Anneliese Graes (* 5. November 1930; † 1. Juni 1993 in Bottrop) war eine deutsche Kriminalhauptmeisterin. Bekannt wurde sie in ihrer Vermittlerrolle mit den Terroristen bei der Geiselnahme von München 1972.
Ausbildung und Beruf
Nach Kriegsende bildete sie sich zur Krankenschwester aus und arbeitete zeitweise in England. Nach Deutschland zurückgekehrt, wurde sie Kriminalbeamtin; 1972 war sie in Essen beim 2. Kommissariat (Sexualdelikte).
Historische Bedeutung
Aufgrund ihrer Englischkenntnisse wurde sie von Essen nach München abgeordnet, um mit den arabischen Terroristen zu sprechen. Weil sie ledig war und kinderlos, wurde sie aus einer Reihe von Freiwilligen ausgewählt und verhandelte, als Hostess verkleidet, mit dem Anführer der Gruppe. Nach anderen Quellen eilte sie – gegen die Weisung ihrer Vorgesetzten – zur Unterkunft der israelischen Athleten. Sie nahm Gespräche mit den Geiselnehmern auf, baute somit ein Vertrauen zu ihnen auf und führte die Verhandlungen zwischen Polizei und Geiselnehmern. Anneliese Graes bot sich auch als Faustpfand für den bevorstehenden Flug nach Kairo an.
„Was soll dieser Unsinn?“
1974 erhielt Anneliese Graes für ihren Einsatz das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Privates
Sie wohnte in Essen in der Gustav-Hicking-Straße. Seit 1958 litt sie an Diabetes mellitus Typ-1. Trotz schwerer Krankheit arbeitete sie bis zu ihrer Pensionierung 1991.
Einzelnachweise
- ↑ Uwe Klein: Polizistin Anneliese Graes- eine wenig bekannte Heldin in dem Drama. 6. September 2022, abgerufen am 23. Januar 2023.
- ↑ Essen(lnw): Dienst bis zuletzt. Unterhändlerin bei Olympia-Ansclag tot. In: Westdeutsche Zeitung. 16. Juni 1993.
- ↑ "Ich hoffe, dass ich Anneliese Graes endlich eine Stimme geben konnte" - ZDFmediathek (Memento vom 21. September 2017 im Internet Archive)
- ↑ Astrid Freyeisen, Bayerischer Rundfunk: Olympia-Attentat 1972: Anneliese Graes - Protokoll eines Schreckenstags | BR.de. 4. September 2017 (br.de [abgerufen am 20. September 2017]).
- ↑ Sven Felix Kellerhoff: Geiseldrama bei Olympia: München 1972 – das Protokoll einer Katastrophe. In: DIE WELT. 5. August 2012 (welt.de [abgerufen am 20. September 2017]).