Die Ala I Augusta Gemina Colonorum (deutsch 1. Ala die Augusteische Gemina Colonorum) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome, Inschriften und Arrians Werk Ἔκταξις κατὰ Ἀλάνοον belegt. In den Militärdiplomen und in einer Inschrift wird sie als Ala Gemina Colonorum bezeichnet.

Namensbestandteile

  • Augusta: die Augusteische. Die Ehrenbezeichnung bezieht sich auf Augustus.
  • Gemina: (lateinisch Geminus Zwillings-). Die Ala entstand aus der Zusammenlegung von zwei Einheiten.
  • Colonorum: der Militärkolonisten (lat. Colonus Landwirt, Pächter, Kolonist). Die Soldaten der Ala wurden bei Aufstellung der Einheit(en) wahrscheinlich aus den Nachkommen von Veteranen rekrutiert, die von Augustus in Kolonien im Süden der heutigen Türkei angesiedelt worden waren.

Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Ala quingenaria. Die Sollstärke der Ala lag bei 480 Mann, bestehend aus 16 Turmae mit jeweils 30 Reitern.

Geschichte

Die Ala war in der Provinz Cappadocia stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen für die Jahre 99 bis 101 n. Chr. aufgeführt.

Die Einheit ist erstmals durch eine Inschrift nachgewiesen, die auf 68/69 datiert wird und die in der Provinz Syria gefunden wurde. Durch ein Militärdiplom ist sie erstmals 99 in der Provinz Galatia et Cappadocia nachgewiesen. In dem Diplom wird die Ala als Teil der Truppen aufgeführt (siehe Römische Streitkräfte in Cappadocia), die in der Provinz stationiert waren. Ein weiteres Diplom, das auf 101 datiert ist, belegt die Einheit in derselben Provinz. Danach war sie Teil der Streitkräfte, die Arrian für seinen Feldzug gegen die Alanen (Ἔκταξις κατὰ Ἀλάνοον) um 135 mobilisierte. Arrian erwähnt in seinem Bericht eine Einheit, die er als εἴλης ᾗ ὄνομα Κολωνοί bezeichnet.

Letztmals erwähnt wird die Einheit in der Notitia dignitatum mit der Bezeichnung Ala prima Augusta Colonorum für den Standort Chiaca. Sie war Teil der Truppen, die dem Oberkommando des Dux Armeniae unterstanden.

Standorte

Standorte der Ala in Cappadocia waren möglicherweise:

  • Chiaca: Die Einheit wird in der Notitia dignitatum für diesen Standort aufgeführt.
  • Iconium (Konya): zwei Inschriften wurden in der Nähe von Iconium gefunden.

Angehörige der Ala

Folgende Angehörige der Ala sind bekannt:

Kommandeure

Sonstige

  • C(aius) Iulius Crescens, ein Soldat: das Diplom von 99 wurde für ihn ausgestellt.
  • G. Aponianus Sopatrus, ein Decurio (AE 1930,108)
  • G. Apponius Firmus, ein Decurio (AE 1907,57)

Siehe auch

Literatur

  • Julian Bennett: The Regular Roman Auxiliary Regiments Formed from the Provinces of Asia Minor, ANATOLICA XXXVII, 2011, S. 251–274 hier S. 255–259 (PDF).
  • John E. H. Spaul: Ala². The Auxiliary Cavalry Units of the Pre-Diocletianic Imperial Roman Army. Nectoreca Press, Andover 1994, ISBN 0-9525062-0-3.

Anmerkungen

  1. Laut Julian Bennett wurden die beiden Vorgängereinheiten der Ala vermutlich während der Regierungszeit des Augustus aufgestellt, möglicherweise um 7 n. Chr., als die Legio VII Claudia die Provinz Galatia verließ, um an der Niederschlagung des Pannonischen Aufstands teilzunehmen. Diese beiden Einheiten wurden dann wahrscheinlich in flavischer Zeit zusammengelegt, wodurch die Ala I Augusta Gemina Colonorum entstand.
  2. Auf dem nur teilweise erhaltenen Diplom (RMM 7), das auf 94 datiert ist, war die Einheit vermutlich ebenfalls aufgeführt.
  3. Laut Julian Bennett wurde die Einheit wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Jüdischen Krieg zeitweilig aus Cappadocia nach Syria verlegt.
  4. Laut Werner Eck, Andreas Pangerl war der Reiter C. Iulius Crescens, dem Namen nach zu urteilen, wohl schon römischer Bürger. Er benötigte aber das Militärdiplom für die Erlangung des conubiums, falls er eine peregrine Frau heiraten wollte.

Einzelnachweise

  1. Inschrift (AE 1926, 150)
  2. 1 2 3 John E. H. Spaul, Ala², S. 92–93.
  3. 1 2 3 4 5 6 Julian Bennett, The Regular Roman Auxiliary Regiments, S. 255–259.
  4. 1 2 3 4 Werner Eck, Andreas Pangerl: Das vierte Diplom für die Provinz Galatia et Cappadocia, ausgestellt im Jahr 99. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, Band 192 (2014), S. 238–246, hier S. 243 (Online).
  5. 1 2 3 Michael Alexander Speidel: The Development of the Roman Forces in Northeastern Anatolia. New evidence for the history of the exercitus Cappadocicus. Sonderdruck aus: M. A. Speidel, Heer und Herrschaft im Römischen Reich der Hohen Kaiserzeit, Stuttgart 2009, S. 595–631, hier S. 602, 604–605, 607 (Online).
  6. Militärdiplome der Jahre 99 (ZPE-192-238) und 101 (unveröffentlicht).
  7. Inschrift (IGR 3.1144)
  8. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 60 (PDF).
  9. Notitia dignitatum in partibus Orientis XXXVIII (Online).
  10. Inschriften aus Iconium (AE 1907,57; AE 1930,108)
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