Andrej Ajdič (* 12. Juli 1937 in Laško, Königreich Jugoslawien; † vor oder am 22. Dezember 2022) war ein slowenischer Maler, Grafiker und Bildhauer.
Leben
Ajdič war das älteste von fünf Geschwistern. Die Familie verzog für einige Jahre nach Graz, Österreich und so wuchs er zweisprachig auf. Im Alter von elf Jahren wurde er zum Vollwaisen und lebte daraufhin bei der Familie einer Tante in Celje, wo er eine höhere Schulausbildung und eine Goldschmiedelehre absolvierte. Von 1956 bis 1958 folgte ein Studium der angewandten Kunst in Ljubljana und der Akademie für angewandte Kunst in Wien bei Kurt Schwarz und Franz Herberth, wo er 1961 diplomiert wurde.
1965 heiratete Ajdič. Seine beiden Töchter wurden 1967 und 1968 geboren. Nach einer kurzen Beschäftigung in der Industrie und einem Aufenthalt in der Schweiz widmete sich Ajdič wieder seiner Arbeit als freier Künstler. Er erwarb ein Domizil in Poljane im oberen Savinjska-Tal, wo er bis zuletzt lebte.
Schaffen
Der Kunstkritiker Winfried Konnertz führt dazu aus: "Anfang der 1960er Jahre beginnt Ajdič mit narrativ-figurativen Bildern anekdotischen Charakters, die sein reales Umfeld widerspiegeln. Die Bilder zeigen eine neue Figürlichkeit, als Ablehnung des Informel, wie sie auch im Westen entstand: gewöhnliche, banale Sujets oder Werbung, wie sie auch die Pop Art nutzt. Aber Ajdičs Adaption banaler Dinge ist nicht banal. In seinen Bildern vereint er westliche Tendenzen, wie Op Art und geometrische Systeme mit narrativem Material, um den „grotesken Bestand“ – also die opponenten intellektuellen und künstlerischen Programme westlicher Kunstproduktionen- aufheben und ihm durch seine Bildfindung eine rätselhafte Dimension verleihen". Konnertz: „Ajdičs Arbeiten zeigen beides: formalkompositorische Meisterschaft und farbintensive Strukturierung fantasiestarker Sujets. Geometrisches wird mit Realem verbunden, oft zu reduzierten Images. Irritierende Szenen bilden Bildflächen – häufig auf schwarzem Grund – in die Realitätszitate und farbige Geometrieformen eingebunden sind. Wie durch Fensterrrahmen blickt man in den Hintergrund, der floral und biomorph mit technischen Objekten kombiniert, unerwartete Assoziationen hervorruft“.
1975 beginnt Ajdič sein skulpturales Werk… die Skulpturen nutzen durchweg in Bronze reliefiert wiedergegebene Zeitungsseiten. Sie werden zunächst eingesetzt, um unprätentiöse Objekte darzustellen. Äpfel, Schuhe, Brot, Tiere oder anatomische Details, dann aber auch später für die großen Skulpturen -Lesender Affe 1990 oder Aufsteigen-Hommage I. M. 1991. Die Zeitungsseiten in geformter Bronze, Abgüsse der Matrix einer Druckseite für Rotationsdruckmaschinen, schaffen – gleichsam ummantelnd – die Skulpturen und bilden sie zu anthropomorph-mythischen Gebilden.
Die erste große Einzelausstellung fand 1976 in der Galerie Pierre Koller in Lausanne statt. Es folgten Ausstellungen im In- und Ausland. Zu den Kennern seiner Arbeiten zählen das Vatikanmuseum und Persönlichkeiten wie der UNESCO-Generaldirektor Federico Mayor, dem, anlässlich des internationalen Zeitungskongresses 1993 in Berlin, der FIEJ-Preis, eine Ajdič-Bronze, überreicht wurde. Federico Mayor, Bill Clinton und Johannes Rau gehören zu Sammlern von Ajdič-Skulpturen.
Werke
Arbeiten von Andrej Ajdič befinden sind in zahlreichen privaten Sammlungen, im Besitz von Galerien in den USA und in verschiedenen Ländern Europas sowie in der Albertina in Wien, im Kultusministerium, Wien, in der Nationalbibliothek Civita, Mailand, im Sekretariat für Kultur, Ljubljana und der Nationalbibliothek, Washington, sowie der Akademie für angewandte Kunst, Wien. Ausstellungen, die sich ausschließlich seinem Werk widmeten, fanden u. a. in Italien, der Schweiz, Deutschland und in den USA statt. 1989 wurde dem Künstler die Gold Medaille, Künstlerhaus Wien verliehen.
Im Oktober 2019 erhob Ajdič Betrugsvorwürfe im Zusammenhang mit der Verwendung der von ihm gefertigten, nach seinen Angaben als Dauerleihgabe überlassenen Christusstatue vor der Pfarrkirche in Međugorje Betrugsvorwürfe gegen die dortige Pfarrgemeinde. Diese bestritt Ajdičs Ansprüche, laut Zollerklärung sei die Statue ein Geschenk gewesen.
Werke im öffentlichen Raum
- Der auferstandene Erlöser, Međugorje
Ausstellungen
1974: Andrej Ajdič: tapiserija, slikarstvo, grafika, Städtische Galerie, Ljubljana
- 1991: Andrej Ajdič, Deutsche Parlamentarische Gesellschaft, Bonn; Villa Clementine, Wiesbaden; Galerie am Brühl, Chemnitz; Künstlerhaus, Wien
- 1993: Andrej Ajdic. Gegossene Zeit: Bronze-Skulpturen und Grafik. Bank Austria, Wien
Literatur
- Andrej Ajdič. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 1, Seemann, Leipzig 1983, ISBN 3-598-22741-8, S. 686.
- Andrej Ajdič: Autobiografie. Koščak, Ljubljana 2006, ISBN 961-91592-6-8
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Umrl je umetnik Andrej Ajdič, avtor šestmetrske skulpture Vstajenje v Medžugorju. In: rtvslo.si, 22. Dezember 2022, abgerufen am 28. Dezember 2022 (slowenisch).
- ↑ J.Gurks: `Der lesende Affe`oder die Macht der Medien. In: /Tageszeitung Neues Deutschland/ 6. November 1991 S. 1 , Zur Ausstellung Plastiken von A.Ajdič, Künstlerhaus Wien.
- ↑ Personen. In: Die Welt. 16. März 1991, S. 7
- ↑ Ana Siler: Die Kunst aus Ex-Jugoslawien in drei Wiener Sammlungen: Albertina, MUMOK und Sammlung Erste Bank. 2005, S. 86, 87, 143, 144. http://othes.univie.ac.at/6242/1/2009-07-23_0402746.pdf
- ↑ Andrej Ajdič : monograph. Selbstverlag, 2005, ISBN 961-236-795-7. S. 4–7
- ↑ Mirko Juteršek: Andrej Ajdič. In: Deutsche Parlamentarische Gesellschaft, Bonn 1991, S. 10,12,13
- 1 2 3 Winfried Konnertz, Kunstkritiker: In:/monograph Andrej Ajdič/ 2005, ISBN 961-236-795-7, S. 1
- ↑ Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger. In:/ BDZV Intern/ 25. Mai 1993, S. 5, Kongress der Federation Internationale des Editeurs de Journeau et Publications
- ↑ „Kunst mit der MZ, Preis fuer Pressefreiheit“, Mitteldeutsche Zeitung vom 26. Mai 1993, S. 1
- ↑ Künstlerhaus - Verein - Mitglieder A-Z (Memento des vom 21. Oktober 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. . Abgerufen am 29. Oktober 2016.
- ↑ Martin Sander: Jesus – made in China. Deutschlandfunk Kultur vom 27. Oktober 2019