Allmendfeld
Stadt Gernsheim
Koordinaten: 49° 46′ N,  32′ O
Höhe: 90 m
Fläche: 10,83 km²
Einwohner: 600 ca.
Bevölkerungsdichte: 55 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 64579
Vorwahl: 06258

Allmendfeld ist ein Stadtteil von Gernsheim im südhessischen Kreis Groß-Gerau mit ca. 600 Einwohnern.

Geschichte

Vorgeschichte

Im Juli 1933 wurde das „Gesetz zur Durchführung von Feldbereinigungen in Gemeinden zum Zwecke der Arbeitsbeschaffung“ erlassen. Es ermächtigte die Ministerpräsidenten, Feldbereinigungen für Siedlungen anzuordnen. Mit dem „Gesetz über die Aufhebung von Ortsbürgernutzen am Allmendgut“ war die Grundlage für die Enteignung der frei nutzbaren Flächen von Gernsheim für die Gründung von Allmendfeld geschaffen. Alte Bauernrechte wurden missachtet. Der Name Allmendfeld leitet sich von der Allmende ab. Die Architektur größerer Gutshöfe mit angrenzendem Ackerland ist mit der der Hessenaue vergleichbar. Als weitere Ortschaft in diesem Zusammenhang sei Riedrode genannt. Alle drei Bauerndörfer wurden in den 1930er Jahren im Rahmen nationalsozialistischer Förderungsmaßnahmen neu gegründet. Ein weiteres Musterbauerndorf mit dem Namen Mittel-Roden wurde nicht mehr fertiggestellt.

Der Reichsarbeitsdienst begann 1933 mit anfangs 450 Männern mit dem Bau von Entwässerungsgräben.

Ortsgeschichte

Am 20. März 1937 erfolgte für das Schul- und Gemeindehaus die Grundsteinlegung durch Gauleiter Sprenger. Die Gründungsfeier für das Dorf fand am 31. Oktober 1937 im Alten Palais in Darmstadt statt. Damit ist Allmendfeld der jüngste Ort Hessens. Die offizielle Einweihung erfolgte mit großem propangadistischen Aufwand am 29. Mai 1938 mit einem Aufmarsch am Dorfbrunnen. In der Propaganda der Nationalsozialisten wurde es als Deutschland schönstes Dorf bezeichnet. Beim Eintreffen der Siedler waren Straßen und Wege weitgehend nicht befestigt, die Siedlung hatte noch erhebliche Mängel. Die Innenhöfe der als recht modern propagierten Anwesen waren nicht befestigt, bei Regen stand das Wasser im Keller. Es fehlten noch Fußböden in den Wohnräumen und Küchen. Zur Wasserversorgung diente eine Handpumpe in der Küche. Bis zum Eintreffen der Möbel wurde Siedler ggf. im Arbeitslager der Arbeitsmaiden einquartiert. Die Elektrifizierung erfolgte im Dezember 1937.

Die Gemarkung wurde aus Teilen von Gernsheim, Crumstadt, Pfungstadt und Hähnlein gebildet. Das Dorf umfasste 48 Neubauernhöfe mit je 12,5 ha (fünf ha direkt am Hof) Ackerland mit 400 Siedlern. Es siedelten sich in vorwiegend nordhessische Familien an, die je ein Hofgut für 40000 Reichsmark gekauft hatten.

In Allmendfeld befand sich 1942 eine Außenarbeitsstelle des Strafgefangenenlagers Rollwald. Die Datenbank des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt berichtet in dem Zusammenhang von Flucht und Fluchtversuchen der Zwangsarbeiter, sowie auch von der „Misshandlung des litauisch-polnischen Arbeiters Wladyslaw A. auf dem Johannishof zu Allmendfeld wegen Langsamarbeiten beim Rübenhacken“. Von Januar 1946 bis Juni lebten in Allmendfeld vorübergehend estnische und litauische Displaced Persons in einem hier eingerichteten DP-Lager. Die letzten Insassen des Lagers wurden in das DP-Lager Babenhausen verlegt.

Zunächst war Allmendfeld als eigenständige Gemeinde gegründet worden, wurde dann aber am 31. Dezember 1971 im Zuge der Gebietsreform zusammen mit Klein-Rohrheim auf freiwilliger Basis in die Stadt Gernsheim eingegliedert. Für beide Stadtteile wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.

1999 wurde in der Gemarkung ein römisches Kleinkastell entdeckt und in den folgenden Jahren ausgegraben (siehe Hauptartikel: Kleinkastell Allmendfeld).

Allmendfeld wurde 2009 als Förderschwerpunkt im Dorferneuerungsprogramm des Landes Hessen aufgenommen.

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten, in denen Allmendfeld lag:

Einwohnerentwicklung

 Quelle: Historisches Ortslexikon

  • 1961: 400 evangelische (= 79,37 %), 101 katholische (= 20,04 %)
Allmenfeld: Einwohnerzahlen von 1939 bis 2011
Jahr  Einwohner
1939
 
466
1946
 
670
1950
 
676
1956
 
544
1961
 
504
1967
 
535
1970
 
543
1987
 
550
2000
 
?
2011
 
648
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS; Zensus 2011

Politik

Für Allmenfeld besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Allmendfeld) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Der Ortsbeirat besteht aus neun Mitgliedern. Seit den Kommunalwahlen 2016 gehören ihm sechs Mitglieder der CDU und zwei Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen an. Ortsvorsteher ist Jan Hillerich (CDU).

Vereine

An Vereinen bestehen der KSV (Kultur und Sportverein), Golf-Club Gernsheim Hof Gräbenbruch e.V., Landfrauen, Kerweborsch und Kerwemädscher, der Bauernverband, Freiwillige Feuerwehr, Reit- und Fahrverein sowie der Tischfussball-Freunde-Allmendfeld e.V.

Die Allmendfelder Kerb findet jedes Jahr im letzten Juni-Wochenende statt. Diese beginnt mit der Kerwebaumstellung samstags mit anschließender Tanzveranstaltung in der Turnhalle und endet montags mit dem traditionellen Frühschoppen.

Infrastruktur

Vor einigen Jahren wurde beschlossen, dass keine neuen Häuser mehr gebaut werden dürfen, um die Dorfstruktur zu bewahren. Neben den Möglichkeiten, direkt bei den Erzeugern frische Waren zu kaufen, gibt es ein Restaurant im Dorf.

Siehe auch

Commons: Allmendfeld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Starkenburg aufgelöst.
  2. Am 31. Dezember 1971 als Ortsbezirk zur Stadt Gernsheim.

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 5 Allmendfeld, Landkreis Groß-Gerau. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 28. Mai 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Der Stadtteil Allmendfeld. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Stadt Gernsheim, archiviert vom Original am 20. Juni 2018; abgerufen im März 2019.
  3. 50 Jahre Allmendfeld. 1937-1987. Beiträge zur Dorfgeschichte. Hans-Josef Becker (Schriftleitung), Hrsg. vom Magistrat der Stadt Gernsheim/Rhein, Eigenverlag der Stadt, 1987
  4. Gertrud Höhenberger Allmendfeld - ein Dorf aus Sumpf und Moor in Wo morgens der Hahn kräht, Zeitgut Verlag Berlin, 3. Auflage 2016, S. 112ff, ISBN 978-3 86614-214-5
  5. 1 2 Hessisches Staatsarchiv Darmstadt: Zwangsarbeit im Volksstaat Hessen 1939-1945
  6. DP-Camp Inventory der Arolsen Archives: Allemdfeld
  7. Holger Köhn: Die Lage der Lager: Displaced Persons-Lager in der amerikanischen Besatzungszone Deutschlands, Klartext Verlag, 2012, ISBN 978-3-8375-0199-5, S. 162
  8. Gerstenmeier, K.-H. (1977): Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Melsungen. S. 251. DNB 770396321
  9. Hauptsatzung. (PDF; 110 kB) § 6. In: Webauftritt. Stadt Gernsheim, abgerufen im März 2019.
  10. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  11. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  12. Haushaltsplan 2017. (PDF; 4,34 MB) Stadt Gernsheim, S. A 12, archiviert vom Original; abgerufen am 19. Juni 2018.
  13. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original am 11. Juli 2021.
  14. Hauptsatzung. (PDF; 110 kB) §; 6. In: Webauftritt. Stadt Gernsheim, abgerufen im März 2019.
  15. Ortsbeirat Allmenfeld. In: Webauftritt. Gemeinde Gernsheim, abgerufen im Oktober 2019.
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