Der Chaos Communication Congress war ein mehrtägiges Treffen der internationalen Hackerszene in Deutschland, das vom Chaos Computer Club (CCC) ausgerichtet und organisiert wurde. Der Kongress widmet sich in zahlreichen Vorträgen und Workshops technischen und gesellschaftspolitischen Themen. Zwischen 2015 und 2019 war er bei zuletzt 17.000 verfügbaren Tickets ausverkauft; seither gab es bedingt durch die COVID-19-Pandemie nur noch dezentrale Veranstaltungen.

Der Kongress findet jährlich statt, von der Gründung im Jahr 1984 bis zum Jahr 2004 vom 27. bis zum 29. Dezember, seit 2005 vom 27. bis zum 30. Dezember. Als Abkürzung dient die laufende Nummer der Veranstaltung, ergänzt um den Zusatz C3 (für „Chaos Communication Congress“, Details s. u.).

Geschichte

Nachdem der Kongress, der seit 1984 im Eidelstedter Bürgerhaus in Hamburg stattfand, für diesen Ort zu groß geworden war, zog er 1998 nach Berlin ins Haus am Köllnischen Park, wo er von mehr als 4000 Teilnehmern besucht wurde. Von 2003 bis 2011 fand der Kongress im Berliner Congress Center am Alexanderplatz statt. Im Jahr 2012 wurde er ins Congress Centrum Hamburg (CCH) verlegt. Im Dezember 2013 besuchten ihn über 9000 Teilnehmer. Das gesteigerte Interesse wurde der Globalen Überwachungs- und Spionageaffäre und den Veröffentlichungen Edward Snowdens zugerechnet. 2017 zog der Kongress in die Leipziger Messe, da das CCH wegen Sanierungsarbeiten nicht mehr zur Verfügung stand.

Der Kongress bemüht sich um möglichst niedrige Eintrittspreise – vor allem, um Jugendlichen die Teilnahme zu ermöglichen. 2011 kostete ein Ticket für die gesamte Kongressdauer 80 Euro, für Jugendliche unter 18 Jahren 25 Euro. Ein großer Teil der Referenten rekrutiert sich aus der Szene selbst, und die organisatorische Arbeit vor Ort wird von freiwilligen Helfern geleistet, die im CCC-Jargon als Engel bezeichnet werden.

Teil des Kongresses ist das Hackcenter, ein großes Areal, in dem die verschiedenen regionalen Gruppierungen des Clubs mit ihrer Technik auf dem Kongress präsent sind. Das Hackcenter und die anderen Bereiche der Veranstaltung sind über eine breitbandige Anbindung mit dem Internet verbunden. Der CCC legt aber Wert auf die Feststellung, dass es sich beim Hackcenter nicht um eine LAN-Party handelt, sondern um ein „Hands-On“-Labor zum gemeinsamen Erforschen und Testen von Netzwerktechnologie. Mit dem Umzug ins Congress Centrum Hamburg im Jahr 2012 wurde das Hackcenter um sogenannte Assemblies erweitert, abgegrenzte Bereiche außerhalb der Vortragssäle, die verschiedenen sozialen Gruppierungen und Projekten als Präsentationsfläche dienen konnten.

Von 1997 bis 2004 wurde während des Kongresses gleichzeitig auch die Deutsche Meisterschaft im Lockpicking ausgetragen.

Das Streaming der Vorträge wurde die letzten Jahre von der Forschungsgemeinschaft elektronische Medien e. V. (FeM) umgesetzt. Durch die hohe Nachfrage war 2007 und 2008 die 1-Gbit/s-Anbindung der TU Ilmenau zu 99 Prozent ausgelastet. Beim Wechsel des Chaos Communication Congress nach Hamburg (29C3), konnten die Rechnerressourcen und Bandbreite anderer Studentennetzwerke in Deutschland genutzt werden. Außerdem erhielt man Unterstützung aus dem CCC-Umfeld. Im Jahr darauf wurde innerhalb des CCC das Video Operation Center (VOC) ins Leben gerufen, welches unterstützt wurde. Seit dem 31C3 hat das VOC die Leitung übernommen und wird von der FeM sowie der ags (TU Braunschweig) unterstützt.

Statt einer Creative-Commons-by-nc-nd-Lizenz für 32C3-Videos wurden die meisten 33C3-Videos mit einer CC-by-Lizenz publiziert.

Vorfälle im Umfeld des 26C3

Im Rahmen des Chaos Communication Congress 2009 verschafften sich Unbekannte vermutlich illegal Zugang zu internen Daten der Singlebörse Ma-flirt.de, zudem wurden öffentlich zugängliche Profilfotos von der Singlebörse Harzflirt.de heruntergeladen. Zu diesen Daten wurden Download-Links im Kongress-Wiki des CCC erstellt. Passwörter wurden dort direkt veröffentlicht. Ein älterer Hack der Kundendatenbanken des Bekleidungshändlers Thor Steinar wurde ebenfalls bekanntgemacht. Zu den veröffentlichten Daten gehörten Profilnamen, Passwörter, E-Mail-Adressen, Ortsangaben, Wohnadressen, Fotos und Umsatzzahlen. Zwei der Seiten stehen im Ruf, von Mitgliedern der rechten Szene frequentiert zu werden, die anderen nicht. Der Verein wollte zu den Datenschutzverletzungen keine Stellungnahme geben. Kongressteilnehmer distanzierten sich jedoch von dem Vorfall. Er stehe im Widerspruch zur Hackerethik.

Remote Chaos Experience (rC3)

Aufgrund der COVID-19-Pandemie wurde der 37C3, der 2020 wieder auf dem Leipziger Messegelände stattfinden sollte, abgesagt. Der Kongress wurde von zahlreichen Bühnen im ganzen Bundesgebiet auf eine Streaming-Plattform übertragen. Um für die Teilnehmenden eine „Kongress-Umgebung“ zu imitieren, wurde eine 2D-Welt zur Verfügung gestellt, über die Vorträge besucht werden konnten und automatisch mit den umherstehenden Teilnehmenden eine Videokonferenz gestartet wurde. Auch 2021 wurde der Kongress auf diese Weise abgehalten; ebenso sind für 2022 lediglich dezentrale Veranstaltungen geplant.

Kongress-Mottos und Veranstaltungsorte 1984 bis heute

Der Chaos Communication Congress steht fast jedes Jahr unter einem Motto, meist in Bezug auf wichtige Themen des zurückliegenden oder kommenden Jahres.

Nr. Jahr Motto Kürzel Besucher Veranstaltungsort
11984CCC’84 nach Orion’64Eidelstedter Bürgerhaus in Hamburg
21985Du Darfst
31986Damit Sie auch morgen noch kraftvoll zubyten können
41987Offene Netze – Jetzt!
51988ich glaub’ es hackt
61989Offene Grenzen: Cocomed zuhauf
71990ohne Motto
81991Per Anhalter durch die Netze
91992Es liegt was in der Luft
101993Ten years after Orwell
111994Internet im Kinderzimmer – Big business is watching you?!Bikini-Haus in Berlin
121995Pretty Good Piracy – verdaten und verkauftEidelstedter Bürgerhaus in Hamburg
131996Der futurologische Congress – Leben nach der Internetdepression
141997Nichts ist wahr. Alles ist erlaubt.
151998All Rights Reversed 2.300Haus am Köllnischen Park in Berlin
161999ohne Motto16C3
172000Explicit Lyrics17C3 2.500
182001Hacking Is Not A Crime18C3 2.500
192002Out Of Order19C3 3.000
202003Not A NumberNaN 2.500Berliner Congress Center
212004The Usual Suspects21C3 3.500
222005Private Investigations22C3 3.000
232006Who can you trust?23C3 4.200
242007Volldampf voraus!24C3 4.013
252008Nothing To Hide!25C3 4.200 (inkl. Tagestickets)
262009Here Be Dragons26C3 09.000 (inkl. Streaming)
272010We come in peace27C3 4.000
282011Behind enemy lines28C3 3.000
292012Not My Department29C3 6.500Congress Center Hamburg
302013ohne Motto30C3 9.000
312014A New Dawn31C3 12.000
322015Gated Communities32C3 13.000 (ausverkauft)
332016Works For Me33C3 12.000 (ausverkauft)
34 2017tuwat34C315.000 (ausverkauft) Leipziger Messe
35 2018Refreshing Memories35C3 17.000 (ausverkauft)
36 2019Resource exhaustion36C3 17.000 (ausverkauft)
rc3 2020 remote Chaos Experience rC3 Online
rc3-2021 2021 NOWHERE rC3 2021 Online
2022 zunächst angekündigt, aber wegen zu hohem finanziellen Risiko bei möglichem Ausfall durch Corona-Pandemie abgesagt
37 2023 aktuell noch nicht bekannt 37C3 Congress Center Hamburg

Abkürzung

Seit dem Chaos Communication Congress 1999 hat sich eine abkürzende Schreibweise eingebürgert. Anstatt 16. Chaos Communication Congress wurde der Begriff 16C3 verwendet. Die offizielle Schreibweise des Chaos Communication Congress 2004 lautet somit „21C3: The Usual Suspects“ 21. Chaos Communication Congress. Der 20. Kongress 2003 hingegen bildete mit dem Kürzel NaN eine zum Motto passende Bezeichnung.

Siehe auch

Commons: Chaos Communication Congresses – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. 1 2 35c3 in Leipzig „Seid gute Hacker!“ Abgerufen am 9. Januar 2019.
  2. Manuel Atug: 36C3: Von Netzpolitik und Klimawandel – Einmischen statt stillhalten Artikel vom 9. Februar 2020 auf der Webseite heise.de. Abgerufen am 28. April 2021.
  3. Why did you move the CCCongress to Hamburg (of all places)? In: CCC Event Weblog. 8. August 2012, abgerufen am 4. Oktober 2012 (englisch).
  4. Stefan Krempl: 30C3: Snowden-Effekt beschert Hackertreffen Besucherrekord. In: Heise online. 31. Dezember 2013, abgerufen am 3. November 2015.
  5. CCC | Chaos Communication Congress zieht nach Leipzig. Abgerufen am 1. Januar 2018.
  6. Tickets – 28C3. In: Eventseite zum 28C3. CCC, 2011, abgerufen am 4. Oktober 2012.
  7. Assemblies. In: CCC Event Blog. Abgerufen am 15. Januar 2013 (englisch).
  8. Sway, Felix von Leitner: FeM-Streaming und Encoding. 30. Dezember 2007, abgerufen am 8. Juni 2016.
  9. Andreas Dommaschk: FeM auf dem 25. Chaos Communication Congress II. Forschungsgemeinschaft elektronische Medien, 30. Dezember 2008, abgerufen am 27. September 2010.
  10. Rechenschaftsbericht 2012. (PDF) Forschungsgemeinschaft elektronische Medien, 9. Januar 2013, S. 9–10, abgerufen am 21. Dezember 2015.
  11. Rechenschaftsbericht 2013. (PDF) Forschungsgemeinschaft elektronische Medien, 19. Januar 2014, S. 9–10, abgerufen am 21. Dezember 2015.
  12. Rechenschaftsbericht 2014. (PDF) Forschungsgemeinschaft elektronische Medien, 13. Januar 2015, S. 7–8, abgerufen am 21. Dezember 2015.
  13. Call for Participation: 33rd Chaos Communication Congress. packetstormsecurity.com, 2. September 2016, abgerufen am 4. Januar 2017 (englisch).
  14. Stefan Krempl: 26C3: Hacker verbrauchen Rekord-Bandbreite. In: Heise online. 31. Dezember 2009, abgerufen am 3. November 2015.
  15. Stefan Krempl: 26C3: Flirtbörse der rechten Szene gehackt. In: Heise online. 29. Dezember 2009, abgerufen am 31. Dezember 2009.
  16. Christian Klaß: Rechte Flirtbörse und NPD-Webseiten gehackt. Nutzerdaten von Hackern zum Download veröffentlicht. In: golem.de. 30. Dezember 2009, abgerufen am 31. Dezember 2009.
  17. Luise Strothmann: Hacker outen Thor Steinar Fans. In: taz. 2. Januar 2010, abgerufen am 2. November 2015.
  18. 1 2 3 rC3 – remote Chaos Experience – CCC Event Blog. Abgerufen am 5. September 2020.
  19. CCC Event Blog: Dezentrale Jahresendveranstaltungen
  20. Mirco Blitz: C3-HdK: Historie Teil 1. Interview mit Tim Pritlove bei 42:24. In: Sendungsbewustsein. Abgerufen am 6. Dezember 2017.
  21. Stefan Krempl: Berlin wird wieder zur Hauptstadt des Chaos. In: Telepolis. Abgerufen am 27. Dezember 2018.
  22. Stefan Krempl, Torsten Kleinz: Chaos-Nächte: Der 18. CCC-Kongress in Berlin. In: Heise online. Abgerufen am 27. Dezember 2018.
  23. Stefan Krempl: 19C3: Funkstille am „Abuse“-Telefon. In: Heise online. 31. Dezember 2002, abgerufen am 2. November 2015.
  24. Till Meyer: Datenmißbrauch verhindern. In: Junge Welt. 31. Dezember 2003, abgerufen am 3. November 2015.
  25. Stefan Krempl: 21C3: Hackertreffen endet mit Besucherrekord. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Heise online. 31. Dezember 2004, archiviert vom Original am 22. Dezember 2015; abgerufen am 2. November 2015.
  26. Stefan Krempl: 22C3: Abschied der Hacker vom Robin-Hood-Heroismus. In: Heise online. 31. Dezember 2005, abgerufen am 2. November 2015.
  27. Stefan Krempl: 23C3: Hackertreffen schließt mit neuem Besucherrekord. In: Heise online. 31. Dezember 2006, abgerufen am 2. November 2015.
  28. Stefan Krempl: 24C3: Mehr Aktivismus 2008. In: Heise online. 31. Dezember 2007, abgerufen am 2. November 2015.
  29. 1 2 26C3: Besucher- und Bandbreiten-Rekord 2009. In: WinFuture.de
  30. Frank Rieger, Ron: 26C3 Closing Event. 30. Dezember 2009, abgerufen am 22. Juli 2020.
  31. Falk Hedemann: 27C3: Hacker kritisieren Angriffe auf Paypal, Mastercard & Co. In: t3n. 28. Dezember 2010, archiviert vom Original am 31. Dezember 2010; abgerufen am 2. November 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  32. Jakob Steinschaden: Unter Hackern: Es brodelt im Untergrund. In: futurezone. 30. Dezember 2011, abgerufen am 14. Januar 2015.
  33. Stefan Krempl: 29C3: CCC sieht Umzug ins Hamburger Kongresszentrum als vollen Erfolg. In: Heise online. 31. Dezember 2012, abgerufen am 6. Januar 2015.
  34. Stefan Krempl: 30C3: Snowden-Effekt beschert Hackertreffen Besucherrekord. In: Heise online. 31. Dezember 2013, abgerufen am 15. April 2015.
  35. Hakan Tanriverdi: Grund zur guten Laune. In: Süddeutsche Zeitung. 27. Dezember 2014, abgerufen am 27. Dezember 2014.
  36. Ute Welty: Hacker-Kongress 31C3: Mit Sachverstand gegen Überwachung. Deutschlandfunk Kultur, 30. Dezember 2014, abgerufen am 6. Januar 2015.
  37. 32C3: Gated Communities. CCC Event Weblog, 4. November 2015, abgerufen am 4. November 2015.
  38. Stefan Krempl: 32C3: Hackertreffen mit 13.000 Teilnehmern von DDoS-Angriffen geplagt. In: Heise online. 31. Dezember 2015. Abgerufen am 14. Mai 2017.
  39. Hello, this is 33C3 „works for me“. CCC Event Weblog, 22. November 2016, abgerufen am 23. November 2016.
  40. Torsten Kleinz: 33C3: CCC-Kongress beginnt in Hamburg. In: Heise online. 27. Dezember 2016. Abgerufen am 14. Mai 2017.
  41. 34C3: tuwat. CCC Event Weblog, 23. November 2017, abgerufen am 23. November 2017.
  42. Nico Jurran: Hackerkongress endet: Breiteres Programm, mehr Besucher. In: Heise online. 30. Dezember 2017. Abgerufen am 30. Dezember 2017.
  43. Erdgeist: Chaos Communication Congress zieht nach Leipzig. Chaos Computer Club, 13. Mai 2017, abgerufen am 13. Mai 2017.
  44. CCC Updates: Chaos Communication Congress wieder in Leipzig. Chaos Computer Club, 1. September 2018, abgerufen am 3. September 2018.
  45. Aktueller Stand zum 37C3. Chaos Computer Club, 6. Juni 2020, abgerufen am 8. Juni 2020.
  46. CCC | Vorverkauf des 35. Chaos Communication Congress startet. Abgerufen am 5. November 2018.
  47. CCC | Einladung zur Beteiligung: Chaos Communication Congress in Leipzig. Abgerufen am 4. Oktober 2019.
  48. 36C3: Hackerkongress produziert mehr als 11 Tonnen CO2. Abgerufen am 27. Dezember 2019.
  49. 1 2 rC3: NOWHERE (2021) - CCC Event Blog. Abgerufen am 19. Dezember 2021.
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