Die Ala I Flavia Singularium [civium Romanorum] [pia fidelis] (deutsch „1. Ala die Flavische der Gardesoldaten [der römischen Bürger] [loyal und treu]“) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome, Inschriften und Ziegelstempel belegt. Bis auf zwei Ausnahmen wird sie in den Diplomen und Inschriften als Ala I Singularium bezeichnet.

Namensbestandteile

  • Flavia: die Flavische. Die Ehrenbezeichnung bezieht sich auf die flavischen Kaiser Vespasian, Titus oder Domitian. Der Zusatz kommt in dem Militärdiplom von 166 und der Inschrift (Wagner 2, 72) vor.
  • Singularium: der Gardesoldaten.
  • civium Romanorum: der römischen Bürger. Den Soldaten der Einheit war das römische Bürgerrecht zu einem bestimmten Zeitpunkt verliehen worden. Für Soldaten, die nach diesem Zeitpunkt in die Einheit aufgenommen wurden, galt dies aber nicht. Sie erhielten das römische Bürgerrecht erst mit ihrem ehrenvollen Abschied (Honesta missio) nach 25 Dienstjahren. Der Zusatz kommt in den meisten Militärdiplomen und den Inschriften (AE 1961, 358, CIL 3, 11909, CIL 3, 12053, CIL 5, 875) vor.

Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Ala quingenaria. Die Sollstärke der Ala lag bei 480 Mann, bestehend aus 16 Turmae mit jeweils 30 Reitern.

Geschichte

Die Ala war in den Provinzen Germania und Raetia (in dieser Reihenfolge) stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen für die Jahre 78 bis 167/168 n. Chr. aufgeführt.

Der erste Beleg für eine Ala Singularium findet sich bei Tacitus, der diese Einheit mit ihrem Präfekten Iulius Briganticus in seinen Historiae (Buch IV, Kapitel 70) im Zusammenhang mit Ereignissen des Vierkaiserjahrs erwähnt. Die Einheit wurde vermutlich durch Vitellius aufgestellt. Iulius Briganticus wechselte mit seiner Einheit auf die Seite von Vespasian, wofür die Ala später von Vespasian die Ehrenbezeichnung Flavia erhielt.

Durch ein Diplom ist die Einheit erstmals 78 in der Provinz Germania nachgewiesen. In dem Diplom wird die Ala als Teil der Truppen aufgeführt (siehe Römische Streitkräfte in Germania), die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 90 datiert sind, belegen die Einheit in der Provinz Germania superior.

Zu einem unbestimmten Zeitpunkt wurde die Ala in die Provinz Raetia verlegt, wo sie erstmals durch ein Diplom nachgewiesen ist, das auf 107 datiert ist. In dem Diplom wird die Ala als Teil der Truppen aufgeführt (siehe Römische Streitkräfte in Raetia), die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 116 bis 167/168 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.

Die Ala war bis in die Mitte des 3. Jhd. in Raetia stationiert. Sie ging vermutlich aufgrund von Germaneneinfällen um 254 unter.

Standorte

Standorte der Ala in Raetia waren möglicherweise:

Ziegel mit dem Stempel AL I SING (CIL 3, 11995) wurden in Regensburg gefunden.

Angehörige der Ala

Folgende Angehörige der Ala sind bekannt:

Kommandeure

Sonstige

Weitere Alae mit der Bezeichnung Ala Singularium

Es gab noch zwei weitere Alae mit der Bezeichnung Singularium:

Siehe auch

Commons: Ala I Flavia Singularium – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Paul Holder nimmt an, dass die Ala die Auszeichnung pia fidelis für ihre Teilnahme an der Niederschlagung des Aufstands von Lucius Antonius Saturninus erhalten hat. John Spaul schließt dies nicht aus, hält es aber für möglich, dass die Auszeichnung von Trajan während der beiden Dakerkriege verliehen wurde. Laut Farkas István Gergő ist neben diesen beiden Anlässen als dritte Gelegenheit auch denkbar, dass die Einheit diese Auszeichnung für ihre Teilnahme an Feldzügen gegen germanische Stämme um 97/98 unter Nerva erhalten hat.
  2. Laut Farkas István Gergő erfolgte die Aufstellung durch Vitellius; andere Historiker nehmen an, dass die Einheit bereits zu einem früheren Zeitpunkt aufgestellt worden ist.
  3. Die Zuordnung zu der Einheit ist unsicher bzw. umstritten.
  4. 1 2 Die Inschrift wurde bei Neustadt an der Donau gefunden; in der Umgebung waren die Ala I Flavia Singularium und die Cohors III Britannorum stationiert. Eine exakte Zuordnung des aufgeführten Soldaten zu einer dieser Einheiten ist nicht möglich, da der Name der Einheit in der Inschrift fehlt.
  5. Die Auflösung des Textes der Inschrift (CIL 3, 5938) ist umstritten. John Spaul und Eric Birley ordnen Marcus Virius Marcellus der Ala I Flavia Gemelliana zu, während Farkas István Gergő ihn der Ala I Flavia Singularium zuordnet.

Einzelnachweise

  1. Paul A. Holder: Exercitus Pius Fidelis: The Army of Germania Inferior in AD 89 In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik. Band 128 (1999), S. 237–250, hier S. 237, 240–241 (PDF).
  2. 1 2 John E. H. Spaul: Ala². The Auxiliary Cavalry Units of the Pre-Diocletianic Imperial Roman Army. Nectoreca Press, Andover 1994, ISBN 0-9525062-0-3, S. 204–206.
  3. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 158, 160 Tabellen 2, 4 (PDF S. 160, 162).
  4. 1 2 3 4 5 Farkas István Gergő: The Roman Army in Raetia Dissertation, University of Pécs Faculty of Humanities 2015, S. 131–132, 244–259, 352–358, 483 (PDF S. 134–135, 247–262, 355–361, 486 (Memento des Originals vom 14. Dezember 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.).
  5. Militärdiplome der Jahre 78 (CIL 16, 23), 90 (CIL 16, 36, RMD 5, 333), 107 (CIL 16, 55), 114/200 (ZPE-178-247), 116 (RMD 3, 155, RMD 4, 229), 128/133 (AE 2005, 1149, AE 2005, 1150), 129 (AE 2000, 1138), 138/140 (RMD 2, 94), 139 (RMD 4, 261, RMD 5, 386), 147 (CIL 16, 94), 151/170 (RMD 1, 51), 154/161 (CIL 16, 117, RMD 3, 175), 156 (CIL 16, 183), 157 (RMD 3, 170, RMM 38), 159/160 (AE 2005, 1153), 161/163 (RMD 2, 112), 166 (CIL 16, 121) und 167/168 (RMD 1, 68).
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