Auerhaus ist ein Roman des deutschen Schriftstellers Bov Bjerg und erschien 2015. Er handelt von einer Gruppe Jugendlicher, die zusammen in ein altes Haus ziehen, um sich um den suizidgefährdeten Frieder zu kümmern, der bereits einen gescheiterten Selbstmordversuch begangen hat.

Handlung

Der Jugendliche Höppner, der die Geschichte erzählt, lebt in einem Dorf und berichtet von seinem Freund Frieder, der eines Tages nicht zur Schule kommt und jeder außer Höppner den Grund zu wissen scheint. Frieder versuchte sich durch eine Überdosis Tabletten umzubringen, wurde aber rechtzeitig von seinem Vater entdeckt, woraufhin ihm der Magen ausgepumpt wurde. Er landete in der Psychiatrie, wo Höppner ihn besucht. Frieder erzählt von seinem Suizidversuch, erklärt allerdings nicht den Grund für seine Tat. Die nächste Zeit besucht Höppner ihn immer wieder und lernt dabei auch Pauline kennen, die wegen Brandstiftung in der Anstalt ist.

Dann wird es Herbst, und Frieder wird es erlaubt, die Station zu verlassen und sich im Park der Psychiatrie aufzuhalten unter der Voraussetzung, dass er von jemandem begleitet wird, in diesem Fall Höppner. Auf dem ersten gemeinsamen Spaziergang im Park überredet Frieder Höppner, mit ihm in die Stadt zu gehen, wo er erzählt, dass ihm vom Arzt empfohlen wurde, nicht mehr bei seinen Eltern zu wohnen. Frieder, Höppner, seine Freundin Vera und Cäcilia (eine weitere Klassenkameradin) ziehen in das Haus von Frieders verstorbenem Großvater. Durch ein Missverständnis des englischen Titels des Songs Our House durch einen Nachbarn entsteht der Name des Hauses: Auerhaus.

An Weihnachten fährt Höppner zu seiner Familie, isst mit ihnen und vergibt und erhält Geschenke. Danach fährt er zu einem Weihnachtsessen, bei dem er sich zum Helfen gemeldet hat, und trifft Pauline wieder, die mittlerweile ihre Haare angezündet und verloren hat. Kurz darauf trifft Frieder ein, der den großen Weihnachtsbaum des Dorfes mit einer Axt gefällt hat, und auch Harry, ein alter Kindergartenfreund Frieders, der schon öfter im Auerhaus zu Besuch war, betritt das Haus. Er wurde von seinem Vater geschlagen, da Harry ihm von seiner Homosexualität erzählt hat. Da er nun nicht mehr nach Hause kann, zieht er bei den anderen ein, und auch Pauline beginnt sich im Haus einzurichten.

Gemeinsam planen sie, eine Silvesterparty zu veranstalten, bei der Schüler und Bekannte aus der Psychiatrie kommen sollen. Als die Party dann stattfindet, bemerkt Höppner, dass Vera und Harry in einem Zimmer verschwinden und dort miteinander schlafen, obwohl laut Höppner Vera immer beteuert hat, dass sie noch etwas warten möchte, bevor sie Sex hat. Frustriert begibt sich Höppner mit einer Flasche Wodka auf ein zugeschneites Feld und beginnt sich zu betrinken. Frieder findet ihn rechtzeitig und bringt ihn zurück ins warme Haus. Dort spricht Höppner sich mit Vera aus, die allerdings durch ihre Auffassung von Liebe kein Verständnis für seinen Ärger aufbringen kann. Kurz darauf liegt die zweite Einladung für Höppners Musterung im Briefkasten. Sie wird wieder ignoriert in der Hoffnung, es komme noch ein dritter Brief, damit er noch Zeit für seine Entscheidung hat, ob er zur Bundeswehr möchte oder nicht. Kurz darauf steht die Polizei vor der Tür, die ihn zur Musterung fährt. Höppner wird von einem Arzt begutachtet und es wird „T1-voll verwendungsfähig“ in seine Akte eingetragen. Doch stehlen Frieder und Vera diese, indem sie die Musterung stören und vorgeben, einen Fahrradschlüssel zu suchen.

Gleichzeitig steht die Abiturprüfung in Deutsch an, zu der Höppner sehr spät erscheint, da er auf der Fahrt zur Schule einen älteren Mann im Straßengraben stürzen sieht. Er versucht, ihm zu helfen und hält ein Auto an, aus dem ein Soldat steigt, der Erste Hilfe leistet. Sie rufen einen Notarzt, doch kommt dieser lange Zeit nicht. Währenddessen hat sich der Mann aufrecht hingesetzt, fällt aber plötzlich um und hat keinen Puls mehr, woraufhin der Soldat mit Höppner und dem Mann ins Krankenhaus fährt. Nun erst gelangt Höppner in die Schule und schreibt mit zwei Stunden Verspätung sein Deutsch-Abitur, in dem er die zu schreibende Text-Erörterung in ungenügendem Maße absolviert.

Als alle wieder zu Hause sind, bricht eine Spezialeinheit der Polizei in das Auerhaus ein, da Harry, der mit Drogen dealt, von einem seiner Abnehmer verraten wurde. Die Polizisten finden auch die Musterungsakte und weitere Gegenstände, die die anderen Hausbewohner belasten. Von allen Beteiligten werden Fotos gemacht und Fingerabdrücke aufgenommen. Danach gehen alle ins Kino. Auf der Rückfahrt entdeckt Frieder im Handschuhfach von Harrys Auto eine Waffenattrappe und bedroht damit einen Polizisten. Nun werden Ermittlungsverfahren gegen Frieder und Harry eingeleitet. Da die Eltern der Jugendlichen den Polizeieinbruch im Auerhaus mitbekommen haben, zieht Cäcilia dort aus.

Nun folgt eine Zusammenfassung der jeweiligen Wege, welche die einzelnen Bewohner des Auerhauses nach dem Abi eingeschlagen haben. Doch beschreibt er hier nur ein alternatives Happy End. Danach beschreibt er das echte Ende: Höppner ist im Abitur durchgefallen, und ein weiterer Suizidversuch Frieders ist erfolgreich verlaufen.

Hauptfiguren

Auerhausbewohner

  • Höppner ist einer der Jugendlichen, die zusammen im Auerhaus wohnen. Er erzählt die Geschichte aus seiner Sicht und spricht auch über seine individuellen Probleme, wie zum Beispiel seine Ungewissheit in Bezug auf die Bundeswehr.
  • Frieder Wittlinger ist ein suizidgefährdeter Jugendlicher, welcher nach seinem gescheiterten Selbstmordversuch in das Auerhaus zieht.
  • Vera ist Höppners Freundin, welche nach einigen Bedenken über den Sinn des Zusammenziehens zu Frieder und Höppner zieht.
  • Cäcilia Schreiner ist eine Klassenkameradin der anderen Auerhausbewohner. Sie zieht zeitgleich mit Vera ein.
  • Harry ist ein Drogendealer, welcher mit Frieder zusammen im Kindergarten war.
  • Pauline war zusammen mit Frieder in der Psychiatrie, da sie eine Fußmatte angezündet hat und zieht zeitgleich mit Harry ein.

Sonstige Figuren

  • F2M2 ist der Stiefvater von Höppner.
  • Bogatzki ist der Dorfsheriff, welcher Höppner unter anderem zur Musterung abholt.

Adaptionen

Film

2019 verfilmte die deutsche Filmregisseurin und Drehbuchautorin Neele Leana Vollmar den Roman mit Max von der Groeben als Frieder.

Hörspiel

2016 produzierte der Rundfunk Berlin-Brandenburg eine Hörspielfassung, ebenfalls unter dem Titel Auerhaus. Bearbeitung und Regie übernahm Beate Andres. Die Erstsendung fand am 25. Dezember 2016 statt. Die Abspieldauer beträgt 54′28 Minuten. Es sprachen u. a.: Christoph Letkowski (Höppner), Anton Weil (Frieder), Lisa Hrdina (Vera), Marthe Lola Deutschmann (Cäcilia) und Alina Stiegler (Pauline). Veröffentlichung als CD-Edition durch den Audio Verlag 2017.

Theater

Am 7. Januar 2017 feierte eine gleichnamige Inszenierung des Werkes am Düsseldorfer Schauspielhaus unter der Regie von Robert Gerloff Premiere. Hierbei spielten unter anderen Kilian Land und Alexej Lochmann die Hauptrollen.

Die österreichische Theaterregisseurin Nora Schlocker adaptierte den Roman als ein Theaterstück unter gleichem Namen, welches am 21. Mai 2017 Premiere im Deutschen Theater Berlin feierte.

Genre

Auerhaus ist klar dem Coming-of-Age-Roman zuzuordnen. Dies äußert sich durch die Darstellung der Erlebnisse, welche die Jugendlichen bei ihrem Prozess des Heranwachsens und Reifer-Werdens erleben. So werden typische Erfahrungen wie die erste Liebe, das erste Mal Sex aber auch Probleme in der Familie und Leistungsdruck in der Schule thematisiert.

Rezeption

Die Bloggerin Miriam Steinbach, schreibt über das Buch: „[…] Die Geschichte hat mich so sehr bewegt, dass sie mich bis heute nicht loslässt. Melancholie trifft auf Schönheit. […]“

Der Journalist Alex Rühle bezeichnete den Roman als „eines der der schönsten Bücher unserer Tage“.

Fabian Broicher schreibt in seiner Kritik bei Rolling Stone Germany: „[…] Bjerg hält sich Sentimentalität durch Lakonie und weitgehenden Verzicht auf Psychologisierungen vom Leib. Gelegentlich wären ein paar Streicher mehr durchaus effektvoller gewesen, aber das hätte das Teen-Ich, dessen juvenilen, moderat motzigen Tonfall der Autor ziemlich gut trifft, vielleicht Glaubwürdigkeit gekostet.“

Ausgaben

  • Bov Bjerg: Auerhaus, Blumenbar, München 2015, ISBN 978-3-351-05023-8.

Literatur

  • Antonia Metzner: „Wenn es dunkel wird“. Die Thematisierung jugendlicher Suizidalität im Unterricht anhand von Bov Bjergs „Auerhaus“, GRIN Verlag, München 2018, ISBN 978-3-668-80900-0.
  • Charlotte Schleiffer: Freundschaft erschreiben im Gegenwartsroman: Erinnerung – Projektion – Subjektivierung, Brill/Wilhelm Fink, Paderborn 2020, ISBN 978-3-7705-6677-8, S. 117–138.

Einzelnachweise

  1. ARD-Hörspieldatenbank (Auerhaus, RBB 2016)
  2. D’haus-Düsseldorfer Schauspielhaus, Junges Schauspiel Stadt:Kollektiv: Auerhaus, von Bov Bjerg — Theaterfassung von Robert Koall | D'haus - Düsseldorfer Schauspielhaus, Junges Schauspiel, Stadt:Kollektiv. Abgerufen am 16. September 2022.
  3. Deutsches Theater Berlin: Deutsches Theater Berlin - Auerhaus, nach dem Roman von Bov Bjerg. Abgerufen am 6. September 2022.
  4. Auerhaus. In: Literaturzeitschrift.de. Abgerufen am 6. September 2022 (deutsch).
  5. Buchkritik: „Auerhaus“ von Bov Bjerg. 17. Oktober 2020, abgerufen am 6. September 2022 (deutsch).
  6. Alex Rühle: Schwäbische Lagune. Abgerufen am 6. September 2022.
  7. Bov Bjerg: Auerhaus (Kritik & Stream) - Rolling Stone. Abgerufen am 6. September 2022.
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