Auguste d’Anethan (* 17. Februar 1829; † 11. Juni 1906 in Paris) war ein belgischer Diplomat.
Leben
Auguste d’Anethan war ein Sohn von Jules Joseph d’Anethan und heiratete Isabelle Mosselman du Chenoy (1842–1876), eine Tochter von Isabelle Coghen (1822–1891) und Théodore Mosselman du Chenoy .
D’Anethan war der erste belgische Gesandte nach dem Ende des Kirchenstaates bei Pius IX. und ab 1878 bei Leo XIII. Er war beauftragt, auf dem Quirinal die religiösen Ambitionen von Leopold II. zu propagieren. Am 10. November 1876 übermittelte D’Anethan an Alessandro Franchi, seit 1874 Präfekt der Kongregation De Propaganda fide, den Wortlaut einer Rede von Leopold zur Gründung des belgischen Nationalkomitees der Internationalen Afrika-Gesellschaft. In einem Begleitschreiben erklärte D'Anethan, die Evangelisierung sei Leopold II. ein großes Anliegen. Charles Martial Lavigerie stellte die Association internationale africaine als Exponentin des Protestantismus dar, in welcher der Freund der katholischen Mission Leopold II. angesichts der Dominanz protestantischer Briten und Deutscher kaum Einfluss hätte. Am 4. Dezember 1876 erhielt D'Anethan eine Audienz bei Pius IX. Sein Bericht an den belgischen Außenminister Guillaume d'Aspremont Lynden darüber gilt als Placet des Papstes zur Afrikapolitik von Leopold II. und zeigte auch von Leopold strapazierte Argumentationsfiguren:
„J'approuve beaucoup les idées du Roi, m'a dit Pie IX, elles me semblent bonnes et très généreuses; j'ai été moi-même en Amérique révolté de voir des marchés d'esclaves; ce serait une grande chose de détruire cet affreux trafic et d'ouvrir l'Afrique à la civilisation.“
Nachdem André Langrand-Dumonceau massenhaft belgische Anleger aus dem Milieu der Katholischen Partei betrogen hatte, errang die parti libéral in Belgien in beiden gesetzgebenden Kammern die absolute Mehrheit. 1878 wurde Walthère Frère-Orban ein weiteres Mal Ministerpräsident. 1879 wurde ein laizistisches Unterrichtsgesetz verabschiedet, das dem Klerus Aufgaben in der Bildung entzog. In der Folge kam es zu einem Schulkrieg . Die Belgische Bischofskonferenz ließ einen Hirtenbrief verlesen, der den Eltern, die ihre Kinder auf eine öffentliche Schule sandten, die Krankensalbung verweigerte. Über Auguste d’Anethan strengte Frère-Orban einen Gedankenaustausch mit Leo XIII. an; dieser riet den belgischen Bischöfen zu Mäßigung und Vorsicht; eine von Frère-Orban gewünschte Rüge sprach er nicht aus, worauf Auguste d’Anethan am 5. Juni 1880 abberufen wurde und die diplomatischen Beziehungen bis 1885 unterbrochen blieben.
Auguste d’Anethan wurde am 18. Mai 1903 in den Ruhestand versetzt, was er seinem Cousin Albert d’Anethan, dem Gesandten in Tokio, mit einem Telegramm mitteilte.
Literatur
- Thierry Denoël: Le nouveau dictionnaire des Belges. Le Cri, Bruxelles 1992.
Einzelnachweise
- ↑ D'Anetha an Franchi, 10. November 1876. - In Roeykens: La politique religieuse de l'Etat indépendant du Congo.- Dok. 20, S. 40. Banning: L'Afrique et la Conférence Géografique de Bruxelles. - S. 141.
- ↑ Pius IX. habe den Ideen von Leopold sehr zugestimmt, sie erschienen ihm sehr gut und großzügig, der Papst sei sehr vom amerikanischen Sklavenmarkt schockiert, und es sei eine gute Sache, diesen schrecklichen Verkehr zu zerstören und Afrika für die Zivilisation zu öffnen. Les origines et les débuts de la mission du Kwango (1879-1914), 1956
- ↑ Nicolaas Rasson: De diplomatieke breuk tussen België en het Vaticaan. Het fiasco van de "échanges de vue", 1878 – 1880.
- ↑ May 15, 1903. — A. received a wire from his cousin Baron Auguste d’Anethan, Belgian Minister in Paris, saying he was retiring from the service. May 18, 1903.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Gabriel Auguste van der Straten-Ponthoz | belgischer Gesandter in Lissabon 1867–1875 | Jean-Michel Veranneman de Watervliet |
Henri Carolus | belgischer Botschafter beim Heiligen Stuhl 11. November 1875–5. Juni 1880 | Charles de Pitteurs-Hiegaerts |
Gabriel Auguste van der Straten-Ponthoz | belgischer Gesandter in Den Haag 1881–1894 | Weile |
Eugène Henri Léonard Beyens | belgischer Gesandter in Paris 1894–1903 | Alfred-Ferdinand-Gustave Leghait |