AGM-158C LRASM

Allgemeine Angaben
Typ Seezielflugkörper
Heimische Bezeichnung AGM-158C LRASM
Herkunftsland Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Hersteller Lockheed Martin
Entwicklung 2009
Indienststellung 2018
Einsatzzeit im Einsatz
Technische Daten
Länge 4,27 m (ohne Booster)
Gefechtsgewicht 1134 kg (ohne Booster)
1996 kg (mit Booster)
Spannweite 2400 mm
Antrieb
Erste Stufe
Zweite Stufe

Feststoffbooster
Turbofan
Geschwindigkeit Mach 0,9
Reichweite 926 km (500 sm)
Ausstattung
Lenkung GPS, INS, 2-Weg Datenlink
Zielortung passive Radarzielsuche, abbildender Infrarot-Suchkopf mit Bildverarbeitung
Gefechtskopf 450 kg hochexplosiv-panzerbrechend mit Brandwirkung
Zünder programmierbarer Zünder
Waffenplattformen Mk 41 VLS, B-1B, F/A-18E/F
Listen zum Thema

Die AGM-158C LRASM (Long Range Anti-Ship Missile) ist ein Seezielflugkörper der US Navy mit hoher Reichweite. Die LRASM soll die sich seit 1976 im Dienst befindliche Harpoon ablösen. Wie diese wird auch die LRASM von Kampfflugzeugen oder Schiffen gestartet werden können. Im Gegensatz zur Harpoon kann die LRASM wie die TASM aus einer Senkrechtstartanlage für Flugkörper abgefeuert werden. Nach der Tomahawk Anti Ship Missile (TASM), welche 1990 zu Landzielvarianten umgebaut wurden, soll der US Navy nun wieder ein moderner Seezielflugkörper zur Verfügung stehen. Wesentliche Unterschiede zur TASM sind die größere Reichweite und Autonomie, und die Tarnkappeneigenschaften.

Technik

Um die Begrenzungen aktueller amerikanischer Anti-Schiffswaffen zu überwinden und möglichst schnell eine einsatzfähige Waffe zu erhalten, basiert die LRASM zu großen Teilen auf der JASSM-ER (88 % der Teile sind identisch). Übernommen werden somit neben der Tarnkappen-Flugzelle auch der Weapon Data Link, das störresistente GPS-System und der abbildende Infrarotsuchkopf. Darüber hinaus wurde zusätzlich noch ein passiver Radarsucher und ein neuer Radarhöhenmesser integriert um tiefer über der Meeresoberfläche fliegen zu können und Ziele auf große Distanz anhand ihrer Radar-Emissionen orten zu können. Ein besonderes Augenmerk lag auf der Entwicklung einer intelligenten Software, die es der Lenkwaffe ermöglicht, auch ohne externe Informationen (GPS oder Datenlinks) ihr Ziel zu finden und anzugreifen. Hierbei werden primär die Daten des abbildenden Infrarotsuchkopfes und des Radarsuchers kombiniert, um ein feindliches Ziel sicher zu finden und in optimaler Weise anzufliegen.

Entwicklung

Das Programm begann 2009 und sollte zwei verschiedene Seezielflugkörper hervorbringen: LRASM-A als Unterschallwaffe mit 500 sm Reichweite, basierend auf Lockheed Martins AGM-158 JASSM-ER, und LRASM-B, als überschallschnelle Waffe wie die BrahMos. LRASM-B wurde aber im Januar 2012 gestrichen. Flugtests mit den LRASM-Sensoren (die Bezeichnung LRASM-A wird nicht mehr verwendet) begannen im Mai 2012.

Am 5. März 2013 erhielt Lockheed den Vertrag Boden- und Luftstarttests mit der LRASM durchzuführen. In drei Tests soll auch der Einsatz von einer B-1 Lancer gezeigt werden. Die Bodenstarts sollten 2014 stattfinden. Am 3. Juni 2013 wurde der Start aus einem Mk 41 Vertical Launch System (VLS) erfolgreich erprobt. In vier Tests wurde gezeigt, dass die LRASM die Frontkappe des Kanisters durchstoßen kann, ohne dabei beschädigt zu werden. Am 11. Juli 2013 wurden Flüge an der B-1 Lancer abgeschlossen.

Am 27. August 2013 begann der erste Flugtest, nach einem Start von einer B-1. Auf halbem Weg zum Ziel wechselte der Flugkörper von einprogrammierter Route zu autonomer Steuerung. Anschließend entdeckte die Waffe selbstständig ihr Ziel, ein 86 m langes, unbemanntes Schiff, und schlug mit dem inerten Gefechtskopf ein. Ziel des Testfluges war der Suchkopf, welcher von allen Kontakten im Zielgebiet nur das vorher zugewiesene treffen sollte. Der Sucher wird von BAE Systems zugeliefert. Am 17. September 2013 wurde ein LRASM Boosted Test Vehicle (BTV) aus einem Mk 41 VLS-Kanister gestartet. Die Lenkwaffe, mit Eigenmitteln finanziert, verwendete dazu den Booster der RUM-139 VL-ASROC.

Am 12. November 2013 traf die LRASM bei ihrem zweiten Flugtest das Seeziel. Ein B-1B-Bomber klinkte die Waffe aus, welche dann voreinprogrammierten Wegpunkten folgte, die erst während des Fluges übertragen wurden, um kurz vor dem Ziel auf autonome Lenkung zu wechseln. Der Suchkopf arbeitete wieder zur Zufriedenheit. Im Januar 2014 zeigte Lockheed, dass die LRASM mit nur geringen Softwaremodifikationen aus dem Mk 41 VLS verschossen werden kann.

Im Jahr 2018 wurde auf der B-1B Lancer die anfängliche Einsatzbereitschaft erreicht und Mitte 2019 auf der F/A-18E/F Super Hornet. Im Rahmen des 1,4 Milliarden US-Dollar teuren Programms sollen insgesamt 124 Lenkwaffen beschafft werden. Die verhältnismäßig geringe Stückzahl ist auf eine veränderte Beschaffungsstrategie der US Navy zurückzuführen: Anstatt ein langwieriges Programm mit meist deutlich über einem Jahrzehnt Entwicklungszeit zu starten, wurde das LRASM-Programm mit Hilfe von bereits existierender Technologie gestartet, allerdings ohne eine kosteneffiziente Ausschreibung oder grundlegende Neuentwicklungen. Daher wird im Rahmen des zweiten Teils des OASuW-Programms ein klassisches Auswahl- und Design-Verfahren durchgeführt um eine neue und für den Anti-Schiffseinsatz angepasste Lenkwaffe zu entwickeln, die dann auch in großen Stückzahlen beschafft wird. Im Februar 2020 hat Australien die Bestellung von 200 Marschflugkörpern bekannt gegeben.

Commons: Long Range Anti-Ship Missile – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Nutzer

Einzelnachweise

  1. 1 2 Navyrecognition: Long Range Anti-Ship Missile – AGM-154C
  2. 1 2 3 U.S. Navy’s New Weapons Extend Reach For Future Sea Battles. 22. November 2016, abgerufen am 22. November 2016.
  3. 1 2 Navy moves Long-Range Anti-Ship Missile (LRASM) project forward to integration and test. 16. Mai 2016, abgerufen am 22. November 2016.
  4. Lockheed Snags DARPA Anti-Ship Missile Award, AVIATION WEEK. Abgerufen am 14. November 2010
  5. Long Range Anti-Ship Missile (LRASM). DARPA, 2012, archiviert vom Original am 9. August 2012; abgerufen am 30. Juni 2012.
  6. Lockheed Martin Receives $71 Million Long Range Anti-Ship Missile Contract – Lockheed press release, March 5, 2013
  7. LRASM Successfully Completes Vertical Launch System Tests – Deagel.com, June 3, 2013
  8. Dave Majumdar: Lockheed LRASM completes captive carry tests. In: The DEW Line. Flightglobal, 11. Juli 2013, archiviert vom Original am 8. August 2013; abgerufen am 16. August 2014.
  9. SAM FELLMAN. „DARPA Testing New Ship-Killing Missile (Memento vom 20. Oktober 2013 im Webarchiv archive.today)DefenseNews, October 10, 2013. Accessed: October 20, 2013.
  10. Darpa Tests Jassm-Based Stealthy Anti-Ship Missile (Memento vom 20. Oktober 2013 im Internet Archive) – Aviationweek.com, 6. September 2013
  11. First LRASM Boosted Test Vehicle Successfully Launched from Mk41 Vertical Launch System – Deagel.com, 17. September 2013
  12. Air-Launched LRASM Successfully Completes Second Flight Test – Deagel.com, 14. November 2013
  13. LRASM Prototype Scores 2nd Successful Flight Test (Memento vom 7. Dezember 2013 im Internet Archive) - Darpa.mil, 3 December 2013
  14. Lockheed Martin Successfully Tests LRASM MK 41 Vertical Launch System Interface – Deagel.com, 15 January 2014
  15. U.S. Naval Institute News: Next-Generation Anti-Ship Missile Achieves Operational Capability with Super Hornets
  16. Australia – Long Range Anti-Ship Missiles (LRASMS) | Defense Security Cooperation Agency.
  17. Australia – Long Range Anti-Ship Missiles (LRASMS) | Defense Security Cooperation Agency.
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