Anton Schäfer (* 12. August 1868 in Christiansau, Österreich-Ungarn; † 24. November 1945 in Liberec, Tschechoslowakei) war ein österreichischer und tschechischer Politiker, Gewerkschafter und Sozialdemokrat.
Leben und Beruf
Als Porzellanmaler lernte Anton Schäfer auf seiner Wanderschaft unter anderem die sozialdemokratische Bewegung in Deutschland kennen und übernahm in Böhmen verschiedene Aufgaben in der erstarkenden Gewerkschaftsbewegung. 1897 wurde er Obmann der Union der Glas- und Keramischen Arbeiter Österreichs in Wien. 1899 wurde er Landesgewerkschaftssekretär. Als Vorsitzender der Reichenberger Bezirksorganisation nahm er auch maßgeblichen Einfluss auf die Gewerkschaftsbewegung in Böhmen.
Er vertrat die böhmischen Sozialdemokraten auf dem Kongress der 2. Internationalen (1912) in Basel.
Bis zur nationalsozialistischen Besetzung Böhmens war Anton Schäfer auch Direktor der Allgemeinen Arbeiter-, Kranken- und Unterstützungskasse in Reichenberg.
Sein besonderer Schwerpunkt galt der Bildungsfrage der Arbeiter und er war auch selbst im Bereich der Arbeiterbildung und in der Jugendfürsorge tätig.
Abgeordneter
Anton Schäfer war ab 1907 bis 1917 Reichsratsabgeordneter der Österreichisch-ungarischen Monarchie. Vom 21. Oktober 1918 bis zum 16. Februar 1919 war er für die Sozialdemokratische Partei Mitglied der Provisorischen Nationalversammlung für Deutsch-Österreich.
Mit Josef Seliger und anderen ehemaligen Reichsratsabgeordneten war er danach im kurzzeitig bestehenden deutsch-böhmischen Landtag tätig.
1920 bis 1936 war er Mitglied des tschechischen Abgeordnetenhauses (Prager Parlament) für die DSAP.
Literatur
- Mads Ole Balling: Von Reval bis Buka, statistisch-biographisches Handbuch der Parlamentarier der deutschen Minderheiten in Ostmittel- und Südosteuropa 1919–1945, Bd. 1. Dokumentation Verlag, Kopenhagen 1991, ISBN 87-983829-4-2, S. 291.
- Peter Glotz: Die Vertreibung. Böhmen als Lehrstück. Ullstein, Berlin 2004, ISBN 3-548-36720-8.
- Leopold Grünwald (Hrsg.): Sudetendeutsche. Opfer und Täter; Verletzungen des Selbstbestimmungsrechtes und ihre Folgen 1918–1982. Junius, Wien 1983, ISBN 3-900370-05-2.
- B. Unfried: Schäfer, Anton. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 10, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1994, ISBN 3-7001-2186-5, S. 22 f. (Direktlinks auf S. 22, S. 23).
- Fritz Wertheimer: Von deutschen Parteien und Parteiführern im Ausland. 2. Auflage. Zentral-Verlag, Berlin 1930, S. 198.
Quellen
- Sozialistische Mitteilungen, NEWS FOR GERMAN SOCIALISTS IN ENGLAND, Published for the information of Social Democratic refugees from Germany who are opposing dictatorship of any kind, Nr. 82 – 1946, Januar, abgerufen unter: http://library.fes.de/fulltext/sozmit/1946-082.htm am 13. Juni 2011.
- Anton Schäfer: Aus der Geschichte der nordböhmischen Arbeiterbewegung. In: Der Kampf. Band 3, 1909/10, S. 84–87.
Weblinks
- Anton Schäfer auf den Webseiten des österreichischen Parlaments