Arnolfo di Cambio (* um 1240/45 in Colle di Val d’Elsa; † 1302/1310 in Florenz) war ein italienischer Architekt und gotischer Bildhauer. Von Giorgio Vasari wurde er fälschlicherweise als „Arnolfo di Lapo“ bezeichnet, da er annahm, dass der Vater von Arnolfo ein deutscher Baumeister namens Lapo sei.

Leben und Werk

Arnolfo di Cambio lernte einer späteren Überlieferung zufolge bei Cimabue zeichnen und begann seine künstlerische Laufbahn als Bildhauer. Eine entsprechende Ausbildung erhielt er bei Niccolò Pisano in Pisa, später in Siena, wo er unter seinem Lehrer 1264–67 an der Kanzel des Doms arbeitete. Dort ist er 1265 zum ersten Mal urkundlich nachgewiesen. Am kurz vorher unter Leitung Niccolòs entstandenen Grabmal des Heiligen Dominikus (Arca di San Domenico) in der Kirche San Domenico in Bologna war Arnolfo mutmaßlich bereits beteiligt.

Ab 1276 hielt sich Arnolfo in Rom auf, wo er u. a. für Karl von Anjou tätig war. In einer heute im Kapitolinischen Museum aufbewahrten Statue stellte er den Monarchen in Gestalt eines römischen Senators dar. Die Zuschreibung an Arnolfo ist jedoch nicht unumstritten. Zu den weiteren bedeutenden römischen Arbeiten Arnolfos gehören die Grabmäler des Kardinals Annibaldi († 1276) in der Lateranbasilika und des Papstes Bonifatius VIII. († 1303) in der Peterskirche, das der Papst schon am Anfang seines Pontifikates in Auftrag gab. Zum Grabmal gibt es z. B. die Anekdote, dass ein Bischof, als er gefragt wurde was zu der Schönheit des Grabes noch fehle, antwortete: „Dass Ihr (Bonifatius) darinnen liegt“.

Daneben schuf er die Baldachine über den Altären von Sankt Paul vor den Mauern (1285) und Santa Cecilia in Trastevere (1293) sowie die Sitzfigur des Heiligen Petrus in St. Peter (um 1290/1300). Diese wird alljährlich am Peter-und-Pauls-Tag mit der Tiara bekrönt. Ein weiterer Brauch ist, sie am Fuß zu reiben, wodurch dieser stark abgerieben ist.

Neben seiner römischen Tätigkeit befand sich Arnolfo um 1280 in Perugia, wo er an dem von Niccolò Pisano begonnenen großen Brunnen mitarbeitete. Daneben entstand dort als eigenständige Arbeit der kleine Brunnen in pede for, dessen erhaltene Fragmente heute in der Umbrischen Nationalgalerie besichtigt werden können. In Orvieto schuf Arnolfo für die Kirche Sankt Domenico 1282 das Grabmal des Kardinals de Braye. Das bildhauerische Schaffen Arnolfos ist durch die blockhafte Geschlossenheit und ruhige Konturierung seiner Figuren geprägt, die teils an antike Beispiele anknüpft und diese gekonnt mit der nordeuropäischen Hochgotik verbindet. Sein Werk kann teils zu den Vorläufern der Renaissance gezählt werden. Giotto di Bondone nahm sich seine Figuren als Vorbild und auch Brunelleschi griff sie auf.

In seinen späten Jahren wandte sich Arnolfo, der mittlerweile umfangreiche Werkstätten in Rom und Florenz unterhielt, zunehmend der Baukunst zu, die er mutmaßlich bei einem Deutschen „Meister Jakob“ gelernt hatte.

1296 übernahm er das Amt des leitenden Meisters beim Neubau des romanisch-gotischen Florentiner Doms (die Kathedrale Santa Maria del Fiore und Wahrzeichen der Stadt Florenz). Er kam allerdings nicht weit über die Planung hinaus. Die von Arnolfo begonnene Fassade wurde nur in ihrem unteren Geschoss vollendet und 1588 abgerissen. Die hierfür geschaffenen Skulpturen Arnolfos befinden sich heute im Dom-Museum. Die westlichen, von ihm begonnenen Langhausabschnitte fielen um die Mitte des 14. Jahrhunderts weitgehend der Planänderung Francesco Talentis zum Opfer, so dass die architektonischen Anteile Arnolfos am Florentiner Dom heute nur noch erahnt werden können.

Neben diesem Großprojekt werden ihm auch entscheidende Anteile bei der Errichtung weiterer hochbedeutender Florentiner Bauten angerechnet, so plante und baute er die 1294 begonnenen Franziskanerkirche Santa Croce und deren Kreuzgänge, restaurierte das Baptisterium San Giovanni und plante den Grundriss des Palastes der Signoria, des Palazzo Vecchio. Die Planung der florentinischen Gründungsstadt (terra nuova) Castel San Giovanni (ab 1296) wird seit Vasari ebenfalls Arnolfo zugeschrieben. Auch plante er möglicherweise den ab 1290 gebauten Dom von Orvieto.

Sein Bildnis ist der Nachwelt angeblich auf einem Gemälde Giottos, in dem Tod des hl. Franziskus in der Kirche Santa Croce, als eine der Gestalten, die im Vordergrunde miteinander sprechen, erhalten. Giorgio Vasari schloss eine Biographie von Arnolfo in seinen Vite ein.

Literatur

nach Autoren / Herausgebern alphabetisch geordnet

  • Stefano Bottari: Arnolfo di Cambio. In: Alberto M. Ghisalberti (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 4: Arconati–Bacaredda. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1962.
  • Harald Keller: Der Bildhauer Arnolfo di Cambio und seine Werkstatt, in: Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen, 55. Bd. (1934), S. 205-228, (JSTOR:25169943)
  • Ingrid Krüger: Arnolfo di Cambio als Architekt und die Stadtbaukunst von Florenz um 1300. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2007. ISBN 978-3-88462-251-3
  • Joachim Poeschke: Die Skulptur des Mittelalters in Italien, Band 2: Gotik. Hirmer Verlag, München 1998. ISBN 3-7774-8400-8
Commons: Arnolfo di Cambio – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vgl. die Ausstellung im Dom-Museum Florenz 2005/6: Arnolfo: alle origini del Rinascimento fiorentino, 21. Dez. 2005 - 21. Apr. 2006. Katalog, hrsg.v. Enrica Neri Lusanna, Pagliai Polistampa, Florenz 2005, ISBN 88-8304-999-3.
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