Das Amt Gößweinstein war ein Verwaltungsgebiet des Hochstiftes Bamberg, eines reichsunmittelbaren Territoriums im Heiligen Römischen Reich. Das dem Fränkischen Reichskreis zugeordnete Hochstift Bamberg war ein geistliches Fürstentum, das bis 1802 existierte.

Geografie

Das im Südosten des Bamberger Herrschaftsgebietes gelegene Amt war mit seiner räumlichen Ausdehnung eines der mittelgroßen hochstiftischen Ämter und lag inmitten des bambergischen Kerngebietes. Seine bambergischen Nachbarterritorien waren die Ämter Ebermannstadt, Pottenstein, Waischenfeld und Wolfsberg.

Geschichte

Gößweinstein gelangte spätestens 1102 in den Besitz des Hochstiftes Bamberg, das dort einen seiner Amtssitze einrichtete. Der Ort wurde zwar im Jahr 1243 vom Bamberger Bischof an die Adelsfamilie der von Schlüsselberg verpfändet, später aber wieder bambergisch und blieb dies bis zur 1802 erfolgten Annexion des Hochstiftes.

Struktur

Die Verwaltung des Amtes Gößweinstein bestand aus einem Vogteiamt und einem Steueramt.

Amtssitz

Der Sitz der Amtsverwaltung befand sich auf der vermutlich im 11. Jahrhundert errichteten Burg Gößweinstein, die unter dem Namen „Goswinesteyn“ zum ersten Mal erwähnt wurde.

Vogteiamt

Das Vogteiamt Gößweinstein war eines der 54 Vogteiämter des Hochstifts Bamberg. Sein Vogteibezirk umfasste folgende Dorfmarkungen und Ortschaften:

Allersdorf, Baumfurth (abgegangene Mühle an der Wiesent, nördlich von Windischgaillenreuth), Behringersmühle, Bösenbirkig, Etzdorf, Geiselhöhe, Gößweinstein, Hartenreuth, Kosbrunn, Leutzdorf, Moritz, Sachsendorf, Sachsenmühle, Stadelhofen, Stempfermühle und Türkelstein.

Steueramt

Das Steueramt Gößweinstein war eines der 46 Steuerämter des Hochstiftes Bamberg. Sein räumlichen Wirkungsbereich umfasste nicht nur den Vogteibezirk des Gößweinsteiner Amtes, sondern auch denjenigen des Vogteiamtes Wolfsberg.

Die wirtschaftliche Bedeutung des Amtes für das Hochstift Bamberg war relativ gering, es wurde daher zum Ende des 17. Jahrhunderts als Amt I Klasse (von 5) geführt. Die Steuererträge des Steueramtes betrugen im Schnitt in der Amtszeit von Peter Philipp von Dernbach (1672–1683) 912 und in der Amtszeit von Marquard Sebastian Schenk von Stauffenberg (1683–1693) 818 fränkische Gulden pro Jahr. Die wirtschaftliche Ertragskraft des Gößweinsteiner Steueramtes erreichte damit nicht einmal die Hälfte des Durchschnitts aller bambergischen Ämter.

Literatur

  • Hermann Caspary: Staat, Finanzen, Wirtschaft und Heerwesen im Hochstift Bamberg (1672–1693). Selbstverlag des Historischen Vereins Bamberg, Bamberg 1976, ISBN 3-87735-083-6.
  • Claus Fackler: Stiftsadel und geistliche Territorien 1670–1803. Eos Verlag, 2007, ISBN 978-3-8306-7268-5.
  • Johann Georg Prändel: Die pfalzbairische Provinz in Schwaben, die beiden Fürstenthümer Bamberg und Würzburg, und das Herzogthum Berg enthaltend. In: Erdbeschreibung der gesammten pfalzbairischen Besitzungen: mit steter Hinsicht auf Topographie, Geschichte, physische Beschaffenheit, Land- und Staatswirthschaft. Uhlmannsche Buchhandlung, Amberg 1806.
  • Hochstift Bamberg (Hrsg.): Bamberger Hof-Staats- und Standskalender für das Jahr 1796. Bamberg 1796.
  • Josef Pfanner: Landkreis Pegnitz. In: Historisches Ortsnamenbuch von Bayern. Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 1965, ISBN 3-7696-9864-9.
  • Herbert Popp, Klaus Bitzer, Halk Thomas Porada: Die Fränkische Schweiz. Hrsg.: Sebastian Lentz, Bernhard Müller (= Landschaften in Deutschland). Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar 2019, ISBN 978-3-412-51535-5.
  • Gertrud Diepolder: Bayerischer Geschichtsatlas. Hrsg.: Max Spindler. Bayerischer Schulbuch Verlag, München 1969, ISBN 3-7627-0723-5.
  • Max Spindler, Andreas Kraus (Hrsg.): Geschichte Frankens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts (= Handbuch der bayerischen Geschichte. III, 1). 3. Auflage. C. H. Beck, München 1997, ISBN 3-406-39451-5.
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Einzelnachweise

  1. 1 2 Die Fränkische Schweiz. In: Landschaften in Deutschland. S. 66, "Die territoriale Differenzierung der fränkischen Schweiz am Ende des Alten Reiches (1792)".
  2. Gertrud Diepolder: Bayerischer Geschichtsatlas. Hrsg.: Max Spindler. Bayerischer Schulbuch Verlag, München 1969, ISBN 3-7627-0723-5, S. 32.
  3. 1 2 Die Fränkische Schweiz. In: Landschaften in Deutschland. S. 289.
  4. 1 2 Max Spindler, Andreas Kraus (Hrsg.): Geschichte Frankens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts (= Handbuch der bayerischen Geschichte. III, 1). 3. Auflage. C. H. Beck, München 1997, ISBN 3-406-39451-5, S. 712.
  5. 1 2 Johann Georg Prändel: Die pfalzbairische Provinz in Schwaben, die beiden Fürstenthümer Bamberg und Würzburg, und das Herzogthum Berg enthaltend. In: Erdbeschreibung der gesammten pfalzbairischen Besitzungen. S. 207 (google.de).
  6. Johann Kaspar Bundschuh: Allersdorf. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 1: A–Ei. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1799, DNB 790364298, OCLC 833753073, Sp. 45 (Digitalisat).
  7. Johann Kaspar Bundschuh: Behringersmühle. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 1: A–Ei. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1799, DNB 790364298, OCLC 833753073, Sp. 354 (Digitalisat).
  8. Johann Kaspar Bundschuh: Bösenbirkig. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 1: A–Ei. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1799, DNB 790364298, OCLC 833753073, Sp. 426 (Digitalisat).
  9. Johann Kaspar Bundschuh: Etzdorf. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 2: El–H. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1800, DNB 790364298, OCLC 833753081, Sp. 92 (Digitalisat).
  10. Johann Kaspar Bundschuh: Geiselhöhe. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 2: El–H. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1800, DNB 790364298, OCLC 833753081, Sp. 289 (Digitalisat).
  11. Johann Kaspar Bundschuh: Gößweinstein. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 2: El–H. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1800, DNB 790364298, OCLC 833753081, Sp. 354 (Digitalisat).
  12. Johann Kaspar Bundschuh: Hartenreuth. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 2: El–H. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1800, DNB 790364298, OCLC 833753081, Sp. 504 (Digitalisat).
  13. Johann Kaspar Bundschuh: Kosbrunn. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 1: A–Ei. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1799, DNB 790364298, OCLC 833753073, Sp. 539 (Digitalisat).
  14. Johann Kaspar Bundschuh: Leutzdorf. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 3: I–Ne. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1801, DNB 790364301, OCLC 833753092, Sp. 342 (Digitalisat).
  15. Johann Kaspar Bundschuh: Moritz (Mühehards). In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 3: I–Ne. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1801, DNB 790364301, OCLC 833753092, Sp. 656 (Digitalisat).
  16. Johann Kaspar Bundschuh: Leutzdorf. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 6: V–Z. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1804, DNB 790364328, OCLC 833753116, Sp. 844 (Digitalisat).
  17. Johann Kaspar Bundschuh: Sachsendorf. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 6: V–Z. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1804, DNB 790364328, OCLC 833753116, Sp. 911 (Digitalisat).
  18. Johann Kaspar Bundschuh: Sachsenmühle. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 5: S–U. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1802, DNB 790364328, OCLC 833753112, Sp. 12 (Digitalisat).
  19. Johann Kaspar Bundschuh: Stadelhofen. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 5: S–U. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1802, DNB 790364328, OCLC 833753112, Sp. 392 (Digitalisat).
  20. Johann Kaspar Bundschuh: Stempfermühle. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 5: S–U. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1802, DNB 790364328, OCLC 833753112, Sp. 439 (Digitalisat).
  21. Johann Kaspar Bundschuh: Türkelstein. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 5: S–U. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1802, DNB 790364328, OCLC 833753112, Sp. 593 (Digitalisat).
  22. Hermann Caspary: Staat, Finanzen, Wirtschaft und Heerwesen im Hochstift Bamberg (1672 - 1693). S. 377.

Koordinaten: 50° N, 11° O

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