Atilius (auch Attilius und Atilius Comicus) war ein Dramatiker während der Zeit der Römischen Republik.

Seine genauen Lebensdaten sind unbekannt, doch wird er von Varro und Volcacius Sedigitus zusammen mit Dichtern der 1. Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr. genannt. Namentlich bekannt sind von ihm zwei Stücke: eine Electra als Übersetzung der gleichnamigen Tragödie von Sophokles sowie eine Komödie mit dem Titel Misogynus, vielleicht in Anlehnung an den Misogynos des Menander. Hinzu kommen drei Fragmente, von den zwei in Varros De lingua Latina, eines bei Cicero überliefert sind.

Varro nennt ihn nach Trabea und vor Caecilius Statius als Beispiel eines Komödiendichters, der die Gefühlsregungen der Zuschauer (griechisch πάθη) besonders leicht zu erregen verstand. Volcacius Sedigitus weist ihm in seinem Kanon der Palliatendichter den fünften Platz zu, hinter Licinius Imbrex, aber vor Terenz.

Cicero hielt Atilius trotz mancher Schwächen für lesenswert, obgleich sein Stil hart und er nach Meinung des Porcius Licinius, des Autors eines literaturhistorischen Gedichtes aus der 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr., ein „eiserner Autor“ (ferreus scriptor) gewesen sei. Bei den Feierlichkeiten für Caesars Leichenbegängnis wurde aus seiner Electra ein Klagelied aufgeführt, was für eine überdauernde Bekanntheit spricht. Ob er mit dem Palliatendichter Aquilius gleichgesetzt werden muss, ist nicht zu entscheiden.

Literatur

  • Jürgen Blänsdorf: Atilius. In: Werner Suerbaum (Hrsg.): Die archaische Literatur. Von den Anfängen bis Sullas Tod (= Handbuch der lateinischen Literatur der Antike. Band 1). C. H. Beck, München 2002, ISBN 3-406-48134-5, S. 256.
  • Jürgen Blänsdorf: Atilius I 1. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 2, Metzler, Stuttgart 1997, ISBN 3-476-01472-X, Sp. 210.
  • Teresa Mantero: Il poeta drammatico Atilio. In: Tetraonyma. Miscellanea Graeco-Romana (= Pubblicazioni dell’Istituto di filologia classica dell’università di Genova. Band 25). Università di Genova, Genua 1966, S. 181–209
  • Gesine Manuwald: Römisches Theater. Von den Anfängen bis zur frühen Kaiserzeit. Francke, Tübingen 2016, ISBN 978-3-8252-4581-8, S. 211.
  • Friedrich Marx: Atilius 2 und 3. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band II,2, Stuttgart 1896, Sp. 2076.
  • Otto Ribbeck: Die römische Tragödie im Zeitalter der Republik. Teubner, Leipzig 1875, S. 608–610 (Digitalisat).

Anmerkungen

  1. Cicero, De finibus bonorum et malorum 1,5.
  2. Cicero, Tusculanae disputationes 4,25: odium mulierum, quale in Μισογύνῳ Atili est
  3. Varro, de lingua Latina. 7,90: Cape, caede, Lyde, come, condi („pack es, schlacht es, Lydus, putz es, würz es)“; 7,106: Per laetitiam liquitur / animus („der Geist zerfließt mit Fröhlichkeit“) – letzteres möglicherweise aus der Electra.
  4. Cicero, ad Atticum 14,20,3: ‚suam quoique sponsam, mihi meam; suum quoique amorem, mihi meum‘ – non scite, hoc enim Atilius, poeta durissimus („jedem seine Braut, mir meine; jedem seine Geliebte, mir meine – nicht geschickt (gesagt), ist nämlich von Atilius, einem überaus holprigen Dichter“).
  5. Varro Frg. 40 aus de lingua Latina bei Charisius 1,241,28.
  6. Volcacius Frg. 1,9.
  7. Cicero, ad Atticum 14,20,3.
  8. Porcius Licinus bei Cicero, De finibus bonorum et malorum 1,5.
  9. Sueton, Iulius 84,2.
  10. Teresa Mantero: Il poeta drammatico Atilio. In: Tetraonyma. Miscellanea Graeco-Romana (= Pubblicazioni dell’Istituto di filologia classica dell’università di Genova. Band 25). Università di Genova, Genua 1966, S. 181–209.
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