Der Artushof war ein historisches Gebäude in Magdeburg im heutigen Sachsen-Anhalt. Es wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und gilt als verlorengegangenes Baudenkmal.
Lage
Das Gebäude befand sich in der Magdeburger Altstadt auf der Südseite der Johannisbergstraße an der Adresse Johannisbergstraße 3. Westlich des Hauses mündete die Große Junkerstraße, östlich die Kleine Junkerstraße auf die Johannisbergstraße ein. Heute befindet sich in diesem Bereich der südliche Teil der Jakobstraße, südöstlich vom Rathaus Magdeburg und südwestlich der Sankt-Johannis-Kirche.
Geschichte und Architektur
Das zweigeschossige verputzte Gebäude verfügte über zwei, parallel zueinander angeordnete Satteldächer. Ursprünglich war das Gebäude als Eigenbefestigung angelegt. Im Kern war der Bau Teil des Magdeburger Stadtkerns aus ottonischer Zeit. So verfügte das Haus über mächtige Gewölbe, es bestanden auch Schlitz- und Rundbogenfenster sowie im Inneren eine barocke Treppe.
Im 15. Jahrhundert gehörte das Anwesen dem Bürgermeister Heinrich Alemann, der es 1506 seinem Sohn Thomas Alemann, der ebenfalls Bürgermeister war, vererbte. Ihm folgte sein Sohn, Bürgermeister Thomas Alemann, nach, der 1563 als Besitzer geführt wurde. 1631 gehörte das Gebäude dem Kämmerer Dietrich Brewitz (auch Brebitz), der jedoch während der Zerstörung Magdeburgs im Jahr 1631 umkam. Das Gebäude selbst brannte bei der Zerstörung aus. In einem von Bürgermeister Otto Gerike 1632 gezeichneten Stadtplan wird das Gebäude fälschlich noch als Alemanns Haus bezeichnet. Die Witwe Brewitz war zumindest 1652 Besitzerin des Grundstücks. In der Zeit bis 1667 erwarb Oberst Johann Schmied von Schmiedseck, Kommandeur der Festung Magdeburg, das Grundstück und bebaute es neu. Er ließ über eine vom Garten des Hauses nach Westen zur Großen Junkerstraße führenden Tür im Jahr 1667 sein Wappen samt Wahlspruch und seiner und den Initialen seiner Ehefrau anbringen. Der Stein wurde später von seinen Nachfahren erworben und an einem Gut der Familie angebracht. Noch 1871 wurde als Inschrift oberhalb der Haupttür des Seitengebäudes zur Großen Junkerstraße angegeben:
im Himmel und auf Erden.
J.S.V.S.E. A.M. S.G.C.
1667.
1670 führte Schmied von Schmiedseck einen Streit mit dem Rat der Stadt, da er für sein Haus, letztlich erfolgreich, Steuerfreiheit verlangte. 1675 wurde er jedoch unter dem Vorwurf hochverräterischer Beziehungen zu Schweden verhaftet. Im Jahr 1679 werden bereits seine Erben als Eigentümer des Gebäudes genannt, ihnen folgt Oberstleutnant Wilhelm Ludwig Schmied von Schmiedseck nach. Seine Erben veräußerten das Anwesen im Jahr 1718 für 5000 Taler an den Hauptmann Friedrich Karl von Klingsporn. Er erwarb für das Gebäude im Jahr 1719 das Braurecht und blieb bis 1726 Besitzer.
Friedrich Wilhelm II. schenkte das Haus 1787 der Deutsch-reformierten Kirchengemeinde Magdeburgs, die ein Armen- und Waisenhaus einrichtete. Am Vorderhaus über der Haupttür, andere Angaben nennen die Gartenseite des Gebäudes, wurde eine an diese Schenkung erinnernde Inschrift angebracht. Sie lautete:
königlicher Gnade und Milde
Friedrich Wilhelm II
König von Preussen etc.
schenkte dieses Haus
denen Armen und Waysen
der deutsch reformirten Gemeinde
den 8ten August 1787.
Im dritten Viertel des 19. Jahrhunderts erfolgte die Umnutzung in ein Gasthaus. Dabei wurde der an der nordwestlichen Ecke befindliche markante achteckige Turm abgerissen und die Vorderfront des Gebäudes neu gestaltet. Die Struktur der parallelen Satteldächer blieb erhalten, zur Johannisbergstraße hin wurde jedoch ein vierachsiger neuer Flügel vorgesetzt. Das Gebäude gehörte der Buckauer Dampf-Bierbrauerei Reichardt & Schneidewin und wurde um 1900 als Buckauer Bierhalle betrieben. Auch nach Übernahme der Brauerei durch die Bodenstein Brauerei im Jahr 1914 blieb es noch bis etwa 1920 beim Namen Buckauer Bierhalle. Neben großen Gasträumen bestanden auch Billard-Salons, Veranden und ein großer Garten mit Brunnen. Im Garten des Hauses wurden um die Jahrhundertwende herum täglich Konzerte veranstaltet.
Den Namen Artushof erhielt das Gebäude erst um 1920. Als Grund für die Benennung wurde vermutet, dass das Gebäude zwischen Großer und Kleiner Junkerstraße lag und die Stadtjunker im Mittelalter auch König Artus Tafelrunde aufgeführt hätten. Am 22. Juni 1920 war der Artushof Ort einer politischen Veranstaltung in der der Pazifist Harry Graf Kessler redete. Am Rande der Veranstaltung konferierte der Magdeburger Schularzt Ernst Thesing mit Graf Kessler, dem späteren IHK-Präsidenten Curt Ramdohr und Georg Schümer.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude zerstört. Das Gelände wurde später mit der neu geführten Jakobstraße überbaut.
Literatur
- Götz Eckardt (Hrsg.): Schicksale deutscher Baudenkmale im Zweiten Weltkrieg. Henschel Verlag Kunst und Gesellschaft, Berlin o. J. (um 2000?), ISBN 3-926642-24-6, Band 1, S. 268.
- Ernst Neubauer, Häuserbuch der Stadt Magdeburg 1631–1720, Teil 1. Herausgeber: Historische Kommission für die Provinz Sachsen und für Anhalt, Magdeburg 1931, S. 197 f.
Einzelnachweise
- 1 2 3 Götz Eckardt (Hrsg.): Schicksale deutscher Baudenkmale im Zweiten Weltkrieg. Henschel Verlag Kunst und Gesellschaft, Berlin o. J. (um 2000?), ISBN 3-926642-24-6, Band 1, S. 268.
- 1 2 Holstein: Inscriptiones Magdeburgenses. In: Geschichts-Blätter für Stadt und Land Magdeburg. 6. Jahrgang, 1871, S. 230.
- ↑ Ernst Neubauer, Häuserbuch der Stadt Magdeburg 1631–1720, Teil 1. Herausgeber: Historische Kommission für die Provinz Sachsen und für Anhalt, Magdeburg 1931, S. 197 f.
- ↑ Julius Neumann: Magdeburg vor 100 Jahren. Weihnachten 1900.
- ↑ Ingelore Buchholz, Maren Ballerstedt, Konstanze Buchholz: Magdeburg in alten Ansichten. 1992, ISBN 90-288-5481-9, Absatz 72.
Koordinaten: 52° 7′ 49,9″ N, 11° 38′ 24,5″ O