975. Duvno (heute Tomislavgrad), S. 7.

Einzelnachweise

  1. Kroatische Namensdatenbank imehrvatsko.net zum Namen Čolak. Abgerufen am 10. Juli 2013.
  2. Çolak im türkischen Namenswörterbuch
  3. Heiratsbuch der Pfarrei Ružići bei Grude (Herzegowina), Jahr 1807, Eintrag Nr. 87
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