Abū Hanīfa Ahmad ibn Dāwūd ad-Dīnawarī (arabisch أبو حنيفة أحمد بن داود الدينورِي, DMG Abū Ḥanīfa Aḥmad b. Dāwūd ad-Dīnawarī; geb. 828 in Dinawar; gest. 889 oder 896) war ein persischer Botaniker, Historiker, Geograph, Astronom und Mathematiker. Er studierte Astronomie, Mathematik sowie Philologie in Isfahan, Kufa und in Basra. Adh-Dhahabī nennt ihn in seiner Gelehrtenbiographie als einen der vielfältigsten Gelehrten seiner Zeit.
Werke
Sein bekanntestes Werk ist ein botanisches Buch Kitāb an-nabāt / كتاب النبات / ‚Das Buch der Pflanzen‘. Er wird unter den ersten Verfassern, die ein Werk in dieser Gattung islamischer Wissenschaften verfasst haben, genannt. Der Verfasser stützte sich dabei weniger auf die Botanik als auf die in der Dichtung der altarabischen Poesie erwähnten Pflanzennamen, die er vom Standpunkt der Philologie und Lexikographie aus erörterte.
Mit seinem Geschichtswerk al-achbār at-tiwāl / الأخبار الطوال / al-aḫbār aṭ-ṭiwāl / ‚Die großen (langen) Geschichten‘ setzte er einen Meilenstein in der islamischen Historiographie. Denn im Mittelpunkt der Weltgeschichte steht der Iran. Die Perser und Alexander der Große spielen im Altertum die Hauptrolle. Der Verfasser behandelt die Geschichte der Sasaniden ausführlich, die Gründung des Islams und die frühislamische Zeit dagegen relativ kurz, die sich in der Zeit von Chosrau II. zugetragen haben. Nach einer Kurzfassung der Geschichte der Araber und der Umayyaden wird die islamische Geschichte von Abd al-Malik ibn Marwan (von 685) bis in die Zeit des Abbasiden al-Mu'tasim bi-'llāh (bis 842) kurz dargestellt.
Seine anderen Werke, von denen Ibn an-Nadīm siebzehn Titel nennt, sind nicht erhalten.
Literatur
- Carl Brockelmann: Geschichte der arabischen Litteratur. Zweite den Supplementbänden angepasste Auflage. Bd. 1. Brill, Leiden 1943, S. 127–128. Erster Supplementband. Brill, Leiden 1937, S. 187.
- The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Bd. 2. Brill, Leiden 1991, S. 300
Weblinks
- Literatur von und über Ad-Dīnawarī im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Englische Teilübersetzung des Geschichtswerks von Michael Richard Jackson Bonner (University of Oxford, Oriental Studies) bzgl. der vorislamischen Zeit
- Dinawari at Encyclopedia Britannica
- Abu-Hanifa Ahmad Dinawari in Encyclopaedia Kurdistanica
Anmerkungen
- ↑ In der Provinz Kermānschāh; siehe: Yāqūt; Muʿǧam al-buldān. Bd. 2. Beirut 1956, S. 545–546.
- ↑ Cahen, Claude (2006). Young, M.J.L.; Latham, J.D.; Serjeant, R.B. (eds.). Religion, learning, and science in the ʻAbbasid period (1. publ. ed.). Cambridge: Cambridge University Press. p. 198. ISBN 978-0-521-02887-5. Abu Hanlfah al-DInawarl was a Persian of liberal outlook, who took an interest in botany among other sciences.
- ↑ Nadim (al-), Abū al-Faraj M. i. Isḥāq (1970). Dodge, Bayard (ed.). Al-Fihrist. New York & London: Columbia University Press. p. 981, II.
- ↑ Brill Publishers (2014). Iran in the Early Islamic Period: Politics, Culture, Administration and Public Life between the Arab and the Seljuk Conquests, 633-1055. Bertold Spuler. p. 225.
- ↑ Siyar aʿlām an-nubalāʾ. Bd. 13. Beirut 1984, S. 422.
- ↑ C. Brockelmann (1943), S. 127; C. Brockelmann (1937), S. 187; B. Silberberg: Das Pflanzenbuch des Abū Hanifa Ahmed ibn Dāʾud ad-Dīnawarī. Ein Beitrag zur Geschichte der Botanik bei den Arabern. In: Zeitschrift für Assyriologie und verwandte Gebiete (ZA), Bd. 24 (1910), S. 225–265; Bd. 25 (1911), S. 39–88
- ↑ Das Werk ist erstmals von Wladimir Guirgass publiziert worden (Brill, Leiden 1888). C. Brockelmann (1943), S. 128. Dazu siehe: Ignace Kratchkowsky: Abū Ḥanīfa ad-Dīnawerī. Kitab al-Aḫbār aṭ-Ṭiwāl. Préface, variantes et index. Brill, Leiden 1912. Eine Neuauflage des Werkes ist 1960 in Kairo erschienen: Heribert Busse: Arabische Historiographie und Geographie. In: Helmut Gätje (Hrsg.): Grundriß der Arabischen Philologie. Bd. II: Literaturwissenschaft. Wiesbaden 1987, S. 271, Anmerkung 18
- ↑ Heribert Busse: Arabische Historiographie und Geographie. In: Helmut Gätje (Hrsg.): Grundriß der Arabischen Philologie. Bd. II: Literaturwissenschaft. Wiesbaden 1987, S. 271; C. Brockelmann (1943), S. 128
- ↑ Fihrist. Hrsg. Riḍā Taǧaddud. S. 86. Teheran 1971