Der Ashburnham-Pentateuch (Paris, Bibliothèque nationale de France, MS nouv. acq. lat. 2334) ist eine illuminierte Handschrift, die wahrscheinlich im 7. Jahrhundert gefertigt wurde. Sie gehört zu den ältesten erhaltenen illustrierten biblischen Kodizes. Sie enthält Illustrationen der Pentateuch genannten Bücher Mose aus dem Alten Testament.

Entstehungsort

Der Ashburnham-Pentateuch und seine Bilder sind vermutlich in Nordafrika oder Spanien entstanden. Auch Italien wurde als Entstehungsort vorgeschlagen.

Geschichte der Handschrift

Die Handschrift befand sich in der Bibliothek der Kathedrale St. Gatien in Tours, daher wird sie auch als Bibel von Tours oder Pentateuch von Tours bezeichnet. 1842 wurde sie von dort durch den Kunstdieb Graf Guglielmo Libri gestohlen. Sie gelangte 1847 durch Verkauf in den Besitz des Manuskriptsammlers Bertram, 4. Earl von Ashburnham (1797–1878), und dann schließlich 1888 in die Bibliothèque Nationale in Paris.

Inhalt der Handschrift

Die Handschrift illustrierte die lateinische Übersetzung des Textes der fünf Bücher Moses, des sogenannten Pentateuch. Jedoch sind das ganze Buch Deuteronomium und Teile der anderen Bücher heute verloren. Es sind insgesamt 142 Seiten mit 19 Illustrationen erhalten geblieben, 18 Bilder im Text und das ebenfalls ausgeschmückte Inhaltsverzeichnis. Wahrscheinlich hatte der Meister mehr als 65 Bilder erstellt. Der Text wurde mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit von einem Schreiber und nicht vom Meister selbst geschrieben.

Älteste erhaltene Bibelillustrationen

Die Bilder des Ashburnham-Pentateuch zählen zu den ältesten erhaltenen Bibelillustrationen. Besonders ihre Darstellung der Genesis, der jüdisch-christlichen Vorstellung der Schöpfungsgeschichte, wurde schon früh in der kunsthistorischen Forschung als Einblick in die Gedankenwelt des frühen Mittelalters gesehen. Sie zeigen bis heute, wie die Gedanken dieser Schöpfung und der Beginn der biblischen Überlieferung damals interpretiert wurden.

Malstil

Der Ashburnham-Pentateuch erläutert den Text in bewegten Bildern, das dargestellte Umfeld, wie Architektur der Bauten oder Kleidung der Personen, ist angeblich an klein-asiatische Vorbilder, beispielsweise aus der Region um Palmyra angelehnt. Teilweise wird auf einer Seite ein Zyklus einer Geschichte in mehreren Teilbildern erzählt. Der Aufbau und Ablauf der Erzählung und die Gestik der Personen können als theatralisch gesehen werden.

Einzelnachweise

  1. Dorothy Verkerk: Early Medieval Bible Illumination and the Ashburnham Pentateuch. Cambridge 2004, S. 3.
  2. Léopold Victor Delisle: Les manuscrits du comte d’Ashburnham. Rapport au Ministre de l’instruction publique et ds Beaux Arts. Paris 1883.
  3. z. B. Anton Springer: Genesisbilder in der Kunst des frühen Mittelalters, mit besonderer Rücksicht auf den Ashburnham-Pentateuch. Leipzig 1884.
  4. s. z. B. dazu Joseph Gutmann: The Jewish Origin of the Ashburnham Pentateuch Miniatures. In: Jewish Quarterly Review, New Series 44 (1953), S. 55–72 sowie Joseph Gutmann: The Illustrated Jewish Manuscript in Antiquity: The Present State of the Question. In: Gesta 5 (1966), S. 39–44.
  5. Louis Bréhier: Illuminated Manuscripts. In: Catholic Encyclopedia, Band 7, New York 1913.
  6. Dorothy Verkerk: Early Medieval Bible Illumination and the Ashburnham Pentateuch. Cambridge 2004, S. 2.

Literatur

  • Oscar von Gebhardt: The Miniatures of the Ashburnham Pentateuch. London 1884, OCLC 16220100.
  • Anton Springer: Genesisbilder in der Kunst des frühen Mittelalters, mit besonderer Rücksicht auf den Ashburnham-Pentateuch. Hirzel, Leipzig 1884, DNB 1001809602.
  • Franz Rickert: Studien zum Ashburnham Pentateuch (Paris, Bibl. Nat. NAL. 2334). Dissertation Bonn 1986.
  • Dorothy Verkerk: Early Medieval Bible Illumination and the Ashburnham Pentateuch. Cambridge 2004, ISBN 0-521-82917-8.
Commons: Ashburnham Pentateuch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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