Alulfus von Tournai (lat. Alulfus Tornacensis) (* um 1075 in Tournai; † um 1144 in Tournai) war ein Benediktinermönch des 12. Jahrhunderts und Verfasser einer Anthologie aus den Kommentaren zu Moralia in Iob sowie einer Sammlung von Sätzen und Gedanken aus den Werken des hl. Gregor und trug den Titel Gregorialis.
Leben
Alulfus von Tournai wurde um das Jahr 1070 in Tournai geboren. Sein Vater wurde ebenfalls im 11. Jahrhundert in Tournai geboren und war der große Kantor der Kathedrale Siger. Alulfus, der selbst Kanoniker war, diente 47 Jahre als Bibliothekar und Kantor der Benediktinerabtei St. Martin von Tournai.
Im Jahre 1095 nahm er die benediktinischen Regeln an und wandte sich der Benediktinerabtei St. Martin in Tournai zu. Zur Blütezeit der Domschule in Tournai ermahnte ihn sein Abt, Odo von Tournai, dem späteren Bischof von Cambrai Odo von Cambrai eine Sammlung von Sätzen der Heiligen Schriften zu verfassen, die in den Werken des hl. Gregor des Großen enthalten sind.
Diese Werke scheinen im Mittelalter eine besondere Anziehungskraft ausgeübt zu gehabt zu haben, denn drei Schriftsteller hatten sich vor Alulfus und sechzehn nach ihm darum gekümmert. Alulfus unterschied jedoch sich von den vielen anderen Kompilatoren dadurch, dass er die vorhanden Gedanken der Schriften lediglich entnahm, eine Art, die er sich zu eigen gemacht hatte. Seine Arbeiten enthalten Kommentare zur Heiligen Schrift und sind in drei Bücher unterteilt: Das erste umfasst den Pentateuch und die historischen Bücher des Alten Testaments; der zweite die Psalmen und Propheten; das dritte ist das Neue Testament, was als Opus exceptionum Gregorianum bekannt wurde. Das Manuskript wurde in vier Bänden in der Bibliothek von St. Martin in Tournai aufbewahrt. Das dritte Buch wurde 1516 in Paris und in Straßburg in vier Bänden gedruckt.
Sixtus von Siena (1520–1569) lobte Alulfus für seine wissenschaftlichen Kenntnisse und seine Orthodoxie. Hériman von Tournai (1095–1147) ein Zeitgenosse und dritter Abt von St. Martin in Tournai setzte seinen Tod im achtundvierzigsten Jahr seines Berufs im Jahre 1144 fest.
Werke
- Alulfus Tornacensis: De Expositione Novi Testamenti. Abgerufen am 20. September 2019 (Latein).
- Arnulfus de Tornaco, (Alulfus Tornacensis): Alulfus sive Arnulfus de Tornaco, Gregoriale, pars IV, de diversis senteniis. Abgerufen am 20. September 2019 (Latein).
- Alulphus Tornacensis: Gregoriana super nouum testame(n)tum: Ex operibus beati Gregorij gloriosissimi pape et co(n)fessoris, insigne, pium ac religiosum exceptionum opus super nouum testame(n)tum. 1516, abgerufen am 20. September 2019 (Latein).
Literatur
- De Charles-Louis Richard: Bibliothèque sacrée, ou Dictionnaire universel, historique, dogmatique, Canonique, Géographique et Chronologique Des Sciences Ecclésiastiqique. 1822, S. 51 (Google Books [abgerufen am 19. September 2019]).
Weblinks
- Frédéric Hennebert: Biographie nationale de Belgique. In: ALUF, ALULFUS, alias ALALFUS. Biographie nationale de Belgique, abgerufen am 19. September 2019 (französisch).
- Literatur von und über Alulfus von Tournai im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Alulfus Tornacensis OSB. Abgerufen am 20. September 2019.
Einzelnachweise
- ↑ Gregors Kommentar zu Hiob oder Moralia, sive Expositio in Iob, manchmal auch Magna Moralia genannt (nicht zu verwechseln mit Aristoteles Magna Moralia), wurden zwischen 578 und 595 geschrieben, als Gregor sich am Hofe von Tiberius II. in Konstantinopel befand, aber erst dann beendet wurden, nachdem er schon wieder einige Jahre in Rom war.
- ↑ Alulfus Tornacensis: Gregorialis. Abgerufen am 19. September 2019 (Latein).
- ↑ Alulfus Tornacensis: Enluminures. Abgerufen am 19. September 2019 (Latein).
- ↑ H. Thiry-Van Bouggenhoudt: Biographie nationale: (A-Z); 28 (Table générale); 29-44 (Suppl. 1-16), S. 239. L´Académie Royale, 1866, abgerufen am 19. September 2019.
- ↑ Charles Louis de Secondat de Montesquieu: Der Geist der Gesetze 2. Band, S. 35. 1804, abgerufen am 19. September 2019.
- ↑ Michael Borgolte, Julia Dücker, Marcel Müllerburg, Bernd Schneidmüller (Hrsg.): Integration und Desintegration der Kulturen im europäischen Mittelalter. De Gruyter Akademie Forschung, 2011, ISBN 978-3-05-004973-1, S. 293.