Die Aschina (in der Fachliteratur auch häufig Ashina oder A-shi-na; Eigenbezeichnung in den Inschriften von Bugut und Orchon: türk bzw. Pl. türküt) waren der führende Clan einer Stammeskonföderation verschiedener Steppennomaden, die in chinesischen Quellen als Tūjué (突厥) umschrieben wurde und heute verallgemeinert als Göktürken betitelt wird (kök türk, „Blaue Türk“, im Sinne von „Türken des Ostens“ gemäß mittelasiatischer Farbenorientierung; von einigen auch als „Himmelstürken“ oder „Wurzeltürken“ interpretiert).

Einige Mitglieder des Aschina Clans, darunter Ashina Jiesheer (Kürşad) sinisierten sich und schlossen sich den Han-Chinesen der Tang-Dynastie an.

Herkunft und Sprache der Aschina

Die Aschina, von denen man annimmt, dass sie vom südlichen und westlichen Altai stammen, standen unter Einfluss der benachbarten indogermanischen Völker der Iraner und Tocharer. Die Möglichkeit, dass die Aschina selbst ursprünglich eine nichttürkische Sprache gesprochen haben, ist aufgrund der spärlich verfügbaren Primärquellen nicht ausgeschlossen. In dieser Hinsicht ist es auffällig, dass viele zentrale Begriffe des Reiches – dies betrifft vor allem fast alle Titel – iranischen Ursprungs waren. Zudem sind die frühesten inschriftlichen Verlautbarungen der Ashina, nämlich zwei Inschriften aus Bugut (Zentralmongolei) und Xiao Hongnahai (Xinjiang, China), nicht in Alttürkisch, sondern in sogdischer Sprache (Lingua franca Zentralasiens) verfasst. Wie Kljastornyj und Livsic bemerken, kann es „kaum ein Zufall gewesen sein“, dass der erste Gesandte der Chinesen zu den Göktürken ein Sogder war.

Die Aschina führten chinesischen Quellen zufolge ihre Herkunft auf eine Wölfin zurück. Sie sahen sich als Nachfahren aus der Verbindung dieser Wölfin mit dem einzigen Überlebenden eines Stammes. Die chinesischen Quellen lokalisieren die Aschina in Gansu und Xinjiang.

Über den Ursprung des Namens des führenden Clans (A-schih-na) gibt es daher mehrere Thesen. Die gängige Meinung ist, dass er wahrscheinlich vom iranischen (sakischen) Wort für „blau“ abgeleitet ist. Er wird aber auch mit dem Namen Arsilas (Aρσίλας) identifiziert, der von Menander als Name des frühesten Monarchen der Türken berichtet und u. a. vom Orientalisten Christopher I. Beckwith zusätzlich mit dem tocharischen Titel Āršilānci in Verbindung gebracht wird. Auch die Namen ihrer frühesten Herrscher, so z. B. Bumïn, Ištemi, Muqan, Taspar oder Nivar, sind alle nichttürkischen Ursprungs und deuten, zusammen mit den anderen genannten Faktoren, auf einen multi-ethnischen und multikulturellen Ursprung des Stammes aus dem Steppenmilieu.

Zusammenfassend kommt der ungarische Turkologe András Róna-Tas zu dem Schluss, dass es sich bei den Aschina mit sehr großer Wahrscheinlichkeit um einen Fürstenstamm mit iranischen Wurzeln und fast sicher sakischer Herkunft handelte, der, nach dem Sieg über die Rouran und der Unterwerfung turksprachiger Nomaden, von diesen progressiv assimiliert wurde. Nur so lässt sich auch erklären, warum der Stammesname „Aschina“, welcher vom sakischen asseina abgeleitet zu sein scheint und „blau“ bedeutet, in den späteren alttürkischen Inschriften als kök türk, „blaue türk“, auftaucht. Christopher I. Beckwith bemerkt, dass sowohl in griechischen als auch in chinesischen Quellen die Türk als Nachkommen der Saken beschrieben werden.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples, S. 117
  2. Xavier de Planhol, Kulturgeographische Grundlagen der islamischen Geschichte, Artemis, 1975, S. 23
  3. Historische Mitteilungen, Band 9, Ranke-Gesellschaft, Vereinigung für Geschichte im Öffentlichen Leben, 1996, S. 121
  4. Materialia Turcica, Bände 16–18, Studienverlag Brockmeyer., 1992, S. 84
  5. 舊唐書/卷194上 - 维基文库,自由的图书馆. Abgerufen am 6. September 2018 (chinesisch).
  6. 1 2 3 Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples, S. 121–122 - [...] On the basis of the available data, it is unclear whether the A-shih-na were originally speakers of a language other than Turkic. It is certainly a possibility that should not be excluded. Clearly, they were profoundly influenced by their Iranian and Tokharian neighbors. As Kljastornyji and Kivsic point out, it is hardly accidental that the first Chinese envoy sent to Bumin in 545 was a Sogdian. Significantly, Sogdian merchants also were active among the Northern T'ieh-le, trying to create a counterbalance to the Jou-Jan. Subsequently, Sogdians were present in the Eastern and Western Qaganal courts and played important political, cultural and economic roles. [...]
  7. Sören Stark: Die Alttürkenzeit in Mittel- und Zentralasien. Archäologische und historische Studien (Nomaden und Sesshafte, Band 6), Reichert: Wiesbaden 2008, S. 71–75
  8. Zur Präsenz von Sogdern an den Residenzen der Ashina siehe ausführlich Sören Stark: Die Alttürkenzeit in Mittel- und Zentralasien, S. 287–314
  9. “The linguistically non-Turkic name A-shih-na probably comes from of the Iranian languages of Central Asia and means blue (...)”, schreibt Carter Vaughn Findley in The Turks in World History, S. 39
  10. L. Johanson/É. Csató, "The Turkic Languages", Routledge, 2007, ISBN 0-415-41261-7, S. 19
  11. “(...) The founders of the Türk Empire, Istemi and Bumin, both had non-Turkish names (...). Far from leading to a pure national essence, the search for Turkic origins leads to a multiethnic and multilingual steppe milieu.” Carter Vaughn Findley in The Turks in World History, S. 19
  12. A. Róna-Tas, "Hungarians & Europe in the Early Middle Ages: An Introduction to Early Hungarian History", Kapt. VI, From the Urals to the Carpathian Basins, Etnic names - Characteristics & Origins: Turk, Central European University Press, 1999, S. 275ff.
  13. Chr. I. Beckwith: Empires of the Silk Road, Prologue, The Heroe and his Friends, S. IX: „In both Greek and Chinese sources the Türk are said to be descended from the Sakas“
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