Anni Gondro (* 24. August 1919 in Neustadt O.S./Oberschlesien; † 5. November 2014 in Hannover; Geburtsname: Bakalla) war eine deutsche sozialdemokratische Gewerkschafterin und Frauenrechtlerin.

Leben

Die Eltern von Gondro betrieben einen Lebensmittelladen. Das Geschäft wurde von den Nationalsozialisten boykottiert, weil die Eltern auch jüdische Kunden bedienten. Der Vater verweigerte sogar den Dienst an der Waffe. Das Elternhaus prägte Gondro. Sie musste als 14-Jährige das Oberlyzeum verlassen und in einer Schuhfabrik arbeiten. Anni Gondro kam nach dem Zweiten Weltkrieg mit ihren beiden Kindern zunächst nach Bremen. Hier knüfte sie Netzwerke um die Arbeitsbedingungen für Frauen zu verbessern und arbeitete mit dem damaligen Jugendsekretär der Gewerkschaft Hans Koschnick zusammen. In den fünfziger Jahren arbeitete sie als Verkäuferin bei Karstadt und war stellvertretende Betriebsratsvorsitzende. Gondro war Vorsitzende des Frauenausschusses des DGB in Bremen. 1957 zog sie wegen einer neuen Arbeitsstelle nach Hannover und wurde Personalratsvorsitzende bei den Landesversicherungsanstalten.

Sie war Vorstandsmitglied, Betriebsrätin und Personalratsvorsitzende, sie war ehrenamtliche Arbeitsrichterin, Rundfunkrätin und im AOK-Verwaltungsrat.

Gondro war über 65 Jahre Mitglied und Funktionärin in der Gewerkschaft ÖTV und später der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft, deren älteste Gründungsdelegierte sie war.

Aufgemacht hat sie den Mund auch Anfang der 50er-Jahre als Verkäuferin in einem großen Warenhaus. Die Frauen dort verdienten pauschal zehn Prozent weniger als Männer, für die gleiche Arbeit. Anni Gondro stellte mit dem DGB während der Tarifverhandlungen eine Großdemonstration auf die Beine. Die Arbeitgeber gaben nach, das Gehalt wurde angeglichen, der Ladenschluss geregelt.

In Hannover setzte sich Anni Gondro, die den ehemaligen Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg zu ihren Freunden zählte, unter anderem gegen einen Verkauf der Stadtwerke Hannover sowie gegen eine Privatisierung der städtischen Altenheime ein.

In Hannover gibt es ein Anni Gondro Pflegezentrum. ver.di setzt sich ein, dass zu ihrem Gedenken eine Straße benannt wird.

Sie starb im November 2014 im Alter von 95 Jahren in Hannover.

Auszeichnungen

Literatur

  • Heike Langenberg: Anni Gondro: Die Unerschrockene, in: ver.di PUBLIK, Ausgabe 05/Mai 2004; auch online auf der Seite verdi.de
  • Heike Langenberg (Text), Hartmut Simon (Bearb.): Anni Gondro (= Schriftenreihe des VER.di-Archivs „Zur Person“, Bd. 1), hrsg. von ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft, Bundesvorstand, Ressort 1, Archiv, mit einem Vorwort von Frank Bsirske und Beiträgen von Manfred Benkler, Hans Koschnick und Herbert Schmalstieg, Berlin: Eigenverlag, Mai 2007; herunterladbar als PDF-Dokument
Commons: Anni Gondro – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Marlene Henrici: Anni Gondro - engagierte Gewerkschafterin und Frauenrechtlerin, Wir - Seniorenzeitung Bremen, Nr. 49, Bremen 2023, S. 18–19
  2. Christoph Seils: Klassenkämpfer suchen Klasse, in: Der Tagesspiegel, 26. Mai 2007, abgerufen am 17. November 2014
  3. Nachruf von ver.di, in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 15. November 2014
  4. Anni Grondro: die Unerschrockene aus der Publik-Beilage 5/15 des ver.di-Landesbezirkes Niedersachsen-Bremen
  5. Heike Langenberg: Anni Gondro: Die Unerschrockene (siehe Literatur)
  6. Marlene Henrici: Anni Gondro - engagierte Gewerkschafterin und Frauenrechtlerin, Wir - Seniorenzeitung Bremen, Nr. 49, Bremen 2023, S. 18–19
  7. 1 2 3 Heike Langenberg (Text), Hartmut Simon (Bearb.): Anni Gondro (siehe Literatur)
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