Die Axe historique (deutsch „historische Achse“) von Paris ist die große städtebauliche Sichtachse vom Zentrum durch den Westen der Stadt: Sie ist nicht nur ein Hauptverkehrsweg, sondern die visuelle und monumentale Orientierungslinie, die heute ihren geographischen Ausgangspunkt im Turm der Kirche Saint-Germain l’Auxerrois östlich des Palais du Louvre hat – historisch jedoch im zentralen Pavillon des 1871 zerstörten Tuilerienpalastes. Die urbanistische Magistrale von Paris heißt auch Voie triomphale (deutsch „Weg des Triumphs“).
Verlauf
Am Glockenturm der Kirche Saint-Germain l’Auxerrois östlich des Louvre beginnend, verläuft die Axe historique nach Westen zuerst durch den Louvre und die Tuilerien, über die Place de la Concorde, die Avenue des Champs Élysées und die Avenue de la Grande Armée bis zur Porte Maillot. In Neuilly-sur-Seine verläuft diese Gerade weiter über die Avenue Charles-de-Gaulle, den Pont de Neuilly und durchquert schließlich das Pariser Viertel La Défense. Zwischen der Porte de Maillot und La Défense verläuft die Achse über die Nationalstraße 13.
Die Achse beinhaltet geringfügige Richtungsänderungen bedeutender Gebäude: Die Cour Carrée des Louvre weicht um 6,5 Grad von der Axe historique ab. Die Grande Arche auf der zentralen Perspektive weicht in La Défense ebenfalls um 6,5 Grad von der historischen Achse ab, da dort verlaufende Verkehrstunnel statisch berücksichtigt werden mussten. Jedoch wird dadurch keine Richtungsänderung der Achse verursacht.
- Zeichnung der historischen Achse von Paris
Geschichte
Die Anfänge dieser Achse gehen zurück auf das Jahr 1564, als Caterina de’ Medici sich jenseits der Pariser Stadtmauern einen Witwensitz, die Tuilerien, mit regelmäßig angelegtem Garten errichten ließ. An diesem, genauer am zentralen Kuppelpavillon des Tuilerienschlosses, orientierte sich ab 1640 André Le Nôtre, der Gartengestalter und Landschaftsarchitekt des Schlosses in Versailles, als er eine Allee nach Westen anlegen ließ.
Nach dem Bau der Champs Élysées befanden sich nur noch einige Häuser zwischen den Gärten der Tuilerien und der neuen Straße. Diese wurden jedoch während der Amtszeit Ludwigs XV. entfernt, nach dem der daraufhin entstandene Platz zuerst benannt wurde. Heute ist er als Place de la Concorde bekannt.
Auf der eckigen Place du Carrousel zwischen den äußersten Flügeln des Louvre ließ Napoléon Ier 1807 den Arc de Triomphe du Carrousel errichten. Der 1836 fertiggestellte Triumphbogen an der Place de l’Étoile (seit 1970 Place Charles de Gaulle) bildete daraufhin den äußersten Punkt der Achse.
Die Achse wurde durch den Bau der Avenue de la Grande Armée weiter nach Westen über die Stadtgrenzen hinaus ausgedehnt. Sie endete in dem kleinen Vorort La Défense, der nach der Verteidigung der Stadt gegen die Preußen im Jahre 1871 benannt wurde. Dieser Vorort entwickelte sich seit den 1950er Jahren zu einem Geschäftsviertel. In den 1980er Jahren initiierte Staatspräsident François Mitterrand den Bau einer modernen Version des Triumphbogens. Die Grande Arche de la Fraternité entstand und wurde 1989 eingeweiht.
- Die Axe historique von der Grande Arche…
- …und den Tuilerien aus gesehen
- Bei schönem Wetter kann man von der Grande Arche bis zum Louvre sehen
- Das Riesenrad Roue de Paris an der Place de la Concorde zur Weihnachtszeit
Monumente auf der Axe historique
- Louvre
- Arc de Triomphe du Carrousel
- Obelisk von Luxor auf der Place de la Concorde
- Triumphbogen auf der Place Charles de Gaulle
- Grande Arche
Literatur
- Ernst Seidl: La Grande Arche de La Défense in Paris: Form – Macht – Sinn. Kovac,, Hamburg 1998, ISBN 3-86064-702-4.
- Ernst Seidl: Grand Axe – Paris. In: H. Engel (Hrsg.): Via triumphalis: Geschichtslandschaft ‚Unter den Linden‘ zwischen Friedrich-Denkmal und Schloßbrücke. Akademie Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-05-003057-7, S. 131–145.
- Ernst Seidl: Unter den Linden der Champs Elysées. Achsen und ihre Brüche als symbolische Formen, in: Nanni Baltzer, Philipp Ursprung (Hg.): Art history on the move. Festschrift für Kurt W. Forster, Zürich 2010, S. 298–312.