Die Abrundungsfunktion (auch Gaußklammer, Ganzzahl-Funktion, Ganzteilfunktion oder Entier-Klammer) und die Aufrundungsfunktion sind Funktionen, die jeder reellen Zahl die nächstliegende nicht größere bzw. nicht kleinere ganze Zahl zuordnen. Die Notation wurde nach Carl Friedrich Gauß benannt, der das Symbol für die Abrundungsfunktion 1808 einführte. Ende des 20. Jahrhunderts verbreiteten sich auch die von Kenneth E. Iverson eingeführten Bezeichnungen und (englisch floor „Boden“) für die Gaußklammer sowie und (englisch ceiling „Decke“) für die Aufrundungsfunktion. Im Deutschen bezieht sich das Wort Gaußklammer ohne weitere Zusätze meist auf die ursprüngliche von Gauß verwendete Notation. Für die von Iverson eingeführten Varianten werden dann zur Unterscheidung die Bezeichnungen untere Gaußklammer und obere Gaußklammer verwendet.

Zeichensatz

Die Zeichen für die Abrundungs- und Aufrundungsfunktion sind weiterentwickelte eckige Klammern und können in den verschiedenen Umgebungen folgendermaßen kodiert werden:

LEFT FLOORU+230A(HTML ⌊⌊)
RIGHT FLOORU+230B(HTML ⌋⌋)
LEFT CEILINGU+2308(HTML ⌈⌈)
RIGHT CEILINGU+2309(HTML ⌉⌉)

Im Textsatzsystem LaTeX können diese Zeichen im math-Modus als \lfloor, \rfloor, \lceil und \rceil angegeben werden.

Abrundungsfunktion oder Gaußklammer

Definition

Für eine reelle Zahl ist die größte ganze Zahl, die kleiner oder gleich ist:

Beispiele

  • Man beachte, dass nicht etwa gleich ist. Die Definition verlangt ja , und es ist .

Eigenschaften

  • Für alle gilt
    .
  • Es gilt immer . Dabei ist genau dann, wenn eine ganze Zahl ist.
  • Für jede ganze Zahl und jede reelle Zahl gilt
    .
  • Für alle reellen Zahlen gilt
    .
  • Für jede ganze Zahl und jede natürliche Zahl gilt
    .
  • Die Abrundungsfunktion ist idempotent: Es gilt
    .
  • Sind und teilerfremde natürliche Zahlen, dann gilt
    .
  • Die Abrundungsfunktion ist nicht stetig, aber oberhalbstetig.
  • Für nichtganze reelle konvergiert die Fourierreihe der -periodischen Funktion , und es gilt
    .
  • Sind und , so gilt
    .
    Daraus folgt direkt, dass, falls ,
    .
    Ferner gilt auch
    .
  • Für reelle Zahlen gilt außerdem

Programmierung

Programmiersprachen setzen dies mit Funktionen wie Int(), Floor() oder entier um.

Aufrundungsfunktion

Definition

Für eine reelle Zahl ist die kleinste ganze Zahl, die größer oder gleich ist.

Beispiele

Eigenschaften

  • Es gilt analog
    .
  • Sind und , so gilt
    .
    Daraus folgt direkt, dass, falls ,
    .

Programmierung

Programmiersprachen setzen dies mit Funktionen wie ceil() oder ceiling um.

Allgemeine Eigenschaften

Gaußklammer und Dezimalstellen

Es gilt für positive Zahlen:

Die Funktion liefert dabei den Nachkommaanteil mit .

Zusammenhänge zwischen Auf- und Abrundungsfunktion

  • Es ist stets

    Deshalb erhält man die Aufrundungsfunktion aus der Gaußklammerfunktion per
  • Es ist stets

  • Für ganze Zahlen gilt:

Kaufmännische Rundung

Die kaufmännische Rundung auf die nächstliegende ganze Zahl kann auch mit diesen Funktionen ausgedrückt werden:

  • für
  • für

Dasselbe Ergebnis liefert, wenn auch mit einer etwas komplizierteren Formel, dafür ohne Fallunterscheidung bzgl. des Vorzeichens des Arguments, die Funktion

  • .

Einzelnachweise

  1. Earliest Uses of Function Symbols: Until recently [x] has been the standard symbol for the greatest integer function. According to Grinstein (1970), "The use of the bracket notation, which has led some authors to term this the bracket function, stems back to the work of Gauss (1808) in number theory. The function is also referred to by Legendre who used the now obsolete notation E(x)." The Gauss reference is to Theorematis arithmetici demonstratio nova. Werke Volume: Bd. 2 p. 5. (aufgerufen am 25. Juli 2009).
  2. Earliest Known Uses of Some of the Words of Mathematics (C): The terms Ceiling Function and appear in Kenneth E. Iverson’s A Programming Language (1962, p. 12): “Two functions are defined: 1. the floor of x (or integral part of x) denoted by and defined as the largest integer not exceeding x, 2. the ceiling of x denoted by and defined as the smallest integer not exceeded by x.” This was the first appearance of the terms and symbols, according to R. L. Graham, D. E. Knuth & O. Patashnik Concrete Mathematics: A Foundation for Computer Science (1989, p. 67). (aufgerufen am 25. Juli 2009).
  3. Max Koecher: Klassische elementare Analysis. Springer, 2013, ISBN 978-3-0348-5167-1, S. 115
  4. Konrad Königsberger: Analysis 1. Springer, 3. Auflage, 2013, ISBN 978-3-642-97622-3, S. 28
  5. Jürgen Groß: Grundlegende Statistik mit R: Eine anwendungsorientierte Einführung in die Verwendung der Statistik Software R. Springer, 2010, ISBN 978-3-8348-1039-7, S. 33-34
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