Strukturformel
Allgemeines
Name Aminoacetonitril
Andere Namen
  • 2-Aminoacetonitril
  • AAN
  • Cyanomethylamin
  • Glycinnitril
Summenformel C2H4N2
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 540-61-4
EG-Nummer 208-751-8
ECHA-InfoCard 100.007.957
PubChem 10901
ChemSpider 10439
Wikidata Q48819
Eigenschaften
Molare Masse 56,07 g·mol−1
Aggregatzustand

flüssig

Siedepunkt

ca. 150 °C (Zersetzung)

pKS-Wert

5,34 (25 °C)

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung

Achtung

H- und P-Sätze H: 302312332351
P: 280
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Aminoacetonitril ist eine chemische Verbindung aus der Gruppe der Nitrile. Es ist ein chemischer Verwandter und möglicher direkter Vorläufer der Aminosäure Glycin.

Vorkommen

Aminoacetonitril fanden Forscher des Bonner Max-Planck-Instituts für Radioastronomie in Zusammenarbeit mit Astronomen aus Australien und den USA in einer dichten, heißen Gaswolke innerhalb des Sternentstehungsgebiets Sagittarius B2. Dieses von den Astronomen auch „Heimat der großen Moleküle“ genannte Objekt besitzt nur einen Durchmesser von 0,3 Lichtjahren und wird von einem tief im Inneren verborgenen jungen Stern aufgeheizt. In diesem fanden sich die meisten der bisher im Weltraum nachgewiesenen organischen Moleküle – darunter so komplexe Verbindungen wie Ethylalkohol, Formaldehyd, Ameisensäure, Essigsäure, Glycolaldehyd und Ethylenglycol.

Gewinnung und Darstellung

Aminoacetonitril ist das einfachste Strecker-Addukt, da es bei der Kondensation von Formaldehyd mit Blausäure und Ammoniak entsteht.

Eigenschaften

Chemische Eigenschaften

Durch Verseifung der Nitrilgruppe (Vervollständigung der Strecker-Synthese) unter Abspaltung von Ammoniak kann Glycin erzeugt werden:

Toxizität

Aminoacetonitril wirkt toxisch und schädigt das Bindegewebe, vermutlich durch die Bildung von Cyanid durch Zersetzung. Letzteres hemmt das Enzym Cytochrom-c-Oxidase, welches auch im Bindegewebe enthalten ist.

Derivate

  • Dimethylaminoacetonitril C4H8N2, CAS-Nummer: 926-64-7
  • Aminoacetonitril-hydrochlorid C2H4N2HCl, CAS-Nummer: 6011-14-9
  • Aminoacetonitril-bisulfat C2H6N2O4S, CAS-Nummer: 151-63-3
  • N-(tert-Butoxycarbonyl)-2-aminoacetonitril C7H12N2O2, CAS-Nummer: 85363-04-8
  • N-(Carbobenzoxy)-aminoacetonitril C10H10N2O2, CAS-Nummer: 3589-41-1

Einzelnachweise

  1. Gruppenbeitragsmethode nach Joback, K. G.; Reid, R. C.; Chem. Engng. Commun. 57 (1987) S. 233–243.
  2. W. M. Haynes (Hrsg.): CRC Handbook of Chemistry and Physics. 97. Auflage. (Internet-Version: 2016), CRC Press / Taylor and Francis, Boca Raton FL, Dissociation Constants of Organic Acids and Bases, S. 5-88.
  3. 1 2 Datenblatt Aminoacetonitrile bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 20. März 2011 (PDF).
  4. Aminoacetonitril im Weltall nachgewiesen (Portal für Organische Chemie).
  5. Bericht über Entdeckung (englisch).
  6. Formierung von Aminoacetonitril (PDF; 271 kB).
  7. Inhibition of Cytochrome Oxidase by Aminoacetonitrile Clemmons, J.J.; Jackson, E. B.; Institute of Pathology, Western Reserve University, Cleveland.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.