Armin Schibler (* 20. November 1920 in Kreuzlingen; † 7. September 1986 in Zürich) war ein Schweizer Komponist und Musikpädagoge.

Leben

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Aarau studierte er am Konservatorium Zürich Musik. Dort begegnete Schibler seiner zukünftigen Frau, der Geigerin Tatjana Berger (geb. Tatjana Valerie Berger, 1924–2022). Nach Kriegsende bereiste Schibler England. Dort traf er die Komponisten Michael Tippett und Benjamin Britten. 1947 wurde Schibler vollamtlicher Lehrer für Musik am Literargymnasium Zürich, wo er bis kurz vor seinem Tod arbeitete.

Schibler war zu Lebzeiten einer der am meisten aufgeführten Schweizer Komponisten des 20. Jahrhunderts, ausgezeichnet mit internationalen Musikpreisen, darunter in Würdigung seines musikalischen Gesamtwerkes mit dem Kunstpreis der Stadt Zürich. Weltweit anerkannte Dirigenten, Orchester und Solisten waren Interpreten seiner Uraufführungen.

Werk und musikalischer Personalstil

Schon die Kompositionen des jungen Schibler zeigen einen persönlichen Musikstil, den er bis zum Lebensende weiterentwickelt. Ab 1949 setzte er sich anlässlich der Darmstädter Ferienkurse mit der Dodekaphonie auseinander und übernahm Zwölfton-Elemente als geistiges Ordnungsprinzip in seine Musik, lehnte jedoch die strengen Regeln der Dodekaphonie ab.

Ab 1952 arbeitete er mit Rhythmus (Schlagzeug) und Tanz. Es gelang ihm, auf der Grundlage seines Musikstil seine Kompositionen mit dem Archaischen des Rhythmus und Tanzes als Körpererlebnis zu gestalten; seine Werke integrieren nichtklassischen Musikidiome wie Jazz, Blues, Volks- und Popularmusik und schliesslich elektronische Musik. Aus seiner Schulmusikpraxis heraus schrieb er Kompositionen für den schulmusikalischen Alltag und entwickelte seinen Lehrgang Vom Körper zum Schlagzeug.

Wenig später wandte sich Schibler dem Musiktheater zu und komponierte mehrere Opern. Betroffen von den Problemen seiner Zeit – zum Beispiel Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen, Ost-West-Konflikt, Machtmissbrauch in Diktaturen, Kommerzialisierung und Vermassung des kulturellen und geistigen Lebens – drängte es Schibler, diese musikalisch-künstlerisch zu gestalten: Er entwickelte die Oper weiter zum Hörwerk als eigene musikalische Gattung. Es zeichnet sich durch eine Verbindung von Musik und Sprache in gegenseitiger Bezogenheit aus, wobei beide künstlerische Medien ihre Eigenständigkeit bewahren. Viele der so entstandenen Hörwerke waren gesellschaftskritisch, andere befassten sich mit philosophisch-mythischen Themen, ein Bereich, mit dem sich Schibler zeitlebens beschäftigte, wofür er ständig auf der Suche nach geeigneten Textvorlagen aus Vergangenheit und Gegenwart war; und wenn er Vorlagen zu bestimmten Themen nicht fand, musste er sein eigener Schriftsteller werden.

Seine Vision eines Gesamtkunstwerkes liess ihn nicht los: Verschiedenste künstlerische Medien sollten in den Dienst einer Werkidee, eines Stoffes treten. Experimentierend, erreichte er eine Synthese der unterschiedlichsten kreativen Medien: Musik, Sprache, Theater, Bild (Film) und Tanz (Ballett). Es entstanden daraus viele Werke in Anlehnung an die Idee des totalen musikalischen Theaters.

Auch in der absoluten Musik war Schibler produktiv. Er komponierte mehrere Symphonien und Orchesterstücke, für jedes Instrument mindestens ein Solowerk. Schibler realisierte seine Vision von einer alle Lebensbereiche umfassenden Tonsprache, welche die verschiedensten Musikidiome angemessen einsetzt, um die bunte Vielfalt des Lebens künstlerisch wiederzugeben. Grundlage ist ein musikalischer Personalstil, der im Spannungsfeld von strukturellen Neuerungen und Tradition steht; typisch sind Halbtonschritte und ihre Komplementärformen sowie Spaltklänge, u. a. der gespaltene Septakkord.

Autobiographisches

  • Armin Schibler: Musik, Medium zwischen Zeit und Zeitlosigkeit, eine autobiographische Skizze, in: Musikkollegium Winterthur, Generalprogramm 1977/78; Musikkollegium Winterthur 1977; 63 S., S. 5–25 mit Abb. und Notenbeispielen, mit Liste der Werke Schiblers, aufgeführt vom Musikkollegium Winterthur 1945–1977 (S. 25–26).
  • Armin Schibler: Das Werk 1986, Selbstdarstellung, Werkliste und Werkdaten, Dokumente zur Realisation, Werkstatt-Texte, Biographisches; Alkun-Verlag, Adliswil/Lottstetten 1985, 143 S., ill.: ISBN 3-85662-015-X.

Preise

1950: Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis

Diskografie (Auswahl)

Literatur

  • Hanspeter Renggli: Armin Schibler. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 3, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 1602–1604.
  • Gina Schibler: „Wenn das Tönende die Spur der Wahrheit ist…“ Das Werk des Komponisten und Musikdramatikers Armin Schibler in seiner Bedeutung für die Gegenwart. Peter Lang, Bern 2000, ISBN 3-906766-21-7.
  • Tatjana Schibler: Doppelfuge, 1942–2004: Mein Leben mit dem Komponisten Armin Schibler. filos, Erlangen 2009, ISBN 978-3-938498-15-6.

Einzelnachweise

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  2. Preisträgerinnen und Preisträger - Conrad Ferdinand Meyer Stiftung. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 17. Juli 2019; abgerufen am 17. Juli 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
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