Ein Alkoholpräventionsprogramm klärt Menschen über die gefährlichen Auswirkungen von Alkoholkonsum auf und versucht ihnen zu helfen, Alkoholmissbrauch zu vermeiden bzw. zu beenden.

Geschichte

Anfang der 1970er Jahre wurden in der Bundesrepublik Deutschland Alkoholprobleme am Arbeitsplatz von einigen wenigen Betrieben in ernsthaftem Umfang diskutiert und erstmals betriebliche Maßnahmen zur Abhilfe ergriffen. Als Betriebe der ersten Stunde sind hierbei u. a. die Firmen BASF, Bayer, Mannesmann, Thyssen und Voith zu nennen.

Waren es 1978 noch unter 20 Betriebe, die mit einem Alkoholpräventionsprogramm aufwarten konnten, so waren es 1993, nach unterschiedlichen Schätzungen, bereits zwischen 800 und 2000 Betriebe und Verwaltungen, die solche Programme mit unterschiedlichen Ansätzen und Reichweiten aufgebaut bzw. weiterentwickelt hatten. Im Gegensatz zu den Großbetrieben, zog der öffentliche Dienst und der Dienstleistungssektor beim Aufbau von Programmen mit einer rund zehnjährigen Verspätung nach. Viele Klein- und Mittelbetriebe kennen solche Programme bis heute kaum.

Alkoholpräventionsprogramme für jüngere und ältere Menschen wurden seit den 1980er Jahren kontinuierlich weiterentwickelt und wissenschaftlich evaluiert.

Sie sind heute in Deutschland und international nicht nur in Betrieben zu finden, sondern auch in Bildungseinrichtungen wie Schulen und auf kommunaler Ebene. 2008 begann in Berlin das Präventionsprojekt „KAfKA“ (Apronym für „Kein Alkohol für Kinder Aktion“).

Wachsende Bedeutung haben im 21. Jahrhundert zudem Soziale Medien wie YouTube, Facebook und Instagram als Orte der Alkoholprävention. Innovative Technologien wie Virtual-Reality-Anwendungen werden ebenfalls für Alkoholpräventionsprogramme genutzt.

Vorgehen

Der Aufbau eines innerbetrieblichen Alkoholpräventionsprogrammes gliedert sich in drei Ebenen, die jedoch in der Fachliteratur unterschiedlich differenziert werden.

Ebene 1: Primärprävention

Ziel: Verhinderung des Alkoholmissbrauchs und der Alkoholabhängigkeit von vornherein, durch Sensibilisierung. Anzusprechender Personenkreis: Alle Mitarbeiter (insbesondere die 'Normalkonsumenten').

Ebene 2: Sekundärprävention

Ziele: Früherkennung von Alkoholabhängigen und Missbrauch treibenden. Krankheitseinsicht bei Betroffenen zu verstärken, um somit frühe Behandlungsmaßnahmen einleiten zu können. Anzusprechender Personenkreis: Alkoholabhängige, Alkoholmissbrauch Treibende, Gefährdete, Führungskräfte.

Ebene 3: Tertiärprävention

Ziele: Wiedereingliederung therapierter Mitarbeiter und Nachsorgemaßnahmen, um Rückfälle zu verhindern. Anzusprechender Personenkreis: trockene Alkoholiker, Führungskräfte, sonstige Arbeitnehmer.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Sarah Kelly, Olawale Olanrewaju, Andy Cowan, Carol Brayne, Louise Lafortune: Interventions to prevent and reduce excessive alcohol consumption in older people: A systematic review and meta-analysis. In: Age and Ageing. Band 47, Nr. 2, 2018, S. 175–184, doi:10.1093/ageing/afx132 (englisch).
  2. Nicola C. Newton, Katrina E. Champion, Tim Slade, Cath Chapman, Lexine Stapinski: A systematic review of combined student- and parent-based programs to prevent alcohol and other drug use among adolescents: Combined prevention for alcohol and other drug use. In: Drug and Alcohol Review. Band 36, Nr. 3, 2017, S. 337–351, doi:10.1111/dar.12497 (englisch).
  3. Elisabeth Wienemann, Anja Wartmann: Alkoholprävention am Arbeitsplatz: Aktuelle Konzepte zur betrieblichen Suchtprävention und Suchthilfe. In: Bundesgesundheitsblatt. 2021, ISSN 1436-9990, doi:10.1007/s00103-021-03337-6.
  4. Reiner Hanewinkel, Diana Hammes, Barbara Isensee: „Klar bleiben“ – ein Wettbewerb für Schulklassen zur Reduktion des Alkoholkonsums. In: Bundesgesundheitsblatt. 2021, ISSN 1436-9990, doi:10.1007/s00103-021-03339-4.
  5. Thomas Praßer, Hans-Jürgen Hallmann, Michaela Goecke: Kommunale Alkoholprävention in Deutschland: Strukturen, Strategien und Herausforderungen. In: Bundesgesundheitsblatt. 2021, ISSN 1436-9990, doi:10.1007/s00103-021-03334-9.
  6. Kein Alkohol für Kinder: "Kafka"-Teams wieder im Bezirk unterwegs. Abgerufen am 26. Januar 2022.
  7. Nicola Döring, Christoph Holz: Alkohol in sozialen Medien: Wo ist der Platz für Prävention? In: Bundesgesundheitsblatt. 2021, ISSN 1436-9990, doi:10.1007/s00103-021-03335-8.
  8. Christina Prediger, Stefanie Maria Helmer, Robert Hrynyschyn, Christiane Stock: Virtual reality-based alcohol prevention in adolescents: A systematic review. In: Adolescents. Band 1, Nr. 2, 2021, ISSN 2673-7051, S. 138–150, doi:10.3390/adolescents1020011 (englisch).
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