Altheim
Koordinaten: 49° 55′ N,  54′ O
Höhe: 136 m ü. NHN
Fläche: 7,93 km²
Einwohner: 2584 (30. Jun. 2020)
Bevölkerungsdichte: 326 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 64839
Vorwahl: 06071

Altheim ist ein Ortsteil von Münster (Hessen) im südhessischen Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisch wurde zeitweise auch der Name „Spitzaltheim“ verwendet.

Geographische Lage

Altheim liegt vier Kilometer nordöstlich von Dieburg südlich der B26, die den Ort von der nördlich gelegenen Kerngemeinde Münster trennt auf der flachen Ebene des Naturraums Gersprenzniederung in der Dieburger Bucht der Östlichen Untermainebene (Hanau-Seligenstädter Senke) auf 135 m ü. NHN. Westlich des Ortes fließt die Semme.

Geschichte

Ortsgeschichte

Die Ersterwähnung von Altheim stammt aus dem 12. Jahrhundert. 1357 ist Altheim als Lehen der Herren von Eppstein an die Familie der Gayling von Altheim belegt. 1318 hat Konrad Krieg von Altheim den Zehnten von Gottfried von Eppstein zu Lehen. 1500 ist Balthasar, Forstmeister von Gelnhausen im Besitz des Zehnten. Drei Adelsfamilien sind im Ort belegt: die Gayling von Altheim (seit 1254), die Krieg von Altheim (seit 1276) und die Schade von Altheim (seit 1342).

1527 tauschte Kurfürst Ludwig V. von der Pfalz die bisher pfälzische Hälfte von Altheim mit Graf Philipp III. von Hanau-Lichtenberg gegen die Hanauer Besitzungen zu Astheim und Trebur. Noch im gleichen Jahr erwarb Graf Philipp III. auch das bisherige Viertel des Erzbischofs von Mainz. 1542 gehört Altheim insgesamt zur Grafschaft Hanau-Lichtenberg, wo es dem Amt Babenhausen zugeordnet war.

Nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., kam es um das Amt Babenhausen fast zu einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen der Landgrafschaft Hessen-Kassel und der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. Beide Seiten besetzten mit ihrem Militär jeweils einen Teil des Amtes. Die Auseinandersetzung konnte erst nach einem langjährigen Rechtsstreit vor den höchsten Reichsgerichten 1771 durch einen Vergleich, dem sogenannten Partifikationsrezess, beendet werden. Danach fiel Altheim zusammen mit Dietzenbach, Harpertshausen, Schaafheim und Schlierbach an Hessen-Darmstadt, das daraus 1773 das Amt Schaafheim bildete.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Altheim:

»Altheim (L. Bez. Dieburg) auch Spitzaltheim; luth. Pfarrdorf, liegt 1 St. von Dieburg und 112 St. von Umstadt, und hat 140 Häuser und 868 Einw., die bis auf 17 Kath. und 59 Juden lutherisch sind. Die Einwohner führen besonders viel Gerste, Hirse, Flachs, Bohnen etc. aus. In der Gemarkung von Altheim liegt eine Mahl- und Oelmühle, so wie sich in derselben römische Grabhügel finden, unter denen der sogenannte Hainhügel der größte ist. Altheim war ursprünglich Eppensteinisches Lehen. Die Geilinge, die Schaden, die Kriegen, die von Wasen und Dorfelden waren Vasallen, und in den Besitz getheilt. Im Jahr 1527 erscheinen Churpfalz, Churmainz und die Familie Geiling mit Vogteilichkeit etc.; jenes mit der Hälfte dieses, und die Geilinge jedes mit 14. Zu dieser Zeit kaufte Graf Philipp von Hanau den pfälzischen und mainzischen Antheil, und vermuthlich damals auch das Geilingische 11. Im Jahr 1521 wurden gewisse Hanauische Berechtigungen und Antheile an Altheim zur Burg Babenhausen geschlagen. Nach dem Ausgang der Hanau-Lichtenbergischen Linie, 1736, nahm sowohl Hessen-Darmstadt als Hessen-Cassel, das Amt Babenhausen in Anspruch. In den Vergleichen von 1762 und 1771, kam aber Altheim an ersteres Haus. Im 30jährigen Krieg wurde das Dorf zweimal geplündert; das Letztemal von mehr als 8000 Polen.«

Am 31. Dezember 1971 wurde Altheim im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Gemeinde Münster eingegliedert. Ein Ortsbezirk nach der Hessischen Gemeindeordnung wurden nicht errichtet.

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten bzw. Herrschaftsgebiete und deren untergeordnete Verwaltungseinheiten, in denen Altheim lag:

Gerichte

Die zuständige Gerichtsbarkeit der ersten Instanz war:

Historische Namensformen

In erhaltenen Urkunden wurde Altheim unter den folgenden Namen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung): Alderheim (1137) (?); Altheim et Altheim (1189–1220); Kleinen Altheim (1318); Altheim (1354); Großen Altheim (1357); Altheym (1376); Althem (1418); Altheim (1429); Altheyme (1443); Althem (1487); Althum (1490); Altem (1500); Spitzaltheim (1527); Spitzen Altheim (1582); Spitzaltheim (1688); Spitzaltheim (1806).

Bevölkerung

Einwohnerstruktur

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Altheim 2589 Einwohner. Darunter waren 108 (4,2 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 2409 Einwohner unter 18 Jahren, 1071 waren zwischen 18 und 49, 594 zwischen 50 und 64 und 471 Einwohner waren älter. Die Einwohner lebten in 1095 Haushalten. Davon waren 282 Singlehaushalte, 327 Paare ohne Kinder und 363 Paare mit Kindern, sowie 90 Alleinerziehende und 33 Wohngemeinschaften. In 210 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 750 Haushaltungen leben keine Senioren.

Einwohnerentwicklung

 1806:682 Einwohner, 118 Häuser
 1829:868 Einwohner, 140 Häuser
 1867:796 Einwohner, 140 Häuser
Altheim: Einwohnerzahlen von 1806 bis 2020
Jahr  Einwohner
1806
 
682
1829
 
868
1834
 
865
1840
 
854
1846
 
871
1852
 
898
1858
 
853
1864
 
791
1871
 
770
1875
 
807
1885
 
759
1895
 
748
1905
 
842
1910
 
817
1925
 
778
1939
 
739
1946
 
1.170
1950
 
1.259
1956
 
1.175
1961
 
1.178
1967
 
1.268
1970
 
1.325
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
2.589
2016
 
2.662
2020
 
2.584
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS; Gemeinde Munster:; Zensus 2011

Religionszugehörigkeit

 1829:792 lutheranische (= 91,42 %), 49 jüdische (= 5,65 %) und 17 katholische (= 1,96 %) Einwohner
 1961:981 evangelische (= 83,28 %), 189 katholische (= 16,04 %) Einwohner

Religion

Der älteste Teil der Kirche stammt aus dem 10. Jahrhundert. Der 45 m hohe Turm wurde zwischen 1518 und 1520 errichtet. Von diesem Turm (Spitz-Älthemer Kirchturm) wurde in früheren Jahrhunderten der Name des Ortes Spitz-Altheim hergeleitet. Kirchliche Mittelbehörde war im Mittelalter das Archidiakonat St. Peter und Alexander in Aschaffenburg, Landkapitel Montat. Mit der Reformation wurde der Ort – wie die ganze Grafschaft Hanau-Lichtenberg – lutherisch.

Wappen

Der neuzeitliche Wappenentwurf zeigt im Schild die drei roten Sparren auf goldenem Grund und verweist auf die lange Landesherrschaft des Hauses Hanau und dessen Wappen. Mittig befindet sich ein in grau (silber) gehaltener Krug auf schwarzem Schild. Dessen Bedeutung ist nicht ganz klar, da kein Bezug zu den drei ortsansässigen Adelsfamilien besteht, die eine silberne Hirschstange auf blauem Grund als Wappen hatten. Karl Ernst Demandt bemerkt dazu, dass das älteste Gerichtssiegel Altheims, abgedruckt 1528 und 1715, die Hanauer Sparren und dahinter einen Schöffen als Schildhalter wachsend mit einem Krug in der rechten Hand abbildet. Er vermutet eine Wortanspielung auf das mit Beginn des 16. Jahrhunderts erloschene Ortsadelsgeschlecht der Krieg von Altheim. Der Wappenentwurf wurde daher unter Ausschaltung der nicht wappengemäßen Schildhalterfigur des Schöffen geschaffen, indem Wappen und das Symbol des Kruges vereinigt wurden.

Regelmäßige Veranstaltungen

Infrastruktur

Altheim besitzt ein neoklassizistisches Rathaus. Der Ort hat zwei eigene Kindergärten, einer wird von der Evangelischen Kirchengemeinde getragen, der andere ist der Naturkindergarten Blumenkinder. Zusätzlich hat Altheim eine Grundschule, die Regenbogenschule.

Die Hessische Ludwigsbahn errichtete die Rhein-Main-Bahn und nahm deren Betrieb 1858 auf. Altheim erhielt einen Haltepunkt im Abschnitt zwischen Darmstadt Ludwigsbahnhof (heute: Darmstadt Hauptbahnhof) und Aschaffenburg Hauptbahnhof. Er wurde ursprünglich unter der Bezeichnung Altheim in Betrieb genommen und 1904 in Altheim (Hessen) umbezeichnet. Heute wird die Bezeichnung Altheim (Hess.) verwendet.

Literatur

  • Barbara Demandt: Die mittelalterliche Kirchenorganisation in Hessen südlich des Mains = Schriften des Hessischen Landesamtes für geschichtliche Landeskunde 29 (1966), S. 91f.
  • Max Herchenröder: Die Kunstdenkmäler des Landkreises Dieburg. 1940, S. 1–9.
  • Wilhelm Müller: Hessisches Ortsnamenbuch. Band 1: Starkenburg. 1937, S. 9–13.
  • Hans Georg Ruppel (Bearb.): Historisches Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehem. Großherzogtums und Volksstaats Hessen mit Nachweis der Kreis- und Gerichtszugehörigkeit von 1820 bis zu den Veränderungen im Zuge der kommunalen Gebietsreform = Darmstädter Archivschriften 2. 1976, S. 49.
  • Dagmar Söder: Kulturdenkmäler in Hessen. Kreis Offenbach = Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. 1987, S. 366–375.
  • Regina Schäfer: Die Herren von Eppstein. Herrschaftsausübung, Verwaltung und Besitz eines Hochadelsgeschlechts im Spätmittelalter. Wiesbaden: Historische Komm. für Nassau, 2000, S. 369–370, 372–373. ISBN 3-930221-08-X.
  • Literatur über Altheim nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
Commons: Altheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
  2. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Umstadt) und Verwaltung.
  3. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Starkenburg aufgelöst.
  4. am 31. Dezember 1971 als Ortsteil zur Gemeinde Münster.

Einzelnachweise

  1. 1 2 Zahlen, Daten, Fakten. In: Webauftritt. Gemeinde Münster, abgerufen im Februar 2021.
  2. 1 2 3 4 5 6 7 Altheim, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 17. April 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 24. Mai 2018.
  3. 1 2 3 Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg. Band 1. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt Oktober 1829, OCLC 312528080, S. 3 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 14. November 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 46, S. 1828, Punkt 1506; Abs. 8. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,1 MB]).
  5. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  6. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC 894925483, S. 43 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. 1 2 Verzeichnis der Ämter, Orte, Häuser, Einwohnerzahl. (1806): SpitzaltheimHStAD Bestand E 8 A Nr. 352/4. In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), Stand: 6. Februar 1806.
  8. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  9. 1 2 3 Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 14 und 68, archiviert vom Original am 11. Juli 2021.
  10. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 2 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Zahlen, Daten, Fakten. In: Webauftritt. Gemeinde Münster, archiviert vom Original; abgerufen im Februar 2021. (aus Webarchiv)
  12. Das Wappen ist nach Aussage der Gemeinde Münster: ... "aber lediglich ein Entwurf, der nicht offiziell genehmigt wurde" und damit auch nicht bei HADIS Hessen zu finden ist.
  13. Hermann Knodt (Hg.): Hessisches Ortswappenbuch, Doppelband 1 und 2, bearb. im Auftrag des Staatsarchivs Wiesbaden von den Staatsarchivräten Karl Demandt (für Hessen) und Otto Renkhoff (für Nassau), Glücksburg, C. A. Starke Verlag, 1956, S. 68
  14. Darmstädter Echo, Freitag, 7. Oktober 2016, S. 26
  15. Eisenbahndirektion Mainz (Hg.): Amtsblatt der Königlich Preußischen und Großherzoglich Hessischen Eisenbahndi-rektion in Mainz vom 27. Februar 1904, Nr. 10. Bekanntmachung Nr. 96, S. 131f (132).
  16. Eisenbahnatlas Deutschland. 10. Auflage. Schweers + Wall, Köln 2017, ISBN 978-3-89494-146-8.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.