Anton Schiestl (* 10. September 1832 in Innsbruck; † 15. November 1900 in Bozen) war Gründer des Bozner Turnvereins und der Freiwilligen Feuerwehr Bozen. Er wird auch „Turnvater Südtirols“ genannt.

Leben

In Innsbruck als Sohn eines Schlossermeisters und Hausbesitzers aufgewachsen, kam er als Handwerksbursche 1850 nach München und in verschiedene andere Städte Bayerns, Württembergs, Thüringens und Sachsens. Hier lernte er das Turnen kennen. Die Militärpflicht führte ihn nach Hause zurück. Er diente zehn Monate im österreichischen Heer. Dann bildete er sich bei seinem Freund Franz Thurner zum Turnlehrer aus. 1856 wurde Thurner von der Universität Innsbruck als "wirklicher Turnlehrer" angestellt, im Jahr darauf Schiestl als Hilfsturnlehrer.

Als 1859 der Krieg begann, rückte er als Zugsführer der Innsbrucker freiwilligen Scharfschützen ein und kam dabei auch nach Bozen. Hier gefiel es ihm so gut, dass er im September 1860 zurückkehrte, um eine Turnschule zu errichten. Dabei war er so erfolgreich, dass schon im November 1860 von über 100 Mann geturnt wurde und es am 22. Jänner 1862 zur Gründung des Turnvereins Bozen kam.

Ende November 1862 trat Bürgermeister Joseph Streiter mit der Bitte an ihn heran, für die neu anzuschaffende Feuerwehrspritze der Stadt Bozen die Bedienungsmannschaft zu stellen. Daraufhin verpflichteten sich am 11. November 1863 74 Turner zum Eintritt in die Turner-Feuerwehr. Aus dieser ging am 17. Jänner 1874 die Freiwillige Feuerwehr Bozen hervor. Schiestl war vom 20. Dezember 1864 bis 1890 Feuerwehrkommandant.

Vier Jahre nach seinem Tod, am 25. September 1904, wurde ihm zu Ehren an der damaligen Feuerwehrkaserne am Waltherplatz, wo jetzt das Stadthotel steht, feierlich ein Gedenkstein aus weißem Marmor enthüllt. Die Gedenktafel wurde von Andreas Kompatscher, dem bekanntesten Bildhauer der Jahrhundertwende im südlichen Tirol, geschaffen. Dieser trug die Inschrift „Anton Schiestl, Turnlehrer und Feuerwehrhauptmann, Begruender des Turn- und Feuerwehrwesens dieser Stadt“. Unter dem Bozner Stadtwappen (der sechszackige Bozner Stern wurde während der Zeit des Faschismus in einen fünfzackigen "italienischen Stern" umgemeißelt) befanden sich in drei Relieffeldern links ein Feuerwehrmann, der ein Kind aus den Flammen rettet, in der Mitte das Reliefporträt von Schiestl und rechts ein Turnlehrer mit Schüler. Darunter waren das Feuerwehr- und das Turnerwappen mit den 4 F angebracht. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Denkmal durch Fliegerbomben zerstört. Seit 2011 bemühten sich mehrere Bozner Vereine, die Gedenktafel für Anton Schiestl originalgetreu wiederherzustellen. Am 27. September 2015 wurde die neue Gedenktafel für Anton Schiestl feierlich eingeweiht.

Die renovierte Alte Turnhalle in der Grieser Fagenstraße, Sitz der Bozner Sektion des Südtiroler Sportvereins, wurde 2021 nach Anton Schiestl benannt.

Veröffentlichungen

Auszeichnungen

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Monika Hilpold: Entwicklung des Turnvereinswesens in Südtirol, Hausarbeit Universität Wien 1981, S. 17.
  2. Festgabe des Turnvereins Bozen zu seinem 50. Gründungsfeste am 15. und 16. Juni 1912, S. 9.
  3. Geschichte der Feuerwehr in Bozen. provinz.bz.it, archiviert vom Original am 9. Januar 2010; abgerufen am 6. Mai 2012.
  4. Karl Felix Wolff: Führer durch Bozen-Gries: unter besonderer Berücksichtigung der vier neuen Bergbahnen und der großen Dolomitenstraße Bozen 1909, S. 30.
  5. Bruno Mahlknecht: Bozen durch die Jahrhunderte. Band 1. Athesia Spectrum, Bozen 2005, Der einstige Bozner Turnverein, S. 147.
  6. http://www.unsertirol24.com/2014/11/14/ein-denkmal-fuer-den-vater-der-zivilgesellschaft-bozen/, gesehen am 21. November 2014.
  7. http://www.unsertirol24.com/2015/09/27/einweihung-der-anton-schiestl-gedenktafel
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