Der Adelshof Heisterman von Ziehlberg ist einer der großen Gebäudekomplexe in der Altstadt der ostwestfälischen Stadt Höxter in Nordrhein-Westfalen. Es gehört zu den Gebäuden, die im Stile der Weserrenaissance gebaut wurden.
Der Hof besteht aus drei giebelständigen Fachwerkhäusern und einem Traufenbau. Das sogenannte Tillyhaus liegt direkt an der Westerbachstraße, die beiden anderen Häuser stehen weiter hofeinwärts. Der 1582 erbaute Adelshof ist ein Zeugnis der engen Beziehung zwischen Höxter und Corvey.
Beschreibung
Das an der Westerbachstraße liegende Tillyhaus gehört mit seinem östlichen traufenständigen Anbau mit zum ehemaligen Heisterman von Ziehlbergschen Hof. Es grenzt direkt an ein Hotel. Das Gebäude besteht heute aus drei Geschossen und hat einen zweigeschossigen Unterbau. Ein vorkragendes Stockwerk ist in die Fassade mit einem dreifenstrigen und reichgeschnitzten Erker integriert, der aus drei Holzkonsolen mit vier Säulen aus ionischen Kapitellen besteht. Das Schnitzwerk an den Fensterbrüstungen am Erker zeigen Reliefs der antiken Musen Erato und Thalia, die für die Liebesdichtung und Komödie stehen. Die oberste Giebelspitze des Tillyhauses schließt mit dem Doppeladler der Habsburger ab.
Die beiden hofeinwärts stehenden Gebäude, die derzeit das Forum des jüdischen Malers Jacob Pins beherbergen, sind drei- bzw. zweigeschossig und firstparallel aneinander gebaute Bauwerke.
Geschichte
Der Adelshof in der Westerbachstraße bestand einmal aus vier zum Teil zusammenhängenden Häusern, den beiden hofeinwärts stehenden Häusern und dem als Tillyhaus bezeichnetes, als bürgerliches Eigentum erworbenen Eigenhof mit der Front zur Westerbachstraße.
Er wurde von der Abtei Corvey für Militär- und Verwaltungsaufgaben als Lehnshof verliehen. Die Baugeschichte des Adelshofs geht bis ins 13. Jahrhundert zurück, wie sich an dem später überbauten Steinhaus mit seinem Treppengiebel ablesen lässt.
Im Jahr 1556 gelangte der Lehnshof für drei Jahrhunderte in Familienbesitz.
Der ehemalige Propsteihof des Stiftes Niggenkerken wurde 1582 an den Corveyer Kanzler Johann Heisterman verlehnt und 1610 vererbt. Für drei Jahrhunderte verblieb er im Besitz der 1652 geadelten Familie.
Während des Dreißigjährigen Krieges diente das Anwesen zeitweise dem Corveyer Abt und seinem Hofstaat als Zuflucht.
In seinem spätmittelalterlichen Kern prägen das Bauwerk zahlreiche Umbauten des 16. bis 18. Jahrhunderts. Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten beherbergt das Gebäude heute das Forum Jacob Pins. Das Museum zeigt die Werke des Künstlers und versteht sich als Ort der Erinnerung an die ehemaligen jüdischen Mitbürger.
Zu den beiden hofeinwärts liegenden Häuser des Lehnshofes kam im Jahr 1610 der direkt an der Westerbachstraße stehende Eigenhof (Tillyhaus) mit dem 1585 an der östlichen Seite angrenzenden, als Anbau errichteten traufenständigen Haus.
In dem zum Adelshof gehörigen Tillyhaus bezog während des Dreißigjährigen Krieges der berühmte Feldmarschall Tilly Quartier.
Der Gebäudebestand, den man heute noch vorfindet, wurde allerdings im Laufe der Jahrhunderte immer wieder umgebaut und verändert. So wurde etwa das direkt neben den Tillyhaus angrenzende traufenständigen Haus im 19. Jahrhundert aus dem Komplex ausgegliedert und verkauft.
1881 verkaufte die im 17. Jahrhundert geadelte Familie Heisterman von Ziehlberg den Hof. 1920 ging das Tillyhaus an die Stadt Höxter über.
Die beiden hofeinwärts stehenden Gebäude, die heute das Forum Jacob Pins beherbergen, wurden durch die 2008 abgeschlossene Restaurierung zu einem Kulturdenkmal ausgebaut.
Auch das Tillyhaus soll durch die Einrichtung des Forums Anja Niedringhaus wieder einer neuen Nutzung zugeführt werden.
In den Jahren 2022–2023 wurde die Außenfassade des Tillyhauses saniert.
- Tillyhaus Erker Eravo und Thayla 2007
- Tillyhaus Erker Giebelspitze 2007
- Tilly-Haus Doppeladler in der Giebelspitze 2019
- Adelshof Heisterman von Ziehlberg Hofeinfahrt 2007
- Adelshof Heisterman von Ziehlberg „Der Wächter“ von Karl J. Dierkes 1969
- Erker mit Ornamentsschmuck und Reliefs 2023
Literatur
- Heisterman von Ziehlbergsche Hof in Höxter. In: G. Ulrich Großmann (Hrsg.): Schriften des Weserrenaissance-Museums Schloss Brake. Band 3: Adelshöfe in Westfalen. Deutscher Kunstverlag GmbH, München / Berlin 1989, ISBN 3-422-06040-5.
- Annette Fischer: Baudenkmal, Kunststiftung, Erinnerungsort – das Forum Jacob Pins in Höxter. In: Die Warte. Heimatzeitschrift für die Kreise Paderborn und Höxter. Heft 160, 2013, S. 5–8.
Weblinks
Koordinaten: 51° 46′ 25,6″ N, 9° 22′ 40,6″ O
Einzelnachweise
- ↑ Linie: Heistermann von Zielberg'scher Adelshof (251070380). Abgerufen am 3. Juli 2019.
- ↑ Michael Robrecht: Fachwerk-Kleinod zum Staunen. Abgerufen am 3. Juli 2019.
- ↑ Adelshof Heisterman von Ziehlberg. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom am 2. Juli 2019; abgerufen am 3. Juli 2019. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Höxter – Westerbachstraße 33 (1610) Tillyhaus – Fotos. Abgerufen am 3. Juli 2019.
- ↑ Michael Robrecht: Fachwerk-Kleinod zum Staunen. Abgerufen am 3. Juli 2019.
- ↑ Michael Robrecht Tillyhaus in Höxter: Forum Anja Niedringhaus zieht bald ein, Westfalen Blatt. 8. Februar 2023