Die Ala I Cannanefatium [civium Romanorum] [Gordiana] [Severiana] (deutsch 1. Ala der Cananefaten [der römischen Bürger] [die Gordianische] [die Severianische]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome, Inschriften und die Annales von Tacitus belegt.
Namensbestandteile
- Cannanefatium: der Cananefaten. Die Soldaten der Ala wurden bei Aufstellung der Einheit aus dem germanischen Stamm der Cananefaten rekrutiert.
- civium Romanorum: der römischen Bürger. Den Soldaten der Einheit war das römische Bürgerrecht zu einem bestimmten Zeitpunkt verliehen worden. Für Soldaten, die nach diesem Zeitpunkt in die Einheit aufgenommen wurden, galt dies aber nicht. Sie erhielten das römische Bürgerrecht erst mit ihrem ehrenvollen Abschied (Honesta missio) nach 25 Dienstjahren. Der Zusatz kommt in den Militärdiplomen von 115 und 146 bis 163 sowie in den Inschriften (AE 1972, 442, TPSSR 3) vor.
- Gordiana: die Gordianische. Eine Ehrenbezeichnung, die sich auf Gordian III. (238–244) bezieht. Der Zusatz kommt in der Inschrift (AE 1973, 438) vor.
- Severiana: die Severianische. Eine Ehrenbezeichnung, die sich auf Severus Alexander (222–235) bezieht. Der Zusatz kommt in der Inschrift (AE 1972, 443) vor.
Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Ala quingenaria. Die Sollstärke der Ala lag bei 480 Mann, bestehend aus 16 Turmae mit jeweils 30 Reitern.
Geschichte
Die Ala war in den Provinzen Germania und Pannonia superior (in dieser Reihenfolge) stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen für die Jahre 74 bis 163 n. Chr. aufgeführt.
Der erste Beleg findet sich bei Tacitus, der in seinen Annales (Buch IV, Kapitel 73) eine Ala Canninefatem erwähnt, die um 28 n. Chr. an der Niederschlagung eines Aufstands der Friesen teilnahm. Die Ala wurde daher wahrscheinlich durch Drusus während der Regierungszeit von Augustus aufgestellt.
Durch ein Diplom ist die Ala erstmals 74 in der Provinz Germania nachgewiesen. In dem Diplom wird die Ala als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Germania) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 76 bis 90 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz (bzw. ab 90 in Germania superior).
Zu einem unbestimmten Zeitpunkt wurde die Einheit in die Provinz Pannonia superior verlegt, wo sie erstmals durch ein Diplom nachgewiesen ist, das auf 115 datiert ist. In dem Diplom wird die Ala als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Pannonia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 116 bis 163 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.
Aus dem Diplom von 151 geht hervor, dass die Ala (bzw. eine Vexillation derselben) vorübergehend von Pannonia superior nach Mauretania Caesariensis verlegt worden war, um an der Niederschlagung eines Aufstands teilzunehmen.
Der letzte Nachweis der Ala beruht auf der Inschrift (AE 1973, 438), die auf 238/244 datiert ist.
Standorte
Standorte der Ala in Germania waren möglicherweise:
Standorte der Ala in Pannonia superior waren:
Angehörige der Ala
Folgende Angehörige der Ala sind bekannt:
Kommandeure
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Sonstige
In der Inschrift (AE 1966, 292), die auf 201/230 datiert ist, sind die folgenden Decurios, Duplicarii und Sesquiplicarii aufgeführt:
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Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- 1 2 3 John E. H. Spaul: Ala². The Auxiliary Cavalry Units of the Pre-Diocletianic Imperial Roman Army. Nectoreca Press, Andover 1994, ISBN 0-9525062-0-3, S. 77–79.
- ↑ Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 159, 162 Tabellen 3, 6 (PDF S. 161, 164).
- ↑ Militärdiplome der Jahre 74 (CIL 16, 20), 76 (RMM 2), 82 (CIL 16, 28), 90 (CIL 16, 36, RMD 5, 333), 115 (ZPE-180-287), 116 (CIL 16, 64), 126 (RMD 4, 236), 133 (CIL 16, 76), 134 (RMD 4, 250, ZPE-197-217), 138 (CIL 16, 84), 146 (CIL 16, 178), 148 (CIL 16, 96), 149 (CIL 16, 97), 151 (RMM 32), 154 (CIL 16, 104), 155/156 (RMD 5, 416), 156/160 (RMM 42), 159 (AE 2004, 1905, RMD 5, 422), 161 (RMD 3, 176, RMD 5, 430) und 163 (RMD 1, 62).
- ↑ Barbara Pferdehirt: Römische Militärdiplome und Entlassungsurkunden in der Sammlung des Römisch-Germanischen Zentralmuseums. (= Kataloge vor- und frühgeschichtlicher Altertümer 37), 2 Bände, Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz 2004, ISBN 3-88467-086-7 Band 1, S. 92–96.
- ↑ Werner Eck, Andreas Pangerl, Paul Holder: Eine Konstitution aus dem Jahr 152 oder 153 für niedermösische und britannische Truppen, abgeordnet nach Mauretania Tingitana In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik. Band 199 (2016), S. 187–201, hier S. 191, 194 (Online).