Achmed Chalidowitsch Sakajew (tschetschenisch Заки Хьалид кІант Ахьмад, russisch Ахме́д Хали́дович Зака́ев; * 26. April 1959 in Kirowski, Oblast Taldy-Kurgan, Kasachische SSR, UdSSR) ist ein tschetschenischer Schauspieler und späterer Politiker, seit Ende 2007 Ministerpräsident einer tschetschenischen Exilregierung.

Biographie

Sakajew wurde in Kasachstan geboren, wohin seine Familie 1944 deportiert worden war. Kurze Zeit nach seiner Geburt konnte seine Familie nach Tschetschenien in ihren Heimatort Urus-Martan zurückkehren.

Nach der Schule studierte er Choreographie und Schauspiel in Grosny und Woronesch. 1981–1990 war er Schauspieler am Schauspielhaus Chanpascha Nuradilow in Grosny. Ab 1991 war er Vorsitzender der Tschetschenischen Union der Theaterschauspieler. 1994 wurde er unter Dschochar Dudajew Kulturminister der tschetschenischen Republik Itschkerien. 1997 wurde er Außenminister.

Außenminister unter Präsident Maschadow

Achmed Sakajew hatte 1996 die Eroberung Grosnys und 2000 die Verteidigung der Stadt maßgeblich mitorganisiert. Er war Auslandsemissär Aslan Alijewitsch Maschadows, des am 8. März 2005 getöteten tschetschenischen Präsidenten. Sakajew lebte in der Funktion des Vertreters Maschadows in Moskau. 2001 ging er in das politische Asyl nach Großbritannien, der Maschadow-Mitarbeiter Iljas Achmadow setzte sich ins US-Exil ab.

In dieser Funktion wies er die Verantwortung der offiziellen tschetschenischen Regierung für Terroranschläge der jüngsten Geschichte ab, deren Täterschaft von russischer Seite den tschetschenischen Separatisten zugeschrieben wurde. Dazu zählen der Selbstmordanschlag zweier Frauen auf ein von etwa 40.000 Menschen besuchtes Rockfestival in Moskau am 5. Juli 2003, der Selbstmordanschlag einer Frau auf die Moskauer U-Bahn am 6. Februar 2004 und der Doppelabsturz zweier russischer Verkehrsmaschinen am 24. August 2004.

Im Oktober 2002 nahm Sakajew an der Generalversammlung des tschetschenischen Weltkongresses in Kopenhagen teil. Dort wurde er auf Ersuchen der russischen Regierung am 30. Oktober festgenommen. Der Kreml verlangte die Auslieferung Sakajews nach Russland, da man ihm der Verstrickung in die blutige Geiselnahme im Moskauer Dubrowka-Theater, die sich erst wenige Tage zuvor ereignet hatte, bezichtigte. Doch aus den für die Auslieferung vorgelegten Beweismaterialien ergab sich für das dänische Gericht kein hinreichender Tatverdacht, und der Beschuldigte wurde am 2. Dezember 2002 wieder freigelassen.

Aktivitäten nach dem Tod von Maschadow

Mit dem am 1. November 2006 ermordeten russischen Ex-Geheimdienstoffizier Alexander Walterowitsch Litwinenko verband ihn bis zum Tode des Russen eine Freundschaft.

Doku Chamatowitsch Umarow war Präsident der Tschetschenischen Republik Itschkerien (Untergrundregierung der tschetschenischen Separatisten), bis er sich am 31. Oktober 2007 zum Emir des Kaukasus-Emirats erklärte. Die Ausrufung des Emirats wurde von mehreren führenden Angehörigen der tschetschenischen Separatistenbewegung (unter ihnen Achmed Sakajew) abgelehnt. Umarow wird von diesen nicht mehr als Staatspräsident anerkannt. Nun gilt Sakajew, der wohl einflussreichste unter den tschetschenischen Exilpolitikern, selbst als Anführer des tschetschenischen Untergrundes.

So hatte er ab dem 1. August 2009 eine Feuerpause angekündigt. Sein Einfluss auf die Widerstandskräfte endete allerdings vor den wahhabitischen Kräften und islamischen Fundamentalisten.

Am 17. September 2010 wurde Sakajew in Warschau von der polnischen Polizei auf Grund eines internationalen Haftbefehls festgenommen. Er wurde aber bereits nach wenigen Stunden wieder auf freien Fuß gesetzt, da ein Gericht in Warschau eine Untersuchungshaft ablehnte, weil Sakajew seit 2003 politisches Asyl in Großbritannien genießt. Der letzte Entscheid über den Auslieferungsantrag liegt laut einem Mitarbeiter Sakajews beim polnischen Justizminister. Sakajew wollte in Polen an einem Kongress von Exil-Tschetschenen teilnehmen.

Einzelnachweise

  1. Кавказский Узел: Закаев Ахмед Халидович. In: Кавказский Узел. (kavkaz-uzel.eu [abgerufen am 3. Dezember 2017]).
  2. Skurriles Theater um den Herrscher von Itschkeria in: NZZ Online vom 17. September 2010
  3. Frankfurter Rundschau: Kaukasus-Rebell nur kurz in Haft, 17. September 2010
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