Alina Lipp (* 17. September 1993 in Hamburg) ist eine in Russland bzw. in russisch besetzten Gebieten der Ukraine wie z. B. Donezk lebende deutsche Bloggerin, die prorussische Propaganda im deutsch- und russischsprachigen Raum verbreitet.

Herkunft

Alina Lipps Mutter ist Deutsche, ihr Vater Russe, sie selbst ist deutsche Staatsangehörige. In der in Achim bei Bremen lebenden Familie wurde nach Lipps Angaben ausschließlich Deutsch gesprochen, sie habe erst nach ihrem Abitur Russisch gelernt. Ihr Vater, in Deutschland Unternehmer, zog Ende 2017 auf die russisch besetzte Krim. Lipp gibt an, einen Bachelorabschluss in „Umweltsicherung“ und einen Masterabschluss in „Nachhaltigkeitswissenschaften“ erworben zu haben.

Aktivität

Sie besuchte mehrfach auf der Krim ihren Vater und geriet „dort immer mehr in sein ideologisches Fahrwasser“. Im Januar 2019 begann sie den YouTube-Kanal Glücklich auf der Krim als Reisebloggerin und lud zum Urlaub in das Haus ihres Vaters ein. Später folgte prorussische Propaganda. Über den Nachfolger-Kanal DruschbaFM veröffentlichte sie unter anderem Interviews mit den Verschwörungstheoretikern Daniele Ganser und Dirk Pohlmann. Lipp war zudem in der Querdenken-Szene aktiv.

Vor allem auf Telegram, aber auch auf anderen Kanälen, unterstützt Alina Lipp für ein deutsch- und russischsprachiges Publikum insbesondere den russischen Überfall auf die Ukraine. Zudem verbreitet sie Inhalte, die sich mit einem angeblich radikal anti-russischen Stimmungsbild in Deutschland befassen, die weitestgehend den russischen Narrativen entsprechen, ebenso wie ihre negative Darstellung Deutschlands und des Lebens in Deutschland für russischsprachiges Publikum. Sie war so mehrmals in verschiedenen russischen, staatsgeführten Fernsehsendern zu Gast, beispielsweise bei Swesda, dem Sender des russischen Verteidigungsministeriums. Sie gilt innerhalb der Szene in Deutschland und Russland als gut vernetzt. Seit 2022 ermittelt die Staatsanwaltschaft Göttingen gegen Alina Lipp wegen Anfangsverdachts der Belohnung und Billigung von Straftaten nach § 140 Nr. 2 Strafgesetzbuch (StGB) und wirft ihr vor, mehrmals den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine gutgeheißen zu haben, der laut der Staatsanwaltschaft ein Verbrechen der Aggression nach § 13 Absatz 1 Völkerstrafgesetzbuch darstellt. In diesem Zusammenhang wurde auch eine vierstellige Summe von ihrem Konto sichergestellt, der Großteil ihres Vermögens war jedoch bereits nach Russland transferiert worden. Sie wurde bisher aber noch nicht angeklagt oder verurteilt.

Rezeption

Die dreiteilige Dokumentation The Princess of Disinformation – Alina Lipp und Putins Krieg wurde im Rahmen der Fernsehreihe Die Spur ab dem 6. September 2023 im ZDF gezeigt (Episodentitel: Wie wird man Alina Lipp?, Der Krieg und die Wahrheit und Der lange Arm des Kreml).

Verbreitung von Falschinformationen

Das Weblog Volksverpetzer veröffentlichte einen Beitrag, in dem mehrere Falschnachrichten von Alina Lipp widerlegt werden. Unter anderem verbreitete sie eine Meldung, wonach angeblich in der Ukraine noch lebenden, bewusstlosen Menschen Organe von „schwarzen Transplantologen“ entnommen und verkauft würden. Für diese Nachricht lieferte sie keinerlei Belege. Zudem behauptete Lipp auf ihrem Kanal, die Bombardierung der Geburtsklinik in Mariupol, welche vier Todesfälle und eine Totgeburt zur Folge hatte, sei nicht von Russland, sondern von der Ukraine verübt worden. Der russische Außenminister Sergei Lawrow gab aber selbst zu, dass die Klinik von russischen Truppen bombardiert wurde. Er behauptete allerdings, dass es dort keine Zivilisten mehr gegeben habe.

Im August 2023 verbreitete Lipp auf ihrem Telegram-Kanal die Falschmeldung, dass eine Kinderklinik in Toronto Geschlechtsumwandlungen an Neugeborenen durchführe. Die besagte Klinik dementierte diese Behauptung auf Nachfrage des Belarusian Investigative Centers.

Sonstiges

Bis zum 31. Dezember 2020 war Lipp Mitglied der deutschen Partei Bündnis 90/Die Grünen, die sie mittlerweile als „antirussisch“ bezeichnet. Anschließend wurde sie Vorsitzende des Vereins Freunde der Krim Deutschland e.V.

Alina Lipp arbeitet mit dem in Russland lebenden Blogger Thomas Röper zusammen, der ebenso prorussische Propaganda verbreitet.

Commons: Alina Lipp – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 The Princess of Disinformation – Alina Lipp und Putins Krieg
  2. Alina Lipp: Alina Lipp. In: Frische Sicht | Archiv. Abgerufen am 3. Mai 2023 (deutsch).
  3. Oliver Reinhard: Putins deutsche Propagandistin. In: Sächsische.de. 21. Juni 2022, abgerufen am 6. September 2023.
  4. Alina Lipp: Wie eine 28-Jährige zum Sprachrohr russischer Propaganda wurde. In: correctiv.org. 8. April 2022, abgerufen am 3. Mai 2023.
  5. Billigung von Straftaten - Aus diesen Gründen wird gegen Alina Lipp ermittelt dpa-factchecking.com
  6. Berliner Kurier: Putin-Propaganda-Tröte Alina Lipp will in Berliner Kulturzentrum „Dokumentationen“ aufführen – Veranstalter reagieren mit DIESEM klaren Statement. Abgerufen am 3. Mai 2023.
  7. Putins deutsches Sprachrohr Alina Lipp: Behörden ermitteln wegen Kriegspropaganda. In: t-online.de. 15. Juni 2022, abgerufen am 3. Mai 2023.
  8. "Die Spur" mit Dreiteiler über "The Princess of Disinformation". In: ZDF. 4. September 2023, abgerufen am 6. September 2023.
  9. ALINA LIPP: DER GRÖSSTE DEUTSCHE PRO-PUTIN-PROPAGANDA-KANAL AUF TELEGRAM. In: volksverpetzer.de. 4. März 2022, abgerufen am 28. Mai 2023.
  10. Top-5 Fake News. In Ukraine, 10,000 Poles died; in Canada, newborns undergo gender reassignment surgery. In: investigatebel.org. 31. August 2023, abgerufen am 6. September 2023 (englisch).
  11. Lipp war Grüne. Abgerufen am 3. Mai 2023.
  12. Andreas Maus, Luisa Meyer, Alina Schreiber: Putins Influencer: Russische Propaganda auf dem Vormarsch, Monitor, wdr.de, 21. April 2022
  13. Russen-Blogger in Angst: "Nicht vor eigenen Leuten geschützt", t-online, 3. April 2023
  14. Ann-Katrin Müller, Max Hoppenstedt, Wolf Wiedmann-Schmidt: (S+) Dreiste Desinformationskampagnen: Sie verbreiten Putins Lügen in Deutschland – und was macht die Regierung? In: Der Spiegel. 16. Februar 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 27. Mai 2023]).
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