Die Alte Reithalle ist ein bedeutendes Denkmal der Stahlarchitektur des 19. Jahrhunderts in der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart. Erbaut wurde sie zur Entfaltung des städtischen Pferdemarktes.

Geschichte

Das Stahl-Glas-Gebäude wurde in den Jahren 1887/88 auf Initiative privater Interessensgruppen erbaut. Progressiv war die Verwendung neuer Technologien, im Stil der italienischen Renaissance. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. Konzipiert hatte die Halle der Architekt Robert von Reinhardt (verantwortlich auch für das Marienhospital Stuttgart) nach dem Vorbild einer modernen Mehrzweckhalle, die neben Reitsportveranstaltungen Pferdevorführungen, Zirkus- und Operettendarbietungen aufnehmen sollte können und anderen Ausstellungen und Vorführungen ein Forum bieten. Insoweit kann sie als Vorläufer der Hanns-Martin-Schleyer-Halle gelten. Für Reitsportveranstaltungen wurde vormals das 1839 erbaute „Königliche Reithaus“ an der Neckarstraße genutzt, eine Halle, die vom Architekten Giovanni Salucci, bekannt für seine bis heute existierenden Bauten Schloss Rosenstein und Grabkapelle auf dem Württemberg, erbaut worden war und bis 1958 stand.

Die Alte Reithalle stammt vom Architekt Robert von Reinhardt, Schüler von Christian Friedrich von Leins, einem bedeutenden Stuttgarter Architekten und Professor an der Technischen Hochschule. Verwendet wurde Backstein, dieser teils mit Sandstein-Fassung. Die Halle hat einen umlaufenden basilikalen Aufriss mit offener Empore. Diese ruht auf filigranen Stützen und verläuft unter einem durchgehenden Fensterband. Architekturhistorisch interessant und auffällig ist eine ovale Manege mit weit gespannter Dachkonstruktion aus eisernen Fachwerkträgern. Die Stützen sind absichtlich sichtbar gehalten.

1926 erwarb Bosch die Reithalle. Während des Zweiten Weltkrieges wurde sie 1944 erheblich zerstört und in etwas vereinfachter Form wieder aufgebaut. 1969 erwarb das Land die Halle. Lange diente sie als Lagerstätte, obgleich Pläne für anderweitige Nutzungen vorlagen, so als Uni-Mensa und Kongresszentrum. 1989 wurde die Landesgirokasse Stuttgart Eigentümerin der Liegenschaft, die ab 1990 Renovierungsmaßnahmen durchführen ließ. Heute ist die Alte Reithalle in den Stuttgarter Maritim-Hotelkomplex integriert und dient diesem als Bankettsaal. Die Halle wird unter anderem für Kongresse, Ausstellungen, Produktpräsentationen und Gala-Veranstaltungen – sowohl geschäftlich als auch von Privatpersonen – genutzt. Zudem finden hier Eigenveranstaltungen des Hotels, z. B. die Weihnachts-Soulnight, statt. Highlight der Halle sind die beiden Kronleuchter, jeweils 6,50 m im Durchmesser und 672 kg schwer.

Sonstiges

Südlich grenzt das „Bosch-Areal“, Firmenursitz des Bosch-Unternehmens, an. Südöstlich liegt die Liederhalle.

Koordinaten: 48° 46′ 50,2″ N,  10′ 1,6″ O

Einzelnachweise

  1. Die Stadt Stuttgart informiert auf stuttgart.de
  2. Christine Ernst, Clemens Ernst, Eckhard Ernst: Gründerzeit - Der Stuttgarter Westen in historischen Fotografien, Silberburg-Verlag, 2016. S. 16.
  3. Architekturführer Stuttgart, S. 21
  4. Alte Reithalle. In: archINFORM.
  5. Skrentny, S. 111
  6. Veranstaltungshighlights. (Memento vom 11. Oktober 2017 im Internet Archive) In: maritim.de.

Literatur

  • Martin Wörner, Gilbert Lupfer und Ute Scholz, Architekturführer Stuttgart, Dietrich Reimer-Verlag Berlin, 2005, ISBN 3-496-01290-0
  • Werner Skrentny, Rolf Schwenker, Sybille Weitz, Ulrich Weitz: Stuttgart zu Fuß. Silberburg-Verlag, ISBN 978-3-87407-813-9.
Commons: Alte Reithalle (Stuttgart) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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