Adriaen van Wesel (* um 1417 in Utrecht; † zwischen 1490 und 1499 in Utrecht) war ein Holzschnitzer im Utrecht des Mittelalters. Die Stadt war im 15. Jahrhundert ein Zentrum der Kunst in den nördlichen Niederlanden und neben Dokumenten zu dem regional wohl sehr bedeutenden Schaffen van Wesels sind Nachweise erhalten, die seine Rolle auch als ein führender Bürger der Stadt beschreiben. Nur wenige Fragmente seines Werkes selbst sind allerdings erhalten geblieben.

Werke

Von den in den Dokumenten nachweisbaren von Adriaen van Wesel geschaffenen großen Altären ist keiner komplett erhalten, es sind nach deren Zerstörung oder Entfernung aus Kirchen in der Zeit der Reformation nur einzelne Figuren, Figurengruppen oder Reliefs zu finden. Jedoch zeigen diese nicht signierten Werke, aber durch eine typische Gestaltung der Haar- und Augenpartien als Werke van Wesels erkennbaren Plastiken, dass sie zu den bedeutendsten Werken der plastischen Kunst im Mittelalter der Region und darüber hinaus zählen können. Bekannt ist in der Kunsthistorik vor allem ein Altar van Wesels, den er für eine Kirche in ’s-Hertogenbosch geschaffen hat und dessen Bestell- und Entstehungsgeschichte überraschen gut für ein Werk des Mittelalters dokumentiert werden kann.

Der Altar von ’s-Hertogenbosch

Der im Jahr 1475 durch eine Marienbruderschaft bei Adriaen van Wesel bestellte Altar war für die Kirche Unsre Liebe Frau in ’s-Hertogenbosch bestimmt. Von dem zwei Jahre später fertiggestellten Werk sind zwei Fragmente erhalten, eines stellt die Legende der Tiburtinischen Sibylle, das andere Johannes den Evangelisten dar. Die Fragmente und ihre für van Wesel typischen Stilelemente sind Ausgangspunkt der Bestimmung weiterer seiner Werke.

Utrechter zeitgenössische Künstlerkollegen

Adriaen van Wesel war Zeitgenosse des sogenannten Meisters von Joachim und Anna, ein Bildschnitzer, der ebenfalls um 1450 in Utrecht oder Umgebung angesiedelt wird.

Zusammenarbeit mit dem Vater von Hieronymus Bosch

Zum Altar von ’s-Hertogenbosch hat der Anthonis Bosch, Vater von Hieronymus Bosch Bilder geliefert, und ein Treffen van Wesels mit Anthonis und eventuell seinem jungen Sohn ist belegt.

Einzelnachweise

  1. vgl. C. M. Richardson u. a. (Hrsg.): Renaissance Art Reconsidered: An Anthology of Primary Sources. Malden (MA), Blackwell 2007.
  2. C. M. Richardson u. a. (Hrsg.): Renaissance Art Reconsidered: An Anthology of Primary Sources. Malden (MA), Blackwell 2007, S. 74–78.
  3. Adriaen van Wesel. In: The Concise Grove Dictionary of Art. Oxford University Press, Oxford 2002, Online-Ausgabe (aufgerufen Mai 2010)

Literatur

Zu Leben und Bedeutung

  • P. T. Swillens: De Utrecher beeldhouwer Adrian van Wesel, ca. 1420-(na 1489). In: Oud-Holland. 63, 1948, S. 149–163.
  • J. Leeuwenberg: Een nieuw facet aan de Utrechter beeldhouwkunst IV. In: Oud Holland. 75, 1960, S. 105–205.
  • C. M. Richardson u. a. (Hrsg.): Renaissance Art Reconsidered: An Anthology of Primary Sources. Malden (MA), Blackwell 2007, S. 74–78 (Utrecht sculptor Adriaen van Wesel makes a carved altar piece for the Confraternity of Our Lady, s-Hertogenbosch – Englische Übersetzung der Geschäftsbücher einer Bruderschaft zur Bestellung eines Altares bei van Wesel).
  • U. Schäfer: Kunst in Zeiten der Hochkonjunktur. Spätgotische Holzfiguren vom Niederrhein um 1500. Dissertation. Westfälische Wilhelms-Universität Münster. Waxmann, Münster 1991, S. 82–87.
  • D. von Flemming: Ein Bildhauer des späten Mittelalters: Adriaen van Wesel. Ausstellungsbesprechung. Rijksmuseum, Amsterdam. In: Weltkunst. 51, 1981, S. 298–299.

Zum Werkverzeichnis

  • W. Halsema-Kubes, G. Lemmens, Guido de Werd (Hrsg.): Adriaen van Wesel: een Utrechtse beeldhouwer uit de late middeleeuwen. Ausstellungskatalog des Rijksmuseum Amsterdam. Den Haag (s’Gravenhage), Rijksmuseum 1980.
  • W. M. de Jong: Adriaen van Wesel, een Utrechtse beeldhouwer uit de late middeleeuwen. Ausstellungsbesprechung. In: Simiolus: Netherlands Quarterly for the History of Art. Vol. 12, No. 1, 1981-1982, S. 85–87 (englisch).
  • R. Karrenbrock: Eine Untrechter Madonna der Spätgotik in westfälischem Privatbesitz. In: Aachener Kunstblätter. 58, 1989/1990, S. 111–114.
  • R. Karrenbrock: Unbekannte Werke des Utrechter Bildhauers Adriaen van Wesel. In: Zeitschrift für Kunstgeschichte. 57 Bände. H. 3, 1994, S. 336–346.
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