Aphrahat (syr. ܐܦܪܗܛ, griech. Ἀφραάτης), der persische Weise (* vermutlich zwischen 260 u. 275; † kurz nach 345), ist der älteste syrische Kirchenvater. Er war Asket, Mitglied der Bundessöhne, möglicherweise Bischof zur Zeit der sassanidischen Christenverfolgung.
Werke
Von Aphrahat sind uns 23 Homilien in syrischer Sprache überliefert. Die Homilien 1–10 (Demonstrationen) wenden sich an die Bundessöhne und behandeln asketische Fragen, wie Glauben, Fasten, Gebet, Buße, Demut etc. Die übrigen Homilien des stark vom rabbinischen Judentum beeinflussten Denkers richten sich zumeist gegen die im westlichen Perserreich zahlreichen Juden und ihre Kritik am Christentum. Er polemisiert gegen deren Vorstellungen der Festtage, Beschneidung, Jungfräulichkeit Mariens und der Gottheit Jesu. Das Evangelium zitiert er nach dem Diatessaron, Katholische Briefe und Apokalypse sind für ihn keine Bestandteile der Bibel.
Theologie
Bemerkenswert an seiner Arbeit ist, dass er, unabhängig von dem im Römischen Reich ausgetragenen Streit um die Zweinaturenlehre Christi, eine eigene Christologie entwickelte. Einflüsse wie das Konzil von Nizäa und seine Ausläufer erreichten Ost-Syrien erst über 100 Jahre später. Auch vom Gedankengut der griechischen Philosophie ist Aphrahat noch nicht beeinflusst. Apharahats Christologie orientiert sich stark am alttestamentlichen Adam und sieht ihn wie auch Jesus als vollkommene Wesen, da sie direkt von Gott geschaffen wurden. In Christus erkennt Aphrahat den vollkommenen Menschen, da er wie ein Tempel Gott in sich wohnen ließ. Sein Wesen vollzog damit eine metaphysische Wandlung hin zur Vollkommenheit, die durch Adam verloren ging. In einem Leben in Askese und vollkommener Hinwendung zu Gott kann man dieser Vollkommenheit nacheifern.
Bei Aphrahat kann man eine ausführliche Darstellung des Abstiegs Christi in die Unterwelt finden, der für die syrische Christologie seiner Zeit von großer Bedeutung war (vgl. Homilie 22).
Literatur
Übersetzungen
- Demonstrationes/Unterweisungen (übersetzt und eingeleitet von Peter Bruns) (= Fontes Christiani 5,1+2). Freiburg u. a. 1991, ISBN 3-451-22206-X und ISBN 3-451-22111-X
- Aphrahat’s, des persischen Weisen Homilien (übersetzt und erläutert von Georg Bert) (= Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur 3,3). Leipzig: Hinrichs, 1888.
- Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter Aphraates, Rabulas und Isaak v. Ninive. (übersetzt und eingeleitet von Gustav Bickell, Bibliothek der Kirchenväter 38). Kempten 1874.
Fachlexika
- Peter Bruns: Afrahat. In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 1, Mohr-Siebeck, Tübingen 1998, Sp. 138–139.
- Georg Günter Blum: Afrahat. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 1, de Gruyter, Berlin/New York 1977, ISBN 3-11-006944-X, S. 625–635.
Sekundärliteratur
- Diana Juhl: Die Askese im Liber graduum und bei Afrahat: eine vergleichende Studie zur frühsyrischen Frömmigkeit (= Orientalia biblica et christiana 9). Harrassowitz, Wiesbaden 1996.
- Peter Bruns: Das Christusbild Aphrahats des Persischen Weisen (= Hereditas 4). Borengässer, Bonn 1990.
- Leo Haefeli: Stilmittel bei Afrahat, dem persischen Weisen (= Leipziger semitistische Studien N.F. 4). Hinrichs, Leipzig 1932.
- Ignatius Ortiz de Urbina: Die Gottheit Christi bei Afrahat (= Orientalia christiana 87). Rom 1933.