Albert Radke (* 26. Oktober 1899; † 1979) war ein deutscher Offizier und vom 20. September 1950 bis zum 31. Juli 1964 Vizepräsident im Bundesamt für Verfassungsschutz, zuerst unter Otto John, dann unter Hubert Schrübbers.

Albert Radke stammte aus dem Elternhaus eines Theologen. Er trat 1917 als Fahnenjunker in ein Infanterieregiment ein, diente als Offizier bei der Reichswehr und war von 1935 bis 1937 Verbindungsoffizier der Wehrmacht zur Gestapo. Seit 1938 war er Generalstabsoffizier und nach Beginn des Krieges im Amt Ausland/Abwehr, Abwehrstelle VI in Münster und Wien in der Gegenspionage tätig. Hier schloss er auch Kontakt zum damaligen Hauptmann der Abwehr Richard Gerken, der ab 1952 ebenfalls in der Verfassungsschutzbehörde tätig war. Als Oberst war Radke an den Untersuchungen gegen die Teilnehmer des Attentats vom 20. Juli 1944 beteiligt. Allerdings geriet er zunächst selbst unter Verdacht und war deshalb zwei Tage inhaftiert. Entsprechende Vorwürfe gegen ihn wurden am 14. September 1944 fallen gelassen. Aus Vorsicht wurde er jedoch von der Abwehr in die kämpfende Truppe versetzt und geriet am 2. März 1945 in amerikanische Gefangenschaft.

Von 1946 bis 1950 war Radke unter dem Decknamen „Riedinger“ leitender Mitarbeiter der Organisation Gehlen. Auf Empfehlung Gehlens wechselte er 1950 kurzzeitig ins Bundesministerium des Innern und wurde von dort zum 20. September 1950 Vizepräsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz. In diesem Aufgabenbereich beförderte er die bereits bestehende Praxis NS-belastete Personen als sogenannte „Freie Mitarbeiter“ einzustellen, um Erfolge in der Spionageabwehr zu generieren. Spätestens 1961 waren einzelne Tatsachen aus seiner NS-Vergangenheit öffentlich bekannt. Doch erst als Informationen über diese Personalpolitik sowie illegale Abhörmethoden im Amt ihren Weg in die Öffentlichkeit fanden, wurde Radke zum 31. Juli 1964 in den einstweiligen Ruhestand versetzt.

Literatur

  • Constantin Goschler, Michael Wala: „Keine neue Gestapo“. Das Bundesamt für Verfassungsschutz und die NS-Vergangenheit. Rowohlt, Reinbek 2015, ISBN 978-3498024383.
  • Braunbuch. Nazi- und Kriegsverbrecher in der BRD, Staatsverlag Berlin 1965, S. 98.

Einzelnachweise

  1. Bodo V. Hechelhammer: Doppelagent Heinz Felfe entdeckt Amerika. Der BND, die CIA und eine geheime Reise im Jahr 1956. Schöningh, Paderborn 2017, ISBN 978-3-506-78694-4, S. 56.
  2. Helmut R. Hammerich: »Stets am Feind!« Der Militärische Abschirmdienst (MAD) 1956–1990. 1. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2019, ISBN 978-3-525-36392-8, S. 204.
  3. Thomas Wolf: Die Entstehung des BND. Aufbau, Finanzierung, Kontrolle (= Jost Dülffer, Klaus-Dietmar Henke, Wolfgang Krieger, Rolf-Dieter Müller [Hrsg.]: Veröffentlichungen der Unabhängigen Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte des Bundesnachrichtendienstes 1945–1968. Band 9). 1. Auflage. Ch. Links Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-96289-022-3, S. 197.
  4. Constantin Goschler, Michael Wala: „Das Bundesamt für Verfassungsschutz und die NS-Vergangenheit 1950-1975“. (Nicht mehr online verfügbar.) Bundesamt für Verfassungsschutz, 29. Januar 2015, archiviert vom Original am 26. Mai 2015; abgerufen am 3. November 2018.
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