Strukturformel | |||||||||||||||||||
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Strukturformel von 1,2-Diaminocyclohexan ohne Angabe der Stereochemie | |||||||||||||||||||
Allgemeines | |||||||||||||||||||
Name | 1,2-Diaminocyclohexan | ||||||||||||||||||
Andere Namen |
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Summenformel | C6H14N2 | ||||||||||||||||||
Kurzbeschreibung |
farblose Flüssigkeit mit aminartigem Geruch | ||||||||||||||||||
Externe Identifikatoren/Datenbanken | |||||||||||||||||||
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Eigenschaften | |||||||||||||||||||
Molare Masse | 114,19 g·mol−1 | ||||||||||||||||||
Aggregatzustand |
flüssig | ||||||||||||||||||
Dichte |
0,95 g·cm−3 | ||||||||||||||||||
Siedepunkt |
183 °C | ||||||||||||||||||
Dampfdruck |
11,5 hPa (70 °C) | ||||||||||||||||||
Löslichkeit |
löslich in Wasser | ||||||||||||||||||
Sicherheitshinweise | |||||||||||||||||||
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Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
1,2-Diaminocyclohexan ist eine chemische Verbindung. Sie besteht aus einem Cyclohexanring als Grundgerüst, an dem zwei Aminogruppen an benachbarten Kohlenstoffatomen gebunden sind und gehört somit zur Gruppe der Diamine.
Isomerie
1,2-Diaminocyclohexan enthält zwei stereogene Zentren, folglich gibt es drei Stereoisomere: (R,R)-1,2-Diaminocyclohexan und das dazu spiegelbildliche (S,S)-1,2-Diaminocyclohexan sowie meso-1,2-Diaminocyclohexan. Das 1:1-Gemisch aus (R,R)- und der enantiomeren (S,S)-Form ist das Racemat trans-1,2-Diaminocyclohexan. meso-1,2-Diaminocyclohexan wird bisweilen auch cis-1,2-Diaminocyclohexan genannt.
Stereoisomere von 1,2-Diaminocyclohexan | |||
Name | (S,S)-1,2-Diaminocyclohexan | (R,R)-1,2-Diaminocyclohexan | (R*,S*)-1,2-Diaminocyclohexan |
Andere Namen | trans-(+)-1,2-Diaminocyclohexan | trans-(–)-1,2-Diaminocyclohexan | cis-1,2-Diaminocyclohexan meso-1,2-Diaminocyclohexan |
Strukturformel | |||
CAS-Nummer | 21436-03-3 | 20439-47-8 | 1436-59-5 |
694-83-7 (unspez.) | |||
EG-Nummer | – | – | – |
606-765-2 (unspez.) | |||
ECHA-Infocard | 100.127.756 | 100.111.336 | 100.117.844 |
100.010.707 (unspez.) | |||
PubChem | 479307 | 43806 | 342917 |
4610 (unspez.) | |||
Wikidata | Q161459 | Q15605490 | Q15605498 |
Q27165475 (unspez.) | |||
Darstellung
1,2-Diaminocyclohexan kann durch einen Curtius-Abbau von 1,2-Cyclohexandicarbonsäure hergestellt werden. Wird die trans-1,2-Cyclohexandicarbonsäure als Edukt verwendet, sind die Aminogruppen im Produkt ebenfalls trans-ständig angeordnet. Ausgehend von cis-1,2-Cyclohexandicarbonsäure (meso-1,2-Cyclohexandicarbonsäure) erhält man analog cis-1,2-Diaminocyclohexan (meso-1,2-Diaminocyclohexan). Die Racematspaltung von trans-1,2-Diaminocyclohexan [1:1-Gemisch aus (R,R)-1,2-Diaminocyclohexan und (S,S)-1,2-Diaminocyclohexan] in seine Enantiomere lässt sich über diastereomere Salze durch die Behandlung mit enantiomerenreiner Weinsäure bewerkstelligen.
Das cis-1,2-Diaminocyclohexan (in Form seines Sulfat-Salzes) lässt sich aus dem Isomerengemisch durch Umsetzung mit Nickelchlorid und anschließende Behandlung mit Schwefelsäure und Ethanol gewinnen.
Eigenschaften
Es handelt sich um eine farblose bei Raumtemperatur flüssige Verbindung, die bei 183 °C siedet. Der Drehwert der reinen Substanz bei 55 °C und einer Wellenlänge von 589 nm beträgt −36° [(R,R)-Enantiomer].
Verwendung
Durch Kondensationsreaktionen mit α,β-Diketonen kann 1,2-Diaminocyclohexan zur Synthese von Pyrazinen benutzt werden. Unter Abspaltung von zwei Wassermolekülen werden so zunächst Diimine erhalten, die dann zu Pyrazinen oxidiert werden können.
Durch Kondensation mit aktivierten Carbonsäuren (Steglich-Veresterung) oder Carbonsäurechloriden können Amide hergestellt werden. Diese Reaktion wird beispielsweise zur Synthese des Trost-Liganden eingesetzt.
In der Komplexchemie kann 1,2-Diaminocyclohexan als zweizähniger Chelatligand dienen. So sind beispielsweise Oxaliplatinverbindungen, die als Zytostatika eingesetzt werden, Platinkomplexe des 1,2-Diaminocyclohexans.
Außerdem kondensiert 1,2-Diaminocyclohexan mit zwei Äquivalenten eines Salicylaldehyd-Derivats zu einem Salen-Liganden. Diese vierzähnigen Chelatliganden bilden mit Cobalt(II) Komplexe, die als Sauerstofftransporter beispielsweise bei der Jacobsen-Epoxidierung Verwendung finden.
Einzelnachweise
- 1 2 3 4 5 6 Datenblatt 1,2-Diaminocyclohexan bei Merck, abgerufen am 18. Januar 2011.
- 1 2 Eintrag zu Cyclohex-1,2-ylendiamin in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 20. Januar 2022. (JavaScript erforderlich)
- ↑ Heinrich Otto Wieland, Otto Schlichting, Werner von Langsdorff: Untersuchungen über die Gallensäuren. XXV. Mitteilung. Studien zum Abbau von Dicarbonsäuren. In: Hoppe-Seyler's Zeitschrift für physiologische Chemie, Bd. 161 (1926), S. 74–79. doi:10.1515/bchm2.1926.161.1-3.74
- 1 2 F. M. Jaeger, Lucas Bijkerk: Über komplexe Salze des dreiwertigen Kobalts, Chroms und Rhodiums mit razemischen und optisch-aktiven trans-Cyclohexan-1,2-Diaminen. In: Zeitschrift für anorganische und allgemeine Chemie, Bd. 233 (1937), S. 97–139. doi:10.1002/zaac.19372330202.
- ↑ Prisca K. Eckert, Verena Schill, Carsten Strohmann: Synthesis of cis-TMCDA: Optimization and characterization of a key intermediate. In: Inorganica Chimica Acta. 2011, doi:10.1016/j.ica.2011.06.008.
- ↑ Bernhard Johannes Lüssem: Palladium-katalysierte enantioselektive Synthese allylischer Thiocarboxylate und Palladium-katalysierte Deracemisierung allylischer Carbonate (PDF; 7,8 MB). Dissertation, RWTH Aachen 2004.
- ↑ Konstantin P. Bryliakov, Evgenij P. Talsi: Titanium-Salan-Catalyzed Asymmetric Oxidation of Sulfides and Kinetic Resolution of Sulfoxides with H2O2 as the Oxidant In: European Journal of Organic Chemistry, Jg. 11 (2008), S. 3369–3376, doi:10.1002/ejoc.200800277.