Albrecht Moritz James Karl Schoenhals (* 7. März 1888 in Mannheim; † 4. Dezember 1978 in Baden-Baden) war ein deutscher Schauspieler.
Leben
Albrecht Schoenhals war der Sohn einer Engländerin und des deutschen Generalarztes Gustav Schoenhals (1855–1930). Er wuchs in Freiburg/Breisgau auf und ging nach dem Besuch eines humanistischen Gymnasiums nach Berlin, um Medizin zu studieren. Anschließend arbeitete er als Unterarzt an der Berliner Charité und meldete sich freiwillig als Militärarzt zum Feldartillerieregiment nach Metz. Im letzten Kriegsjahr erlitt er eine schwere Verwundung am Arm, schrieb während der Genesung an seiner Doktorarbeit und schloss sich nach Kriegsende einem Freikorps an der Heeresschule Döberitz an.
Da er seinen ursprünglichen Wunsch, Chirurg zu werden, der Armverletzung wegen hatte aufgeben müssen, entschied Albrecht Schoenhals sich schließlich für die Schauspielerei und nahm Unterricht bei Eduard von Winterstein. Sein erstes Bühnenengagement erhielt er 1920 am Stadttheater Freiburg, wo er als „Orest“ in Goethes „Iphigenie auf Tauris“ debütierte. Danach war er in Halberstadt, wieder in Freiburg (1921/24), in Baden-Baden, Frankfurt am Main, Dortmund und an den Hamburger Kammerspielen (1928–34) beschäftigt. In Hamburg wurde er 1934 vom Besetzungschef der UFA entdeckt und für eine Doppelrolle in Arthur Robisons Liebesfilm Fürst Woronzeff engagiert. Durch seinen distinguierten Charme und die Eleganz seiner Erscheinung war er von Anfang an auf die Rollen von Adligen, Ärzten und Künstlern festgelegt. Dass unter einer scheinbar tadellosen Oberfläche auch charakterliche Abgründe verborgen sein konnten, zeigte Schoenhals in einem seiner erfolgreichsten Filme – Willi Forsts Kriminalfilm Mazurka –, in dem er einen Vergewaltiger spielte, der Jahre nach der Tat von seinem Opfer – verkörpert von Pola Negri – erschossen wird. In dem Liebesfilm Intermezzo erschien er als ein mysteriöser Spieler, der die Notlage einer Operndiva ausnutzt, um ihr die Rechte an ihrer Stimme abzukaufen, und in Veit Harlans Tolstoi-Verfilmung Die Kreutzersonate als Verführer einer verheirateten Frau. In einer Reihe anderer Filme jedoch stellte Schoenhals außerordentlich verlässliche, sogar aufopferungsbereite Männer dar, wie z. B. in dem Film Roman eines Arztes, in dem er als Ehemann für einen von seiner Frau begangenen Mord ins Gefängnis geht.
Albrecht Schoenhals’ Partnerinnen waren die großen Diven der Ufa wie Pola Negri, Camilla Horn und Sybille Schmitz, und die „Darlings“ der nationalsozialistischen Führungsspitze, wie Lil Dagover, Olga Tschechowa und Lída Baarová. Seine Karriere endete schlagartig, als er 1940 die ihm angetragene Titelrolle in dem Hetzfilm „Jud Süß“ ablehnte. Er wurde danach nur noch in wenigen Filmen eingesetzt und war auch zum ersten Mal zur Mitwirkung in einem NS-Propagandafilm gezwungen: In dem Jugendfilm Kopf hoch, Johannes! (1941) spielte er einen Gutsbesitzer, dessen halbwüchsiger Sohn, nachdem der Vater sich nicht um ihn gekümmert und die Mutter ihn heillos verwöhnt hat, in eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt (Napola) gesteckt wird, wo man ihm den Sinn für Kameradschaft beibringt. Schoenhals zog sich in die Theaterarbeit und auf sein Landgut „Annenhof“ bei Baden-Baden zurück.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges arbeitete er zunächst als Arzt am städtischen Krankenhaus in Baden-Baden und kehrte – gemeinsam mit seiner Frau – Ende der 1940er Jahre zum Theater zurück. Ab Ende der 1940er Jahre drehte er auch wieder Filme, in denen er weitgehend in seinem alten Rollenfach blieb und oft sogar mit den alten Partnerinnen auftrat, als Nebendarsteller jedoch allmählich in den Hintergrund trat. Von 1956 bis 1968 war Schoenhals wiederholt in Fernsehproduktionen zu sehen. Seit den frühen 1960er Jahren widmete er sich vermehrt privaten Interessen wie der französischen Literatur, einem Gebiet, in dem er auch als Übersetzer und Herausgeber tätig wurde. Auch für die Schallplatte sprach er eine seiner eigenen Baudelaire-Übersetzungen ein. 1965 erhielt Schoenhals das Filmband in Gold für „langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film“, und 1967 das Große Bundesverdienstkreuz. 1969 kehrte er für eine Nebenrolle in Luchino Viscontis Film Die Verdammten noch einmal zum Kinofilm zurück. Er starb mit 90 Jahren und liegt auf dem Friedhof Baden-Baden begraben.
Albrecht Schoenhals war ab 1930 mit der Schauspielerin Anneliese Born verheiratet; der gemeinsame Sohn wurde 1933 geboren.
Filmografie
Bis 1945
- 1934: Fürst Woronzeff (Arthur Robison)
- 1934: Ihr größter Erfolg (Johannes Meyer)
- 1935: Warum lügt Fräulein Käthe? (Georg Jacoby)
- 1935: Mazurka (Willi Forst)
- 1935: Stradivari (Géza von Bolváry)
- 1935: April, April!
- 1935: Einer zuviel an Bord
- 1935: Stützen der Gesellschaft
- 1936: Hannerl und ihre Liebhaber (Werner Hochbaum)
- 1936: Arzt aus Leidenschaft (Hans H. Zerlett)
- 1936: Boccaccio (Herbert Maisch)
- 1936: Intermezzo (Josef von Báky)
- 1937: Tango Notturno (Fritz Kirchhoff)
- 1937: Das große Abenteuer (Johannes Meyer)
- 1937: Kreutzersonate (Veit Harlan)
- 1937: Die gläserne Kugel (Peter Stanchina)
- 1937: Man spricht über Jacqueline (Werner Hochbaum)
- 1938: Rote Orchideen (Nunzio Malasomma)
- 1938: Rätsel um Beate (Johannes Meyer)
- 1938: Maja zwischen zwei Ehen (Fritz Kirchhoff)
- 1938: Der Spieler (Gerhard Lamprecht)
- 1939: Roman eines Arztes (Jürgen von Alten)
- 1939: Die Frau ohne Vergangenheit (Nunzio Malasomma)
- 1939: Ich verweigere die Aussage (Otto Linnekogel)
- 1939: Nanette (Erich Engel)
- 1940: Angelika (Jürgen von Alten)
- 1940: Traummusik (Géza von Bolváry)
- 1940: Herz ohne Heimat (Otto Linnekogel)
- 1940: Ritorno (Géza von Bolváry)
- 1941: Kopf hoch, Johannes! (Viktor de Kowa)
- 1942: Vom Schicksal verweht/Giungla (Nunzio Malasomma)
Nachkriegsfilme
- 1949: Verführte Hände (Fritz Kirchhoff, 1949)
- 1949: Man spielt nicht mit der Liebe (Hans Deppe)
- 1950: Drei Mädchen spinnen (Carl Froelich)
- 1950: Export in Blond (Eugen York)
- 1951: Eva und der Frauenarzt (Erich Kobler)
- 1951: Die Schuld des Dr. Homma (Paul Verhoeven)
- 1952: Illusion in Moll (Rudolf Jugert)
- 1954: Bei Dir war es immer so schön (Hans Wolff)
- 1954: Bildnis einer Unbekannten (Helmut Käutner)
- 1955: Das Forsthaus in Tirol (Hermann Kugelstadt)
- 1956: Smaragden-Geschichte (Fernsehfilm)
- 1958: Juchten und Lavendel (Fernsehfilm)
- 1959: Affäre Dreyfus (Fernsehfilm)
- 1959: Das Genie und die Göttin (Fernsehfilm)
- 1960: Bezaubernde Julia (Fernsehfilm)
- 1961: Teufel ist los, Der (Fernsehfilm)
- 1962: Der kleine Lord (Fernsehfilm)
- 1963: Scotland Yard jagt Dr. Mabuse
- 1964: Der Trojanische Krieg findet nicht statt (Fernsehfilm)
- 1965: Alle machen Musik (Fernsehserie)
- 1968: Ida Rogalski (Fernsehserie)
- 1969: Die Verdammten (La caduta degli dei) (Luchino Visconti)
Werke
- Hrsg. und Übersetzer: Erinnerungen an französische Verse. Südverlag, Konstanz 1948; als Neuauflage: Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1968.
- mit Anneliese Born: Immer zu zweit. Erinnerungen. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1970.
- Dich hätte ich geliebt. Sonette und Verse für „Sie“. Mit einem Nachwort von Axel von Ambesser. Limes, Wiesbaden 1976.
Literatur
- Jörg Schöning: Albrecht Schoenhals – Schauspieler. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lieferung 8, 1987.
- Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 7: R – T. Robert Ryan – Lily Tomlin. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 156 f.
Weblinks
- Literatur von und über Albrecht Schoenhals im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Albrecht Schoenhals in der Internet Movie Database (englisch)
- Theater Baden-Baden Albrecht Schoenhals (Foto, Kurzbiografie)
- Albrecht Schoenhals. In: Virtual History (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Paul Wätzold: Stammliste der Kaiser Wilhelms-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen: Im Auftrage der Medizinal-Abteilung des Königl. Kriegsministeriums unter Benutzung amtlicher Quellen, S. 189 Kurzbiografie
- ↑ Geheimes Staatsarchiv, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Offizierswitwenkasse und andere militärische Versorgungsstellen, 08 Versorgungsakten, 08.19 Buchstabe S
- ↑ Lebensdaten und Foto von Gustav Schoenhals in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- ↑ Albrecht Schönhals, Der Spiegel 50/1948, 11. Dezember 1948