Ardaschir II. († um 383), im Schahname auch Ardašīr-i nēkōkār genannt, war ein spätantiker persischer Großkönig aus dem Herrscherhaus der Sassaniden. Er regierte von 379 bis zu seinem Tod im Jahr 383.

Ardaschir war wahrscheinlich ein Bruder Schapurs II., dem er auf den Thron nachfolgte. Teils wird er in den Quellen auch als Sohn Schapurs bezeichnet, in der Forschung ist diese Frage bis heute umstritten. Offensichtlich wurde er Schapurs ältestem Sohn Schapur III. zunächst bei der Thronfolge vorgezogen; in der orientalischen Überlieferung basierte dies auf dem Wunsch Schapurs II., da dessen Sohn (der ebenfalls Schapur hieß) noch nicht alt genug war. Vorher war Ardaschir Unterkönig in der Adiabene gewesen; in dieser Funktion war er offenbar prominent am Abwehrkampf gegen den römischen Kaiser Julian beteiligt (363). Julian, der während eines Gefechtes auf unklare Weise zu Tode kam, wird noch Jahre später auf dem Investiturrelief Ardaschirs dargestellt – offenkundig beanspruchte der neue König, entscheidend zum Sieg über den Kaiser beigetragen zu haben, und legitimierte so wohl seinen fragwürdigen Thronanspruch.

Die Quellen berichten kaum etwas über Ardaschirs Regierungszeit; für die inneren Verhältnisse ist Tabaris Universalgeschichte die wichtigste Quelle. In der Religionspolitik scheint Ardaschir den anti-christlichen Kurs Schapurs II. beibehalten zu haben. Armenien wurde in seiner Regierungszeit wieder ein persisches Protektorat, was aber nicht half, die Spannungen mit Rom zu beseitigen. Vorläufige Ruhe kehrte erst ein, als es später (wohl 387) zu einem Vertrag mit Theodosius I. kam, dem römischen Kaiser im Osten. Gegenüber dem starken Adel agierte Ardaschir kraftvoll, womit er sich aber auch Feinde machte.

Auf dem Investitur-Relief bei Taq-e-Bostan wird er zusammen mit Ohrmazd (oder Schapur II.?) und Mihr gezeigt, was einmalig ist, da ansonsten kein Mithra-Denkmal aus Iran bekannt ist. Die orientalischen Quellen berichten davon, der König sei nach wenigen Jahren von einer Adelsversammlung abgesetzt worden, nachdem er zuvor gewaltsam gegen Mitglieder der Aristokratie vorgegangen war. Vermutlich steht hinter dieser Nachricht ein Machtkampf zwischen Schapur III. (dem oben erwähnten Sohn Schapurs II.) und seinem Onkel (?) Ardaschir II., bei dem beide von Teilen des Adels unterstützt wurden und in dem sich Schapur schließlich durchsetzen konnte. Ardaschir scheint in diesem Zusammenhang aber nicht getötet worden zu sein.

Literatur

  • Touraj Daryaee: Sasanian Persia. The Rise and Fall of an Empire. London 2009, S. 20.
  • Karin Mosig-Walburg: Königtum und Adel in der Regierungszeit Ardashirs II., Shapurs III. und Wahrams IV. In: Henning Börm, Josef Wiesehöfer (Hgg.): Commutatio et contentio. Studies in the Late Roman, Sasanian, and Early Islamic Near East. Düsseldorf 2010, S. 133–158.
  • Nikolaus Schindel: Ardashir II. In: Nikolaus Schindel (Hrsg.): Sylloge Nummorum Sasanidarum. Bd. 3/1 (Textband). Wien 2004, S. 249 ff.
  • Theodor Nöldeke: Artaxerxes 6. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band II,1, Stuttgart 1895, Sp. 1325.

Anmerkungen

  1. Fritz Wolff: Glossar zu Firdosis Schahname. Hrsg. von der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft in Verbindung mit der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, Berlin 1935; Nachdruck: Georg Olms Verlagsbuchhandlung, Hildesheim 1965 (und Teheran 1377/1998) mit (eingebundenem) Supplementband Verskonkordanz der Schahname-Ausgaben von Macan, Vullers und Mohl, ISBN 964-5960-55-X, S. VII.
  2. Nikolaus Schindel: Ardashir II. In: Nikolaus Schindel (Hrsg.): Sylloge Nummorum Sasanidarum. Bd. 3/1 (Textband). Wien 2004, hier S. 260 f. Die folgende Darstellung orientiert sich weitgehend an den einschlägigen Artikeln in der Encyclopædia Iranica.
  3. Klaus Schippmann: Grundzüge der Geschichte des sasanidischen Reiches. Darmstadt 1990, S. 37.
VorgängerAmtNachfolger
Schapur II.König des neupersischen Reichs
379–383
Schapur III.
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