Als Aberkiosinschrift wird eine 22-zeilige, in altgriechischer Sprache verfasste Grabinschrift eines Aberkios aus Hierapolis in Phrygien bezeichnet. Die metrische Inschrift aus dem Ende des 2. Jahrhunderts deutet in Form des hellenistischen Mysterienwesens mit symbolischen, für den Uneingeweihten nicht verständlichen Ausdrücken christliche Lehren und Kultgeheimnisse.

Die zwei Fragmente der Inschrift befinden sich heute in den Vatikanischen Museen in Rom. Durch eine zweite Inschrift aus dem Jahr 216, in der die ursprüngliche Inschrift zitiert wurde, und durch die Vita des Bischofs Aberkios von Hierapolis konnte diese Inschrift vollständig rekonstruiert werden. Sie ist ein wichtiges Zeugnis des frühen Christentums und von großer religionshistorischer Bedeutung.

Übersetzung

Einer auserwählten Stadt Bürger habe ich dies errichtet,
da ich noch lebe, auf dass ich hätte seiner Zeit für
meinen Leib hier eine Stätte.
Aberkios bin ich mit Namen, der welcher Jünger ist
eines reinen Hirten,
der da weidet der Schafe Herden auf Bergen und Fluren,
der Augen hat gewaltig, die überall herniederschauen;
denn er hat mich gelehrt . . . untrügliche Zeichen.
Der nach Rom mich sandte, einen König zu schauen
und eine Königin zu sehen mit goldnem Gewand und
goldnen Sandalen;
einen Stein aber sah ich dort mit einem leuchtenden Gepräge.
Und Syriens Flur sah ich und seine Städte alle ; ich überschritt
den Euphrat und sah Nisibis. Überall aber gewann ich Kultgenossen;
Paulos war mein (Begleiter?). Nestis leitete mich überall
und schaffte mir Nahrung überall, einen Fisch vom Quellwasser
gar gross und rein, den gefangen hatte eine reine Jungfrau,
und den gewährte sie den Genossen immer zu essen
und spendete Wein in guter Mischung mit Brot.
Dies habe ich Aberkios unter meiner eignen Aufsicht so
zu schreiben geheissen.
Das zweiundsiebzigste Jahr hab' ich wirklich vollbracht.
Wer dies versteht, bitte für Aberkios, ein jeder Genosse.
Aber keiner soll in mein Grab noch einen andern oben
darauf beisetzen.
Wenn er es thut, soll er dem römischen Fiscus spenden
zweitausend Goldstücke
und der guten Vaterstadt Hierapolis tausend Goldstücke.
Übersetzung nach Albrecht Dieterich.

Literatur

  • Albrecht Dieterich: Die Grabschrift des Aberkios, Teubner, Leipzig 1896 Digitalisat.
  • Vera Hirschmann: Untersuchungen zur Grabschrift des Aberkios. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, Band 129 (2000), S. 109–116 (online (PDF), abgerufen 28. Juli 2015). (Mit Forschungsgeschichte, griechischem Text und deutscher Übersetzung.)
  • Eckhard Wirbelauer: Aberkios, der Schüler des Reinen Hirten, im Römischen Reich des 2. Jahrhunderts, Historia 51 (2002), S. 359–382 (online (PDF), abgerufen 28. Juli 2015). (Mit Forschungsgeschichte, griechischem Text und deutscher Übersetzung.)
  • Vera Hirschmann: Ungelöste Rätsel? Nochmals zur Grabschrift des Aberkios. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, Band 145 (2003), S. 133–139.

Anmerkungen

  1. Text und Übersetzung bei Franz Joseph Dölger: Ichthys 2., Münster 1922, S. 457–459 sowie Hermann Strathmann, Theodor Klauser: Aberkios. In: Reallexikon für Antike und Christentum 1 (1950), Sp. 13–14; ferner Armand Abel: Étude sur l’inscription d’Abercius. In: Byzantion 3 (1926), S. 321–411.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.