Abri du Bois-du-Roc

Wald von Bois-du-Roc

Lage: Département Charente, Frankreich
Höhe: 120 m
Geographische
Lage:
45° 41′ 2″ N,  25′ 16″ O
Geologie: Jurakalk
Entdeckung: um 1870
Besonderheiten: Monument Historique

Der Abri du Bois-du-Roc ist ein Abri des Jungpaläolithikums in der ehemaligen französischen Gemeinde Vilhonneur, 21 Kilometer östlich von Angoulême (Département Charente, Region Nouvelle-Aquitaine).

Geographie und Beschreibung

Der Abri du Bois-du-Roc, auch als Abri André Ragout oder nur als Bois-du-Roc bezeichnet, befindet sich an einem bewaldeten Hügel 300 Meter nordnordöstlich des Ortszentrums von Vilhonneur. Auf der IGN-Karte erscheint der Abri am Roc Plat, einem vom restlichen Kalkplateau isolierten Kalkhügel entlang der linken Talseite der Tardoire. Die Fundstätten Grotte du Placard und Grotte du Visage sind nicht weit entfernt. Direkt neben dem Abri liegen die Grotte des Fades (Nummer 1 und 2), sowie etwas weiter entfernt der Abri du Chasseur und der Grand Abri.

Der in etwa rechteckige Abri du Bois-du-Roc misst 16 Meter in der Länge und 11 Meter in der Breite. Sein einstiges Kalkdach war während des Magdaléniens eingestürzt.

Geologie

Anstehend sind am Roc Plat Jurasedimente des nördlichen Aquitanischen Beckens – flach liegende Kalke des unteren und mittleren Bajociums. Diese bilden gegenüber dem holozänen Alluvium der etwas weiter östlich vorbeimäandrierenden Tardoire eine Steilwand, den Abrupt des Borderons. Das Bajocium zeigt starke Verkarstungserscheinungen (Karst von La Rochefoucauld) mit zahlreichen Höhlenbildungen in der Umgebung von Vilhonneur.

Geschichte

Der Abri du Bois-du-Roc ist spätestens seit 1870 bekannt. Entdeckt wurde er von den beiden Äbten Bourgeois und Delaunay. Grabungen wurden sodann von Fermond, Chauvet,Gabriel de Mortillet und anderen durchgeführt. Im 20. Jahrhundert geriet die Fundstelle in Vergessenheit und wurde erst in den dreißiger Jahren von André Ragout entlang der Ostseite des Bois-du-Roc wiederentdeckt, daher auch die Bezeichnung Abri André Ragout. Dieser verstarb jedoch bereits im Jahr 1940, ohne mit Grabungsarbeiten beginnen zu können. Die Fundstelle wurde sodann verwüstet und geplündert. Eine Untersuchung des Schutts im Jahr 1956 konnte noch drei Lagen auseinanderhalten: Bronzezeit, Solutréen und Périgordien mit 99 Noailles-Sticheln.

Mit Erlass vom 22. April 1991 wurden der Abri du Bois-du-Roc und der Abri du Chasseur als Monument Historique eingeschrieben.

Stratigraphie

Die obere Schicht enthält neben bronzezeitlichen Artefakten zahlreiche Rentierknochen, sie ist aber mit der unterlagernden Schicht, die ins frühe Magdalénien datiert werden konnte, stark vermischt. In der darunter folgenden Lage fanden sich Überreste einer Feuerstelle aus dem späten Solutréen. Sie wird durch eine gelbe schlammige Zwischenlage vom basalen Périgordien abgetrennt (Périgordien IV und Périgordien V).

Artefakte

Es fanden sich im Abri zahlreiche Keramikscherben, die für die Bronzezeit charakteristisch sind. Nach ihnen wurde daher auch der bronzezeitliche Keramikstil Bois-du-Roc in die Fachliteratur eingeführt. Unter den Keramiken waren eine Spinnwirtel, Scherben mit dekorativer Ritzzeichnung und ein Vasenfragment zugegen. Die Keramiken zeichnen sich durch Kerbschnitt aus und dürften vorwiegend aus der Spätphase der Bronzezeit stammen, wobei Anklänge zur Mittelbronze aber auch zur Hallstattzeit (Hallstatt I) zu verzeichnen sind.

Die Lage aus dem Magdalénien enthielt ihrerseits zwei Feuerstellen. Es handelt sich hier um frühes Magdalénien gekennzeichnet durch Kratzer (Protomagdalénien I und Magdalénien II).

Generell unter den Artefakten sind anzuführen: 151 Stichel (aus den Grabungen von 1956), 6 Dorne, 22 Schaber sowie Kratzer, Klingen mit abgestumpften Rücken und einige Knochengegenstände, darunter ein Anhänger.

Die in der Schicht des Solutréens angetroffenen Kerbspitzen sind identisch mit den Kerbspitzen in der weniger als einen Kilometer entfernten Höhle Grotte du Placard. Als Ausgangsmaterial wurde Feuerstein, Quarz und Jaspis verwendet. Die älteste Lage enthielt unter anderem auch Gravettespitzen, Kerbspitzen, Lorbeerblattspitzen, rückengestumpfte Klingen und 109 Noailles-Stichel – mit 18 bis 54 Millimeter Länge die kleinsten Werkzeuge des Jungpaläolithikums. Unter den Noailles-Sticheln waren 21 aus Feuerstein oder Jaspis. Die Stichel können wie folgt typisiert werden: 71 Einfachstichel auf Abschlagbasis, 47 Doppelstichel, Doppelstichel auf Abschlagbasis, Bilateralstichel auf Klingenbasis, nebeneinanderliegende Zweiender auf Klingenbasis, entgegengesetzte Zweiender auf Klingenbasis und 9 Dreifachstichel auf Klingenbasis.

Als Schmuck dienten ein durchbohrter Zahn, eine Muschelschale, eine Nadel und beritzte Knochen.

Archäozoologie

Neben den bereits erwähnten Rentieren fanden sich Knochen von Großrindern, Pferden, Hirsch, Steinbock und anderen.

Einzelnachweise

  1. G. Le Pochat u. a.: Montbron. In: Carte géologique de la France à 1/50 000. BRGM, 1986.
  2. G. Delaunay: Une station de l’âge du Bronze à Vilhonneur. In: Mat. p. l’hist. pr. d. l’h. 1878, S. 299–305.
  3. J. Fermond: Notice sur les différents âges de la pierre et sur l’âge du bronze dans la vallée de la Tardoire. Impr. de la Charente, Angoulême 1873.
  4. Gustave Chauvet: Poteries préhistoriques à ornements géometriques en creux (vallée de la Charente). In: C. R. Congr. int. d’anthr. et d’arch. préh. XIIe session. Paris 1900.
  5. Gabriel de Mortillet: Habitations de l’âge du bronze. In: Rev. Ecole d’Anthrop. 1894, S. 34.
  6. Lionel Balout: Un gisement martyr: L’Abri André Ragout, au Bois-du-Roc (Vilhonneur - Charente). In: Bulletin de la Société Préhistorique Française. vol. 54, nos 1-2, 1957.
  7. Abri du Bois-du-Roc in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
  8. Lionel Balout: Fouilles de 1957. In: Bulletin de la Société préhistorique française. vol. 55, no 10, 1958, S. 599–627.
  9. Etienne Patte: Quelques poteries de l’Age du Bronze venant du Bois du Roc (Charente). In: Revue archéologique du Centre de la France. 1974, S. 235–256.
  10. Jacques Tixier: Les burins de Noailles de l’abri André Ragout. In: Bulletin de la Société préhistorique française. vol. 55, no 10, 1958.
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