Andělská Hora
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Karlovarský kraj
Bezirk: Karlovy Vary
Fläche: 808 ha
Geographische Lage: 50° 12′ N, 12° 58′ O
Höhe: 665 m n.m.
Einwohner: 406 (1. Jan. 2023)
Postleitzahl: 364 71
Kfz-Kennzeichen: K
Verkehr
Straße: Karlovy VaryBochov
Nächster int. Flughafen: Flughafen Karlsbad
Struktur
Status: Gemeinde
Ortsteile: 1
Verwaltung
Bürgermeister: Miloslava Křimská (Stand: 2020)
Adresse: Andělská Hora 18
364 71 Bochov
Gemeindenummer: 538001
Website: www.andelskahora.cz
Lage von Andělská Hora im Bezirk Karlovy Vary

Andělská Hora (deutsch Engelhaus, früher auch Engelsberg, Engelstad, Engelstadt, Engelspurk; tschechisch historisch Angelska Hora) ist eine Gemeinde in Tschechien. Sie liegt sechs Kilometer südöstlich von Karlovy Vary und gehört zum Okres Karlovy Vary.

Geographische Lage

Die Ortschaft liegt im westlichen Böhmen am Übergang von Kaiserwald, Duppauer Gebirge und Tepler Hochland am Fuße des gleichnamigen Phonolithfelsens Andělská hora (717 m). Westlich verläuft die Staatsstraße 6 / E 48, dahinter liegt der Flughafen Karlsbad. Im Osten grenzt die Gemeinde an den Truppenübungsplatz Hradiště

Nachbarorte sind Sedlečko und Šemnice (Schömitz) im Norden, Beraní Dvůr und Lučiny im Nordosten, Činov (Schönau) im Osten, Žalmanov im Südosten, Peklo und Nová Víska im Süden, Pila (Schneidmühl), Telenec und Kolová (Kohlhau) im Südwesten, Olšová Vrata (Espenthor) im Westen sowie Hůrky im Nordwesten.

Geschichte

Auf einem zur Ortschaft gehörenden Hügel befindet sich die Ruine des um Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert von den Herren von Riesenburg errichteten Engelsburg. Ihre erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1402, als sie im Besitz des Borso von Riesenburg war. 1406 gelangte sie an Ulrich Zajíc von Hasenburg, nach dessen Tod spätestens 1414 an die königliche Kammer. Seit Mitte des 15. Jahrhunderts konnten sich die Vögte von Plauen als Besitzer behaupten. Das zum Marktflecken erhobene Engelhaus dürfte im 15. Jahrhundert unter der Herrschaft des Burggrafen Heinrich III. von Plauen entstanden sein. 1487 wurde der in Diensten der Stadt Eger stehende Baumeister Erhart Bauer mit der Errichtung einer neuen Pfarrkirche unterhalb der Burg beauftragt. Das Gotteshaus wurde 1490 geweiht. 1532 vereinigte Burggraf Heinrich IV. von Plauen nach seinem Umzug die beiden Herrschaften zur Herrschaft Engelsburg-Neuhartenstein, wie aus einem Zins- und Einkommensregister von 1537/38 hervorgeht. 1567 war der Inhaber Niklas Lobkowitz von Hassenstein, der wenig später die Engelsburg an seinen Schwager Dietrich von Vitzthum verkaufte. Dessen Erben traten das Gut 1570 für 32.500 Schock an den Tiroler Edelmann Caspar Colonna Freiherr von Fels ab, der sich mit Anna Gräfin von Schlick vermählte und bereits wenige Jahre darauf starb. Nach dem Tode seiner Witwe 1594 wurde das Erbe unter ihren Söhnen aufgeteilt. Leonhard Colonna von Fels erhielt Engelhaus und verlegte den Hauptort der Herrschaft nach Gießhübel.

1608 starben bei einer Pestepidemie 73 Menschen. Nach der Schlacht am Weißen Berg wurden die Familiengüter den Colonnas entzogen und die Familie aus Böhmen vertrieben. Das konfiszierte Gut erwarb der österreichische Diplomat Hermann Graf Czernin von Chudenitz. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Engelhaus 1635 von den Schweden eingenommen, geplündert und die Burg zerstört. Danach war sie nicht mehr regelmäßig bewohnt. 1641 brannte die Pfarrkirche. Von 1696 bis 1712 ließ der damalige Grundherr Graf Hermann Jakob Czernin von Chudenitz die heutige Barockkapelle der Heiligen Dreifaltigkeit erbauen. 1831 berichtete man von 80 Handwerkern, die im Ort wohnten, sowie drei Musikern, die zur Unterhaltung der Gäste in Karlsbad spielten. 1847 zählte Engelhaus 136 Häuser mit 830 Einwohnern, davon vier protestantische Familien. Bei einem verheerenden Großbrand in den 1880er Jahren wurde Engelhaus mitsamt der Pfarrkirche zerstört. Nach der Aufhebung der Patrimonialherrschaften 1848/49 wurde Engelhaus Teil des neu entstandenen Gerichtsbezirkes Karlsbad. Die modernen, politischen Bezirke der Habsburgermonarchie wurden 1868 im Zuge der Trennung der politischen von der judikativen Verwaltung geschaffen.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Sudetenland im Vertrag von Saint-Germain vom 10. September 1919 der am 28. Oktober 1918 neu gegründeten Tschechoslowakei zugeschlagen. Nach dem Münchner Abkommen gehörte Engelhaus bis 1945 zum Landkreis Karlsbad im Reichsgau Sudetenland, Regierungsbezirk Eger des Deutschen Reiches. Nach der Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung nach 1945 wird der Ort heute von 191 Einwohnern bewohnt. Diese sind meist in der Landwirtschaft tätig. Seit 1957 gehörte der Ort zu Karlsbad, seit 1989 ist Andělská Hora wieder ein eigenständiger Ort. Aktuell gibt es eine rege Bautätigkeit, viele Karlsbader und auch Russen bauen sich ihr Haus auf dem Land.

Wappen

Die Gemeinde führt ein Wappen mit dem schwarzen Andreaskreuz und dem vogtländischen Löwen, die an die Herrschaft der Vögte erinnern.

Demographie

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1900953
1930792
1939732

Sehenswürdigkeiten

Besonderheiten

Am Marktplatz befindet sich der sogenannte Schillerbaum, zur Erinnerung an die Besuche des deutschen Dichters Friedrich Schiller. Den Ort besuchte mindestens zweimal auch Johann Wolfgang von Goethe.

Söhne des Ortes

Commons: Andělská Hora – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.uir.cz/obec/538001/Andelska-Hora
  2. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
  3. Dritter Theil, welcher das deutsche Reich nach seiner gegenwärtigen Staatsverfassung enthält: 3,1. Joh. Carl Bohn, 1758 (google.com [abgerufen am 15. November 2021]).
  4. Anton Gnirs: Topographie der historischen und kunstgeschichtlichen Denkmale in dem Bezirke Karlsbad (Prag 1933). Oldenbourg, 1996, ISBN 978-3-486-56170-8 (google.com [abgerufen am 12. November 2021]).
  5. Elbogner Kreis: 15. Ehrlich, 1847 (google.de [abgerufen am 30. März 2020]).
  6. Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 10, Leipzig und Wien 1907, S. 654–656.
  7. 1 2 Michael Rademacher: Sud_karlsbad. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
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