Amanz Dürholz (* 28. Juni 1791 in Solothurn; † 20. Oktober 1866 ebenda) war ein Schweizer liberaler Politiker.
Leben
Familie
Amanz Dürholz war der Sohn des Notars und Appellationsrats Urs Josef Dürholz (* 30. Juli 1753 in Solothurn; † 5. Mai 1804) und dessen Ehefrau Elisabeth (* 1. September 1754 in Solothurn; † 2. Mai 1804), die Tochter des Unternehmers und Politikers Franz Josef Gerber (1727–1795); er hatte noch drei Geschwister.
Er war ein entfernter Verwandter des Kaufmanns und Politikers Karl Dürholz (1771–1848), der mit seiner Tante mütterlicherseits verheiratet war.
Seit 1815 war er mit Rosa (* 27. Dezember 1793 in Solothurn; † 26. April 1865), die Tochter des Händlers Martin Lukas Voitel (1767–1813), verheiratet.
Werdegang
Nach dem Besuch des Schulhauses Kollegium in Solothurn war Amanz Dürholz als Sekretär der Baumwollfabrik Wagner & Cie. in Solothurn sowie in einem Handelshaus in Venedig tätig.
Von 1815 bis 1817 war er Kaufhausdirektor in Solothurn und von 1821 bis 1840 Einnehmer der Ersparniskasse (siehe Regiobank Solothurn); in dieser Zeit war er auch von 1821 bis 1831 Sekretär des Finanzrats.
Politisches und gesellschaftliches Wirken
Amanz Dürholz nahm am 22. Dezember 1830 am Balsthaler Volkstag teil, der im Gefolge der französischen Julirevolution veranstaltet wurde. An diesem Tag kamen liberal gesinnte Menschen, unter anderem Josef Munzinger, aus dem ganzen Kanton zusammen und leiteten damit den Sturz des Solothurner Patriziats ein.
Von 1831 bis 1850 war er liberaler Solothurner Grossrat und wurde von diesem zum Regierungsrat bestellt, sowie von 1831 bis 1840 Kleinrat, dem er in dieser Zeit, im Wechsel mit Josef Munzinger, dreimal als Präsident vorsass.
Er trat 1839 aus der liberalen Partei aus und in die konservative Partei ein.
1833 und 1838 war er Tagsatzungsgesandter und nahm 1834 an der Badener Konferenz teil, in der die liberalen Kantone der Schweiz mit den Badener Artikeln beschloss, dass die römisch-katholische Kirche weitgehend unter staatliche Aufsicht gestellt werden sollte.
Er war Mitglied in verschiedenen Kommissionen des Kantons, unter anderem war er von 1837 bis 1841 Präsident der Erziehungskommission.
Von 1841 bis 1856 war er Solothurner Gemeinderat und Mitglied der Schulkommission; nach seinem Tod vermachte er dem Schulfond von Solothurn sein Wohnhaus und seine siebenhundertbändige Bibliothek der Stadtbibliothek Solothurn.
Er stiftete und richtete für zwei katholische Theologiestudenten für 66.000 Schweizer Franken einen Stipendienfonds ein.
Als Liebhaber alter Klassiker gab er die Réflexions ou sentences et maximes morales von François de La Rochefoucauld 1851 als Maximen und moralische Betrachtungen in deutscher und 1855 auch in lateinischer Übersetzung heraus.
Mitgliedschaften
Amanz Dürholz war am 11. September 1831 in Olten Gründungsmitglied der Patriotischen Assoziation, ein Vorläufer der FDP (siehe auch Freisinnig-Demokratische Partei#Geschichte), deren erster Präsident er wurde.
Schriften (Auswahl)
- Maximen und moralische Betrachtungen. Solothurn: Scherer, 1851.
Weblinks
- Max Banholzer: Amanz Dürholz. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Einzelnachweise
- ↑ Historisches Familienlexikon der Schweiz - Personen. Abgerufen am 26. März 2023.
- ↑ Urban Fink: Franz Gerber. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 4. November 2005, abgerufen am 26. März 2023.
- ↑ Max Banholzer: Karl Dürholz. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 22. Juli 2004, abgerufen am 26. März 2023.
- ↑ Bruno Schmid: Volkstage. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 22. April 2015, abgerufen am 26. März 2023.
- ↑ Der Erzähler 8. April 1831 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 26. März 2023.
- ↑ Basler Zeitung. Stuckert, 2. April 1831 (google.com [abgerufen am 27. März 2023]).
- ↑ ETH-Bibliothek Zuerich: Geschichte des Kantons Solothurn von 1830 - 1841. Abgerufen am 26. März 2023.
- ↑ Präsidenten und Präsidentinnen - Parlament - Kanton Solothurn. Abgerufen am 27. März 2023.
- ↑ ETH-Bibliothek Zuerich: Verzeichniss der Tit. Herren Ehrengesandten, welche Namen der XXII. Kantone der Schweizerischen Eidgenossenschaft, auf der ordentlichen Tagsatzung im Heumonat 1833 in Zürich versammelt waren. Abgerufen am 26. März 2023.
- ↑ Neue Zürcher Zeitung 4. Juli 1838 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 26. März 2023.
- ↑ Neue Zürcher Zeitung 22. Januar 1834 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 26. März 2023.
- ↑ ETH-Bibliothek Zuerich: Der Kanton Solothurn und die Badener Artikel. I. Teil. Abgerufen am 26. März 2023.
- ↑ ETH-Bibliothek Zuerich: Der Kanton Solothurn und die Badener Artikel. II. Teil. Abgerufen am 26. März 2023.
- ↑ Hunziker: Geschichte der schweizerischen Volksschule in gedrängter Darstellung mit Lebensabrissen der bedeutenderen Schulmänner und um das schweizerische Schulwesen besonders verdienter Personen bis zur Gegenwart. Friedrich Schulthess, 1882 (google.com [abgerufen am 27. März 2023]).
- ↑ Jakob Amiet: Das St.-Ursus-Pfarrstift der Stadt Solothurn seit seiner Gründung bis zur staatlichen Aufhebung im Jahre 1874: nach den urkundlichen Quellen ; Beitrag zur schweizerischen Rechts- und Kirchengeschichte. Schwendimann, 1878 (google.com [abgerufen am 27. März 2023]).
- ↑ L. Glutz-Hartmann: Die Stadtbibliothek: Ein Stück Solothurn; Culturgeschichte d. 18. Jh. Druck von B. Schwendimann, 1879 (google.com [abgerufen am 27. März 2023]).
- ↑ Tagblatt der Stadt Biel 10. November 1866 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 26. März 2023.
- ↑ ETH-Bibliothek Zuerich: Wirtschaftliche und soziale Verhältnisse im Schwarzbubenland während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Abgerufen am 26. März 2023.
- ↑ ETH-Bibliothek Zuerich: Joseph Alter (1785–1847) aus dem Roderis (Nunningen) : ein Lebensbild eines konservativen Solothurner Politikers in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Abgerufen am 26. März 2023.