Abu Sayyaf (أبو سيّاف, DMG Abū sayyāf ‚Schwertkämpfer‘), auch Abu Sayyaf Group (ASG) oder Abu Sajaf oder Abu Seif geschrieben, auch al-Haraka al-Islamiyya („Die Islamische Bewegung“) genannt, ist eine islamistische Terrororganisation im muslimischen Süden der Philippinen, die seit ihrer Gründung 1991 besonders im Bereich der Inseln des Sulu-Archipels, darunter Basilan, Jolo und Tawi-Tawi Island, sowie auf der Insel Mindanao operiert.

Das durch den Moro-Konflikt geprägte Ziel von Abu Sayyaf ist die Errichtung eines islamischen Gottesstaates auf den Südinseln der Philippinen. Die Gruppe steht auf der US-amerikanischen Liste der als terroristisch bezeichneten Organisationen im Ausland.

Die Organisationen ist benannt nach dem Beinamen „Abu Sayyaf“, den der spätere Anführer der Gruppe Abdurajik Abubakar Janjalani (Abd al-Raziq Abu Bakr Janjalani, Abd al-Rajak Janjalani; 1998 in einem Gefecht mit der Polizei getötet) in den 1980er Jahren als Mudschahed in Afghanistan führte. Der Name setzt sich aus dem häufigen arabischen Beinamen „Abu“ (أبو = Vater) und „Sayyaf“ (سياف = Schwertträger oder Schwertkämpfer) zusammen.

Entstehung und Ziele

Die Terrorgruppe ging aus der Moro National Liberation Front (MNLF) auf Mindanao hervor. Ihr Gründer Abdurajik Abubakar Janjalani lehnte die zunehmend gemäßigtere Linie der Befreiungsfront ab und formierte 1991 die islamistische Organisation Abu Sayyaf, der sich weitere MNLF-Anhänger anschlossen. Manche Mitglieder hatten zuvor wie auch Janjalani im afghanischen Bürgerkrieg und Krieg mit der Sowjetunion gekämpft und waren dafür in Lagern in Afghanistan, Pakistan und Saudi-Arabien ausgebildet worden.

Zu den erklärten Zielen der Gruppe gehört die Sezession der muslimischen Gebiete im Süden der Philippinen, für die Errichtung eines islamischen Gottesstaates sollten die einheimischen Christen zunächst durch blutige Gewaltakte vertrieben werden. Zu den frühen Aktionen zählten vor allem Bombenanschläge und Granatenangriffe. In der Folge wurden die Aktivitäten der Organisation oftmals durch Raub, Erpressung und Entführung, besonders von Ausländern, finanziert.

Abu Sayyaf gilt als radikalste und gewalttätigste Separatistengruppe auf den Philippinen, nach Ablauf von gesetzten Ultimaten werden angedrohte Handlungen oft sehr konsequent durchgeführt. So kam es mehrfach zu brutalen Hinrichtungen von Geiseln, zumeist durch Enthauptung.

Organisation und Operationsgebiet

Langjährige Führer waren Abdurajik Abubakar Janjalani und nach dessen Tod im Jahr 1998 sein jüngerer Bruder Khaddafy Janjalani. Die zunächst hierarchische Kommandostruktur unter dem älteren Janjalani hat sich zunehmend in einen dezentralen Verbund lokaler Gruppen um prominente Führungsköpfe gewandelt.

Abu Sayyaf soll intensive Kontakte zu anderen extremistisch islamischen Bewegungen und Terrororganisationen wie etwa al-Qaida oder Jemaah Islamiyah unterhalten. Die Gruppierung versucht in den durch Armut geprägten Regionen der Moros gezielt muslimische Jugendliche anzuziehen, die politisch unzufrieden und islamistisch eingestellt sind. Den Kern sollen ursprünglich etwa 200 Anhänger gebildet haben, phasenweise rechnete man mit rund 2000 Unterstützern.

Das Zentrum des Operationsgebiets befindet sich auf dem zur Region Bangsamoro gehörenden Sulu-Archipel, über den sich Kämpfergruppen mit Schnellbooten mobil zu bewegen vermögen. Im Schutz des Dschungels stehen diverse Camps inklusive alter Tunnelsysteme aus dem Pazifikkrieg zur Verfügung, die japanische Truppen nach der Besetzung der Philippinen ab 1942 angelegt hatten.

Besonders auf den Inseln Jolo in der Provinz Sulu und Basilan in der gleichnamigen Provinz agieren die Terroristen immer wieder konfrontativ und können ihre Standorte bei Militärangriffen mit Hilfe eines Unterstützernetzwerks rasch wechseln. Tawi-Tawi Island (Provinz Tawi-Tawi) fungiert als Rückzugsareal, aber auch als Vorposten und Durchgangsstation für Aktionen, die sich bis Malaysia (wie bei der Sipadan-Entführung im Jahr 2000 vornehmlich im Bundesstaat Sabah auf der Insel Borneo) und Indonesien erstrecken können.

Auf der Insel Mindanao steht in erster Linie der Süden im Fokus der Organisation, vor allem die Region Zamboanga Peninsula auf der gleichnamigen Halbinsel. Auch in den Regionen SOCCSKSARGEN, Davao und Northern Mindanao ist die Gruppe bereits aktiv geworden, allein die nördlichste und römisch-katholisch beeinflusste Region Caraga wird kaum erreicht.

Militärische Reaktion der Regierung

Die philippinische Regierung verfolgt seit jeher einen harten militärischen Kurs gegen die Terrorgruppe und lehnt Verhandlungen über politische Forderungen oder Lösegeldzahlungen nach Geiselnahmen in der Regel strikt ab. Bei Angriffen auf die Terroristen wird die Gefährdung von Entführungsopfern oder der Zivilbevölkerung durchaus auch in Kauf genommen. Ab Januar 2002 erfuhr die Bekämpfung Unterstützung durch die Streitkräfte der Vereinigten Staaten infolge einer Ausweitung der Operation Enduring Freedom beim weltweiten Krieg gegen den Terror.

Nachdem im Juli 2014 zahlreiche Führer und Anhänger von Abu Sayyaf dem Islamischen Staat die Treue schworen und fortan unter dessen Flagge einen Zusammenschluss mit anderen regionalen Terrororganisationen anstrebten, wurden die Armeeoperationen unter Präsident Rodrigo Duterte ab Sommer 2016 abermals intensiviert. Seitdem staatliche Truppen im Jahr 2017 aus der Schlacht um Marawi siegreich hervorgingen, haben sich Mitgliederzahl und Schlagkraft der Gruppe im Zuge weiterer Militärinterventionen anscheinend sukzessive verringert.

Geschichte und Aktionen

Anfänge unter Führung von A. Janjalani (1991 bis 1998)

Einen der ersten Anschläge verübte Abu Sayyaf im August 1991 auf eine Veranstaltung des christlichen Hilfs- und Missionsschiffs Doulos an der Western Mindanao State University in Zamboanga City, bei dem mit Sofia Sigridsson aus Schweden und Karen Goldsworthy aus Neuseeland zwei Besatzungsmitglieder starben.

1995 erreichte die Gruppe internationale Aufmerksamkeit durch einen seegestützten Angriff auf die mehrheitlich von Christen bewohnte Stadt Ipil auf Mindanao, an dem mehr als 200 bewaffnete Kämpfer beteiligt waren. Bei diesem Massaker wurde das wirtschaftliche Zentrum der Stadt zerstört, die sieben Banken der Stadt beraubt und 53 Einwohner getötet. Die Terroristen flohen mit Geiseln in die Wälder; viele der Gefangenen wurden später mit Messern zu Tode gehackt.

Im selben Jahr unterstützte die Gruppe zusammen mit anderen islamistischen Organisationen zudem die Vorbereitungen der al-Qaida bei der Operation Bojinka, welche einen Großanschlag während des Weltjugendtags in Manila vorsah. Dabei sollten durch die Sprengung von elf Verkehrsflugzeugen über dem Pazifik etwa 4000 Passagiere getötet werden und durch den Einsatz von zwanzig Selbstmordattentätern am Weltjugendtag Papst Johannes Paul II. und so viele Gläubige wie möglich ermordet werden.

Am 18. Dezember 1998 wurde Abdurajik Abubakar Janjalani bei einem Schusswechsel mit der Polizei auf Basilan getötet. Die Führung wurde nach Informationen der philippinischen Armee anschließend von seinem jüngeren Bruder Khadaffy Janjalani übernommen, unter dem besonders die Zahl der Entführungsfälle deutlich anstieg.

Massenentführungen unter K. Janjalani (1998 bis 2006)

Janjalani stand einer Kämpfergruppe voran, die nach einem fehlgeschlagenen Angriff auf einen Militärstützpunkt auf Basilan am 20. März 2000 zahlreiche Geiseln in einer katholischen Schule nahm, darunter mehrheitlich Schulkinder, einige Lehrer sowie der Direktor und Priester Roel Gallardo. Nachdem die von der Armee verfolgten Entführer am 19. April zwei Lehrer enthauptet hatten, wurden die meisten Verschleppten am 3. Mai 2000 gewaltsam befreit. Drei weitere Lehrer und Gallardo wurden dabei tot aufgefunden, ihre Körper wiesen teils Spuren von schwerer Folter auf.

Am 23. April 2000 überfielen 18 Anhänger von Abu Sayyaf eine Gruppe von zehn Touristen und elf Hotelangestellten in einem Taucher-Resort auf der zu Malaysia gehörenden Insel Sipadan und verschleppten sie mit Schnellbooten zur Insel Jolo. Unter den touristischen Geiseln befanden sich neben zwei Franzosen, zwei Finnen, zwei Südafrikanern und einer Franco-Libanesin drei Angehörige der deutschen Familie Wallert. Das Abu-Sayyaf-Mitglied Ghalib Andang, auch Commander Robot genannt, führte diese Gruppe an (siehe Artikel zum Entführungsfall Abu Sajaf). Zwischenzeitlich gerieten auch mehrere Journalisten in Gefangenschaft, die vor Ort aus dem Geisellager berichtet hatten, darunter ein dreiköpfiges Team um die Reporterin Maryse Burgot vom TV-Sender France 2 sowie der deutsche Korrespondent Andreas Lorenz vom Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Im Laufe der nächsten Monate wurden die meisten Geiseln entlassen, die Touristen und das TV-Team nach Vermittlung und Lösegeldzahlung durch den libyschen Staatschef Muammar al-Gaddafi. Die beiden Mitarbeiter von Maryse Burgot, der Kameramann Jean-Jacques Le Garrec und der Tontechniker Roland Madura, wurden zunächst weiterhin festgehalten, konnten jedoch am 20. September 2000 während eines Militärangriffs fliehen. Hiernach verblieb aus dieser Geiselgruppe nur der Filipino Roland Ullah in Gefangenschaft, der erst am 4. Juni 2003 befreit wurde.

Am 27. Mai 2001 verschleppte Abu Sayyaf unter der Führung von Aldam Tilao alias Abu Sabaya 20 Touristen und Angestellte aus dem Resort Dos Palmas nahe Puerto Princesa auf der Insel Palawan. Als sich die Geiselanzahl Anfang Juni durch weitere Entführungen von Einheimischen, darunter Patienten und Bedienstete aus einem Krankenhaus in Lamitan City, stetig vergrößerte, kam es auf der Insel Basilan zu schweren Kampfhandlungen mit Einheiten der Armee, die wiederholte Befreiungsversuche unternahm. In der zunehmend wie auch anhaltend unübersichtlichen Situation wurden mehrere philippinische Gefangene ermordet, anderen gelang hingegen die Flucht. Am 12. Juni, dem Nationalfeiertag zur Unabhängigkeit von Spanien, wurde zudem der US-Tourist Guillermo Sobero enthauptet. Nach über einem Jahr Gefangenschaft wurden die letzten Geiseln am 7. Juni 2002 gewaltsam befreit, wobei die philippinische Krankenschwester Ediborah Yap und der US-Bürger Martin Burnham durch Schüsse getötet wurden; seine Ehefrau Gracia Burnham überlebte verletzt.

Aldam Tilao wurde nur wenige Tage später erschossen, als er am 21. Juni 2002 versuchte, sich per Boot einem Militärzugriff zu entziehen. Im Jahr 2003 wurde mit der Tötung von Mujib Susukan im Februar und der Verhaftung von Wortführer Ghalib Andang im Dezember die Doppelspitze beim Sipadan-Kidnapping ausgeschaltet. Der mittlerweile nach einer Schussverletzung beinamputierte Commander Robot wurde am 15. März 2005 bei einer Gefängnisrevolte in Manila getötet, wobei auch der bereits 2001 verhaftete Planungsexperte Nadzmie Sabtulah (alias Commander Global) sowie Alhamser Limbong (Kampfname Commander Kosovo), der mit Abu Sabaya die Gruppe auf Basilan geleitet hatte, ums Leben kamen.

Abu Sayyaf verübte darüber hinaus auch weiterhin Bombenanschläge, so zu Silvester 2000 auf 2001 in Manila. Dabei starben mindestens 22 Menschen, mehr als 100 wurden zum Teil schwer verletzt. Am 21. April 2002 riss ein Sprengsatz vor einem Kaufhaus in General Santos 14 Passanten in den Tod. Am 4. März 2003 forderte ein Bombenanschlag auf den Francisco Bangoy International Airport in Davao City 21 Opfer und rund 150 Verletzte. Kurz darauf bekannte sich die Terrorgruppe zu dem Attentat. Am 27. Februar 2004 versenkte Abu Sayyaf durch einen Bombenanschlag in der Bucht von Manila die Fähre SuperFerry 14 mit etwa 900 Passagieren an Bord, wobei 116 Personen getötet wurden.

Anführer Khadaffy Janjalani kam am 4. September 2006 bei einem Schusswechsel mit Regierungstruppen auf Jolo ums Leben. Am 20. Januar 2007 wurde sein Tod bestätigt, nachdem eine Ende Dezember gefundene Leiche durch den Abgleich einer DNA-Analyse mit seinem Bruder identifiziert worden war. Kurz zuvor, am 16. Januar 2007, war mit Jainal Antel Sali junior alias Abu Sulaiman ein weiteres Führungsmitglied bei einer versuchten Festnahme auf Jolo erschossen worden, nach dem im Zusammenhang mit dem Dos-Palmas-Kidnapping und dem Anschlag auf die Fähre gefahndet worden war.

Übergangsphase und Geiselgeschäft (2006 bis 2014)

Nachdem zwei hochrangige Anführer binnen Wochen eliminiert worden waren, stiegen in der folgenden Zeit die langjährigen Anhänger Isnilon Hapilon auf Basilan und Radullan Sahiron alias Commander Putol auf Jolo in die Führungsspitze von Abu Sayyaf auf. Hapilon war bereits im Februar 2006 zusammen mit den nun getöteten Janjalani und Sali vom US-amerikanischen Federal Bureau of Investigation auf die Fahndungsliste FBI Most Wanted Terrorists gesetzt worden; ab November 2012 wurde auch Sahiron, der schon in den 1970er Jahren bei Kämpfen seinen rechten Unterarm verloren hatte, darauf geführt.

Im April 2007 wurden sieben einheimische Christen im Süden der Philippinen von der Gruppe verschleppt und enthauptet. Zunächst hatte die Organisation vergeblich knapp 80.000 Euro Lösegeld gefordert. Danach zwangen sie Zivilisten, die abgetrennten Köpfe in zwei Kasernen der philippinischen Armee abzugeben.

Im Juni 2008 wurde die philippinische Journalistin Ces Drilon vom Medienunternehmen ABS-CBN Corporation mit zwei Kameramännern in Maimbung gekidnappt. Im Laufe der nächsten Tage kamen alle wieder frei, offenbar nach Zahlung von Lösegeld. Eine weitere Entführung ereignete sich im Januar 2009, als drei Red-Cross-Mitarbeiter festgesetzt wurden. Der Schweizer Andreas Notter und die Filipina Mary Jane Lacaba wurden im April freigelassen, der Italiener Eugenio Vagni im Juli 2009. Der für diese Entführungen mutmaßlich verantwortliche ASG-Leader Albader Parad wurde am 21. Februar 2010 bei einer Militäraktion auf Jolo durch Schüsse getötet.

Im Dezember 2011 wurde der australische Staatsbürger Warren Rodwell auf Mindanao entführt und blieb bis März 2013 in Gefangenschaft. Am 1. Februar 2012 wurden zwei Ornithologen, Lorenzo Vinciguerra aus der Schweiz und Ewold Horn aus den Niederlanden, bei der Suche nach dem seltenen Suluhornvogel auf Tawi-Tawi verschleppt. Vinciguerra konnte Anfang Dezember 2014 während des Angriffs einer Task Force entkommen, nachdem er einen seiner Bewacher erstochen hatte. Nach mehr als sieben Jahren Geiselhaft wurde Horn Ende Mai 2019 bei einem vergleichbaren Fluchtversuch erschossen.

Am 17. April 2014 wurden die deutschen Segler Henrike Dielen und Stefan Okonek nahe der Insel Palawan entführt und nach Jolo verbracht. Die Terroristen verlangten vier Millionen Euro für ihre Freilassung und drohten mit der Enthauptung von einer der beiden Geiseln, wenn die Forderung nicht erfüllt wird. Nach Gesprächen mit dem Auswärtigen Amt der Bundesregierung kam das Paar am 17. Oktober 2014 letztlich frei.

IS-Anschluss und Schlacht um Marawi (2014 bis 2017)

Im Juli 2014 wurde ein Video veröffentlicht, in dem Rädelsführer Isnilon Hapilon dem IS-Chef Abū Bakr al-Baghdādī die Treue schwor. Radullan Sahiron unterstützte dieses Statement. Die Terrororganisation, der bis dahin enge Verbindungen zu al-Qaida nachgesagt wurden, schloss sich damit dem Islamischen Staat an. In der Folge intensivierte die Gruppe ihr Bestreben, neben den zahlreichen Entführungen von einheimischen Personen und asiatischen Seeleuten oder Fischern insbesondere westliche Touristen als Geiseln festzusetzen und diese in Videos vorzuführen sowie teils auch hinzurichten.

Am 15. Mai 2015 wurde die Gastronomin Thien Nyuk Fun zusammen mit dem Elektroingenieur Bernard Then aus ihrem Seafood Restaurant im malaysischen Sandakan entführt und nach Jolo verbracht. Nachdem Lösegeld geleistet und Thien Anfang November freigelassen wurde, führten wohl Unstimmigkeiten bezüglich weiterer Zahlungen einige Tage später zur Enthauptung von Then.

Am 21. September 2015 wurden von einem in der Island Garden City of Samal gelegenen Urlaubsresort John Ridsdel und Robert Hall aus Kanada, Halls philippinische Freundin Teresita Flor und der norwegische Ressortleiter Kjartan Sekkingstad nach Jolo verschleppt. Die Terroristen bedrohten ihre Geiseln in mehreren Videos mit dem Tode, Verhandlungen mit der Regierung Kanadas zu den Lösegeldforderungen scheiterten jedoch und konnten auch nicht von privater Seite in erforderlicher Höhe erfüllt werden. Daraufhin wurde nach Ablauf einer gesetzten Frist zunächst John Ridsdel im April 2016 vor laufender Kamera enthauptet. Robert Hall teilte dieses Schicksal im folgenden Juni, auch von seiner Enthauptung wurde ein Video veröffentlicht. Teresita Flor kam bald darauf noch im selben Monat frei. Kjartan Sekkingstad wurde am 17. September 2016 aus der Geiselhaft entlassen, zu etwaigen Geldzahlungen wurden keine Angaben gemacht.

Am 30. Juni 2016 wurde Rodrigo Duterte als Präsident der Philippinen vereidigt, der im Wahlkampf ein hartes Vorgehen gegen Abu Sayyaf versprochen hatte. Nachdem die Terrororganisation den einheimischen Teenager Patrick James Almodovar entführt und im August 2016 enthauptet hatte, kündigte Duterte eine massive Verstärkung der Militärpräsenz im Süden des Landes an. Kurz darauf verübten Mitglieder der salafistischen Miliz Pangkat ng Maute offenbar in Abstimmung mit Abu Sayyaf am 2. September 2016 einen Bombenanschlag auf den Roxas Night Market in Dutertes Heimatstadt Davao City, der 15 Menschen das Leben kostete.

Am 5. November 2016 wurde die Yacht des deutschen Seglers Jürgen Kantner unweit der Insel Tawi-Tawi angegriffen, seine sich zur Wehr setzende Lebensgefährtin Sabine Merz wurde dabei erschossen. Kantner wurde in den Dschungel von Jolo verschleppt und in mehreren Videos vorgeführt, im Januar 2017 wurde in einem die Forderung nach einer Lösegeldzahlung erhoben. Nachdem die Frist für die Verhandlungen, bei denen 30 Millionen Pesos (rund 600.000 Euro) verlangt wurden, am 26. Februar 2017 offenkundig fruchtlos verstrichen war, wurde Kantner von einem seiner Entführer mit einem machetenähnlichen Messer, das üblicherweise bei der Ernte von Zuckerrohr eingesetzt wird, enthauptet. Ein Video der Tat wurde im Internet veröffentlicht.

Am 12. April 2017 wurde bekannt, dass am Vortag sechs Abu-Sayyaf-Anhänger bei einem Feuergefecht mit Sicherheitskräften auf der Insel Bohol getötet worden waren, wodurch vermutlich ein weiterer Entführungsversuch von westlichen Touristen vereitelt werden konnte. Unter den Toten befand sich mit Muamar Askali alias Abu Rami ein führender Kommandeur und Sprecher der Gruppe, der auch an den Hinrichtungen von Ridsdel, Hall und Kantner beteiligt gewesen sein soll.

Nach einer Reihe von Militäroffensiven kam es ab dem 23. Mai 2017 in Marawi auf der Insel Mindanao zu schweren Kämpfen zwischen Regierungstruppen und zahlreichen Mitgliedern von verschiedenen Terrorgruppen, die sich in der Stadt zusammengeschlossen und verschanzt hatten. Neben der Maute group waren auch Abu-Sayyaf-Anhänger daran beteiligt, darunter der inzwischen zum IS-Emir in Südostasien ernannte Isnilon Hapilon. Duterte verhängte daraufhin das Kriegsrecht über die Insel. Der Waffenkonflikt erstreckte sich über fünf Monate und verursachte die nahezu vollständige Zerstörung der Stadt, deren Bewohner vielfach zwischen die Fronten oder teilweise auch in Geiselhaft gerieten. Als Hapilon am 16. Oktober 2017 gemeinsam mit Maute-Anführer Omar Maute getötet wurde, kündigte die Armee das offizielle Ende des Einsatzes für den 23. Oktober 2017 an. Die Maute-Gruppe galt fortan als zerschlagen, da Co-Leader Abdullah Maute bereits am 7. August ums Leben gekommen war und zudem alle fünf weiteren Maute-Brüder bei der Schlacht ebenfalls verstorben waren. Insgesamt sollen an die 1000 Terrorkämpfer in Marawi gefallen sein, daher wurde auch Abu Sayyaf als geschwächt angesehen. Die Stadt wurde zum Sperrgebiet erklärt.

Anschläge auf Jolo und Schwächung der Gruppe (seit 2017)

Beim Anschlag auf die Kathedrale von Jolo im Januar 2019 wurden durch zwei Bombenexplosionen 20 Personen getötet und 111 zusätzlich verletzt. Der Terrorakt wurde mutmaßlich von Abu-Sayyaf-Anhängern ausgeführt, die dem IS unterstanden. Gleiches wurde für ein Selbstmordattentat nahe der Kathedrale von Jolo im August 2020 angenommen, bei dem 15 Menschen und die zwei Täterinnen starben. Bei einer von beiden handelte es sich um die Witwe von Norman Lasuca, der bei einem Anschlag auf einen Militärstützpunkt in Indanan, welcher im Juni 2019 sechs Todesopfer gefordert hatte, als erster philippinischstämmiger Selbstmordattentäter identifiziert worden war.

Im Jahr 2020 vermeldete das Militär weitere Schläge gegen die Führungsebene von Abu Sayyaf, als im September Furuji Indama auf Basilan und bereits im Juli Hatib Hajan Sawadjaan auf Jolo bei Feuergefechten getötet wurden. Seitdem gilt Sawadjaans Neffe Mundi Sawadjaan als eine der Schlüsselfiguren der Gruppe auf dem Sulu-Archipel. Im März 2021 befreite die Armee auf Tawi-Tawi vier zu Beginn des Vorjahrs entführte indonesische Fischer (ein fünfter war Monate zuvor infolge eines Fluchtversuchs ums Leben gekommen), wobei der ASG-Kommandeur Majan Sahidjuan erschossen wurde. Radullan Sahiron soll am 8. März 2023 in Patikul verstorben sein, eine finale Bestätigung liegt dazu bislang noch nicht vor.

 Wikinews: Abu Sayyaf – in den Nachrichten
Commons: Abu Sayyaf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  3. 1 2 Asaf Maliach: Islamic Terrorism in the Philippines. Institute for Counter-Terrorism (ICT), Interdisciplinary Center (IDC), archiviert vom Original am 22. Februar 2007; abgerufen am 18. Dezember 2013 (englisch).
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  55. Raul Dancel: Abu Sayyaf releases video of German hostage's beheading The Straits Times, 27. Februar 2017 (englisch)
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