Altes Schloss Bensberg

Altes Schloss und Rathaus Bensberg 2021

Staat Deutschland
Ort Bergisch Gladbach
Entstehungszeit 1100 bis 1200
Burgentyp Höhenburg
Erhaltungszustand Wesentliche Teile erhalten
Ständische Stellung Grafen
Geographische Lage 50° 58′ N,  10′ O

Das Alte Schloss Bensberg, auch Burg Bensberg genannt, ist eine mittelalterliche Burganlage im Stadtteil Bensberg von Bergisch Gladbach im Rheinisch-Bergischen Kreis in Nordrhein-Westfalen. In den Jahren 1962–1972 wurde es nach den Plänen des Architekten Gottfried Böhm zum Bensberger Rathaus ausgebaut.

Geschichte

Nach den Ausgrabungsergebnissen bzw. den archäologischen Befunden früherer Jahre müssen die ersten Bauten der Burg Bensberg aus der Stauferzeit im 12. Jahrhundert oder noch früher stammen. Urkundlich gesicherte Nachweise fehlen weitgehend bis zum 13. Jahrhundert. Die wenigen vorhandenen Unterlagen sind widersprüchlich, zudem handelt es sich dabei teilweise um Fälschungen. Die erste schriftliche Erwähnung für Bensberg findet sich im Jahr 1138/39 in einer Urkunde von Erzbischof Arnold I. von Köln, in der Wicherus de Benesbure in der Reihe der Zeugen aufgeführt wird. Darin geht es um die Schenkung eines Gutes zu Braubach an das Kloster Siegburg. In Ermangelung anderer Quellen ist zu vermuten, dass die Burg Bensberg zu dieser Zeit im Besitz des Thüringer Landgrafen Ludwig I. war.

Nach einer älteren Veröffentlichung soll bereits Engelbert I. von Berg um 1170 Raubritter, die die Burganlage benutzten, vertrieben und für die Grafschaft Berg in Besitz genommen haben. Deren bergischer Burgvogt Curt von Arloff verteidigte 1198 die Burg gegen böhmische Landsknechte, die im Rahmen des Kronstreites zwischen Philipp von Schwaben und Otto IV. im Rheinland umherzogen und plünderten. 1218 wurde von Graf Adolf III. von Berg und von dessen Bruder Erzbischof Engelbert I. eine Urkunde ausgestellt. In dieser wird der Abtei Knechtsteden das Patronat für Rommerskirchen geschenkt. Im Text der Urkunde wurde „Acta sunt hec apud Bensbure“ angeführt. Zu diesem Zeitpunkt Anfang des 13. Jahrhunderts wurde damit die Burg Bensberg bereits zeitweilig als Verwaltungssitz sowohl vom Erzbischof Engelbert I. wie auch den Grafen von Berg benutzt.

Diese letzten Daten stehen im Widerspruch zu einem neueren Nachweis, nach der der erste Besitz der Burg in bergischer Hand erst für das Jahr 1247 belegbar sein soll. Allerdings wird jedoch auch nach diesen neueren Quellen angenommen, dass die Grafen von Berg bereits Ende des 12. Jahrhunderts über die Landgrafen von Thüringen bereits Zugriff auf die Alte Burg erlangt hatten.

Zwischen 1202 und 1238 erscheint mehrfach Engelbert von Bensberg in den Quellen, der offensichtlich der bergischen Ministerialität oder Ritterschaft angehörte. Es handelt sich hierbei um Vater und Sohn, die beide das Amt des Truchsessen ausgeübt hatten. Ein Nachweis über die Burg in Bensberg stammt aus der Chronica regia Coloniensis, in der von einer erfolglosen Belagerung im Jahr 1230 berichtet wird.

Die nach einem weiteren älteren Nachweis erfolgte Zerstörung der Burg von 1225 von Kölner Söldnern ist vermutlich eine Falschinformation. Dies betrifft damit auch den Wiederaufbau durch Herzog Heinrich IV. von Limburg, der zu dieser Zeit auch Graf von Berg war. Ein eindeutiger Nachweis für die Burg Bensberg ist eine Urkunde vom 16. Juni 1247. Diese Urkunde betrifft einen Vergleich zwischen der Mutter Irmgard von Berg und ihren Sohn Adolf IV. von Berg über die Aufteilung der Grafschaft Berg. Während die Mutter die Schlösser Burg und Angermund zur Nutzung erhält, werden Adolf die Schlösser Windeck und Bensberg zugeteilt. Es folgt ein Nachweis für 1255. In diesem Jahr weilten die Gäste, die zur Grundsteinlegung des Altenberger Domes gekommen waren, in der Burg Bensbure als Quartier. Um 1296 soll der Ritter Hunekin von Bensbure Burgvogt gewesen sein. Dieser war ein Rath des Grafen Wilhelm I. von Berg.

Die Bensberger Burg war von Beginn an als Wehrburg gebaut worden. Zusammen mit einer Ringmauer hatte man bereits im 12. Jahrhundert im südöstlichen und südlichen Teil einen Burggraben angelegt, der von einer Quelle im Osten gespeist wurde. Um in den Innenraum zu gelangen, musste man eine Zugbrücke passieren, die als einfache Brücke noch bis in die 1960er Jahre vorhanden war, wie man auf dem Foto von 1902 sehen kann. Insofern handelte es sich um eine halbe Wasserburg.

Die Entwicklung der Feuerwaffen am Ende des 14. Jahrhunderts führte dazu, dass die Burg mehr und mehr zu Wohnzwecken ausgebaut wurde. Seit dem Jahr 1413 sprach man nicht mehr von der Burg, sondern vom Schloss und Haus sowie vom Hof Bensberg. Die Erweiterung der Burgverwaltung zur Amtsverwaltung bescherte der Burg durch die neue Bergische Ämterverfassung vermehrte öffentliche Aufgaben. Der Burgvorsteher war nicht mehr ritterlicher Burgmann, sondern übernahm jetzt Verwaltungstätigkeiten in Bensberg und hatte dabei den Titel Amtsschultheiß. Sodann hatte der Amtmann des Amtes Porz seinen Wohnsitz auf der Burg in Bensberg. 1446 wurden Schloss, Amt und Kellnerei in Bensberg zusammen erwähnt. Ein Jahr später wurden die Kellnerei Bensberg und die Amtmannschaft Porz getrennt geführt. Gleichzeitig sprach man aber auch vom Amt Porz-Bensberg, weil der Amtmann auf Burg Bensberg saß.

Die Beschädigungen im Dreißigjährigen Krieg führten zu einem langsamen Zerfall der Anlage. Seitdem der Kurfürst Jan Wellem ab 1706 das neue Schloss Bensberg errichtete, wurde das Alte Schloss Bensberg bedeutungslos. 1793/1794, während des Ersten Koalitionskrieges gegen die Truppen der revolutionären Franzosen, wurden Räume in der Burg als Spital für kaiserliche Truppen benutzt. 1859 entstand in der Burganlage ein Kloster, 1897 ein katholisches Krankenhaus, das bis in die 1950er Jahre in Betrieb war. Im Jahr 1962 beschloss der Rat der damaligen Stadt Bensberg, die Anlage als neues Rathaus umzubauen.

Umbau zum Bensberger Rathaus

Ende der 1950er Jahre wuchs in Bensberg der Wunsch nach einem neuen und zweckmäßigen Rathausgebäude. Die Wahl des Standortes fiel auf das Alte Schloss Bensberg. Zunächst wurden eine Bestandsaufnahme und die Sicherung der vorhandenen Burgreste durchgeführt. Die aus der Zeit vor 1850 stammenden Bauteile wurden in die Planung einbezogen. Dazu gehörten der aus dem 12. Jahrhundert stammende fünfeckige Bergfried, der Engelbertturm, die dazwischen liegende Außenmauer, die ehemaligen Burgportale, ein Gewölbekeller sowie ein weiterer kleinerer Turm. Diese Elemente bildeten gemeinsam mit der alten Burgmauer in ihrer ringförmigen Anordnung die Grundfläche der Neubebauung.

Eine Integration der alten Burgreste und der damit verknüpften Verbindung zwischen Geschichte und Gegenwart wurde Bestandteil der Ausschreibung, die zugunsten eines Entwurfes des Architektenbüros Gottfried Böhm ausfiel. Ausschlaggebend war dabei auch die Abkehr des Böhmschen Modells von der Eintönigkeit der Architektur der 1960er Jahre.

Das Preisgericht sah in dem Entwurf Böhms eine künstlerische Antwort auf die gestellte städtebauliche Aufgabe. Hervorgehoben wurde die Marktplatzkonzeption nebst der Kontrapunkte Treppenturm und kleiner Innenhof. Im Innenbereich erlaube das Konzept der zusammenhängenden Flure mit angehängten Räumen eine markante Orientierung, welche eine zentrale Halle verzichtbar mache.

Reaktionen

Das Gebäude polarisierte anfänglich sehr stark. Die FAZ sah in ihm eine begehbare Plastik, der Kunsthistoriker Jürgen Paul den kristallinisch gefrorenen Barock, in dem die hochgespannten Visionen des Expressionismus wiederauferstehen. Der Bau wird auch dem Brutalismus zugeordnet.

Auch international wurde der Bau wahrgenommen: Die Londoner Times berichtete in Wort und Bild über die ungewöhnliche Form, die Hongkonger China Mail über die Zementburg und das Genueser Blatt „Il Nuovo Cittadino“ erkannte das modernste Rathaus Deutschlands.

Auf der anderen Seite erschrak der Bensberger Bürgermeister Müller-Frank nach Abnahme des Gerüstes und assoziierte den Turm mit einem zerschossenen Minarett. Zahllose Protestschreiben an Zeitungen und Ratsherren wünschten das Schießschartenungeheuer auf den Mond geschossen. Der damalige Bundesinnenminister Paul Lücke – Anrainer des Rathauses – empfahl seinen Mitbewohnern mit dem Beamtenbunker zu leben. Im Volksmund hatte der zackige Betonturm schon bald den Namen Aapefelse (Affenfelsen).

Umsetzung

Um einen nach Süden abfallenden Platz herum verschmelzen heute die Reste der Burganlage mit dem von Böhm in Sichtbeton gestalteten Rathausbau. Von Außen betrachtet fällt zunächst die hohe Ringmauer mit ihren ehemals vermauerten zwei- und dreibogigen Fenstern aus dem frühen 13. Jahrhundert auf, die eine Fortsetzung aus Beton erfährt. Der Zutritt zu dem Rathausplatz erfolgt durch den Bereich zwischen den beiden Türmen.

Im linken Bereich des Innenhofes befindet sich der Ratssaal, dessen Rückwand aus den Resten des alten Ringwalls besteht, und dessen Innenhofseite mit einer von der Decke bis zum Boden reichenden Verglasung gestaltet wurde. Der Ringform folgend steigert das Gebäude seine Geschosszahl bis zum Treppenturm, der durch seine skulpturale Erscheinung das markanteste Element des Rathauses darstellt und zu dessen Fuße sich der Haupteingang befindet.

Rechts vom Treppenturm aus reduziert sich die Etagenzahl wieder der Hofkontur folgend von fünf auf ein Geschoss und endet vor dem rechten der beiden Türme am Ausgangspunkt. Mit diesem verschmolzen erfolgt noch eine kleinere Fortsetzung der Bebauung außerhalb des Innenhofes in Form einer Hausmeisterwohnung und weiteren Nebenräumen.

Auf der Rückseite des Gebäudekomplexes befindet sich hinter dem rechten Flügel ein kleinerer Treppenaufgang, der – wie der Treppenturm – durch eine unterbrechungsfreie Verglasung in Außenrichtung einen permanenten Blick beim Begehen der Treppe ermöglicht. Anders als im Treppenturm, dessen Verglasung mit der Fassade bündig ausgeführt ist, sind die Fenster hier – wie im gesamten Rest des Gebäudekomplexes – hinter die Fassade versetzt. Auch sind die Glasflächen – anders als im Treppenturm – aus rechtwinklig geformten und montierten Glaselementen gestaltet. So wird dem Betrachter der Eindruck suggeriert, die Glaselemente hätten die Last der wuchtigen Betonelemente zu tragen. Die Flachdächer sind aus gefalztem Zinkblech erstellt, die Wasserableitung erfolgt u. a. über zahlreiche Wasserspeier.

Der Innenbereich des Gebäudes wird durch die Ästhetik des Sichtbetons geprägt, aus dem sämtliche Wände und Decken bestehen. Innerhalb der Betonelemente befinden sich verschiedene Öffnungen und Nischen. Die Decken im Bereich der Gänge zu den Amtsräumen sind mit hellbraunen, matten Holzpanelen verblendet. Alle Böden und Treppen bestehen ausnahmslos aus roten Ziegelsteinen. In dieser Kombination entwickelt das Gebäude eine fast sakrale Atmosphäre.

Das Erdgeschoss ist auf der Länge zwischen Ratssaal und Treppenturm vom Innenhof ausschließlich durch vollflächige Glaselemente getrennt. Diese Front ist mit mehreren an Ausluchten erinnernde Elementen versehen, die bis zum zweiten Obergeschoss ragen.

Der Treppenturm bietet einen besonderen Effekt: Durch die dem Lauf der Wendeltreppe spiralförmig folgende, rahmenlose Verglasung kann der Benutzer während des Begehens der Treppe einen permanenten Blick auf die von Etage zu Etage besser werdende Sicht in Richtung Kölner Bucht erleben.

Auch die Beleuchtung des Gebäudes ist unveränderbarer Bestandteil der Architektur. In der Betondecke befinden sich flächig verteilt und im Randbereich der Treppen kleine Einbuchtungen, die aus spitzem Winkel betrachtet kaum sichtbar – mit kleinen kugelförmigen Glühlampen bestückt sind. Im Bereich der Gänge zu den Amtsräumen besteht die Beleuchtung aus oberhalb der Türen in der Holzdecke eingelassenen Leuchtstoffröhren.

Heutige Nutzung

Bis zur Zusammenlegung der beiden ehemaligen Städte Bergisch Gladbach und Bensberg zu einer Stadt im Jahre 1975 befand sich im Rathaus die Stadtverwaltung der Stadt Bensberg. Nach der kommunalen Neugliederung wurde die Stadtverwaltung in andere Gebäude in Bergisch Gladbach ausgegliedert. Im Bensberger Rathaus befindet sich heute das technische Dezernat der Stadtverwaltung. Auch finden hier Tagungen des Rates und der Ausschüsse statt. Ferner werden der Rathaussaal sowie der Innenhof für Konzerte und Veranstaltungen unterschiedlichster Art genutzt.

Baudenkmal

Das alte Schloss ist unter Nr. 19 als Baudenkmal in die Liste der Baudenkmäler in Bergisch Gladbach eingetragen.

Bildergalerie

Literatur

  • Lothar Speer: Die ersten schriftlichen Belege auf der Suche nach den Anfängen der Orte im Raum Bergisch Gladbach in: Bergisch Gladbacher Stadtgeschichte, Stadtarchiv Bergisch Gladbach 2006, ISBN 3-9804448-6-4, S. 63 ff.
  • Lothar Speer: Die Burg Bensberg im 12. Jahrhundert – von den Grafen von Bilstein zu den Grafen von Berg in: Rheinische Vierteljahresblätter 80, 2016, S. 24–57, ISSN 0035-4473
Commons: Burg Bensberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. baukunst-nrw, Führer zu Architektur und Ingenieurbaukunst in NRW, abgerufen am 24. Februar 2016.
  2. Vinzenz Jacob von Zuccalmaglio, in: Die Vorzeit der Länder Cleve-Mark, Jülich-Berg und Westphalen. 1837, S.[183]169.
  3. Lacomblet, Theodor Joseph: Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins oder des Erzstiftes Köln, Urkunde Nr. 71. Band 2, 1846, S. [77]39.Digitalisierte Ausgabe ULB Bonn
  4. Lothar Speer: „Wem gehörte die Burg Bensberg im 12. Jahrhundert?“ in: Heimat zwischen Sülz und Dhünn, Heft 20, 2014, S. 5 ff.
  5. In: Kölner Stadt-Anzeiger Onlineausgabe vom 29.05.2016. Artikel Lothar Speer. Bergisch Gladbach/Burg Bensberg. In einem aktuellen Beitrag im LVR/Portal Rheinische Geschichte von Alexander Berner wird in einer Ausarbeitung zu „Graf Engelbert I. von Berg“ angeführt: Herrschaftliche Zentren der Berger in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts waren „Schloss Burg“ und die „Burg Bensberg“. Somit nehmen auch einige aktuelle Historiker an, dass Bensberg bereits um 1200 zum Besitz der Berger gehörte.
  6. Lothar Speer: "Engelbertus de Bensbure - Annäherungen an eine Bensberger Familie des 13. Jahrhunderts" in: Heimat zwischen Sülz und Dhünn, Heft 22, 2016, S. 13–19
  7. In: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein. 1873, Heft 25, S. [201]195.
  8. Lacomblet, Theodor Joseph: Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheines und des Erzstiftes Cöln, Urkunde 312. Band 2, 1846, S. [200]162.
  9. 1 2 Hermann Hengstenberg, in: Das ehemalige Herzogtum Berg und seine nähere Umgebung. 1897, S. [86]76.
  10. 1 2 Kurt Kluxen: Geschichte von Bensberg. Paderborn 1976, ISBN 3-506-74590-5, S. 50 ff.
  11. Rathaus Bensberg, Broschüre, Presseabteilung Stadt Bergisch Gladbach
  12. Schaukasten im Gebäude
  13. Ausgeburten kommunalen Größenwahns. In: Der Spiegel. Nr. 3, 1980 (online).
  14. Gemeinsam für den Brutalismus! 14. März 2017, abgerufen am 17. Oktober 2022 (deutsch).
  15. Die Tagespost: Die Tagespost. 23. Juni 2021, abgerufen am 17. Oktober 2022 (deutsch).
  16. Dat Dingen. In: Der Spiegel. Nr. 48, 1966 (online).
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