Das Breitband-ISDN (B-ISDN) sollte das auf Nutzkanälen mit niedriger Datenübertragungsrate aufbauende ISDN (Schmalband-ISDN; engl. Narrowband ISDN) ergänzen. Beabsichtigt war mit B-ISDN dem Benutzer höhere Datenübertragungsraten zur Verfügung zu stellen.
Übertragungstechnik
Das Schmalband-ISDN basiert auf PCM-Technik mit 64-kbit/s-Kanälen; Teilnehmeranschlüsse erfolgen mittels Basisanschluss mit zwei Kanälen oder als Primärmultiplexanschluss mit 30 Kanälen. Die Planung für B-ISDN sah als Übertragungstechniken
- den Asynchronous Transfer Mode (ATM) und
- die Synchrone Digitale Hierarchie (SDH) vor.
Pilotversuche
Das B-ISDN in seiner ursprünglichen Konzeption kam über Pilotversuche nicht hinaus. Diese Pilotversuche ermöglichten den Teilnehmern eine Datenübertragungsrate von maximal 155 Mbit/s, in einer nächsten Stufe waren 622 Mbit/s vorgesehen. Die geplante Netztopologie des B-ISDN hätte dem ISDN entsprochen: Zentrale Vermittlungsstellen in einem hierarchischen Sternnetz mit Vermaschung. Eine der ursprünglichen Grundideen war, dass auch der wachsende Verkehr des ISDN mittels Konzentratoren und Multiplexern in das B-ISDN überführt werden sollte.
Mögliche Breitbanddienste
Folgende Anwendungen waren zum Beispiel für das B-ISDN vorgesehen:
- Bewegtbildkommunikation: Bildtelefon, Videokonferenz, Videoüberwachung
- Datenkommunikation: LAN-Verbindungen, CAD/CAM-Verbindungen, Datenübertragung
- Nachrichtenaustausch: Video-E-Mail, Multimedia-Dokumente
- Abrufdienste: Fernunterricht, Datenbanken
- Nachrichtenabruf: Video-on-Demand, Verteildienste, Hörfunk und Fernsehen, elektronische Zeitung
Als noch weitergehende Technologie wurde in den 1980er Jahren auch das Integrierte Breitbandige Fernmeldenetz konzipiert. Während B-ISDN das schmalbandige ISDN nur um die breitbandigen Dienste der Individualkommunikation Bildtelefonie erweitern sollte, waren für IBFN zusätzlich massenmediale breitbandige Verteildienste für Fernsehen und Hörfunk als Breitbandverteilnetz vorgesehen.
Zugangsnetz
Als Zugangsnetz sollten – neben neu zu verlegender Glasfaserkabel – auch Techniken genutzt werden, die bestehende Telefon- und Kabelnetze nutzen. Zu diesen Technologien gehören unter anderem die folgenden:
- High Data Rate Digital Subscriber Line (HDSL): Mehrere Kupferdoppeladern können gebündelt werden, um Datenübertragungsraten bis 20 Mbit/s in beide Richtungen zu erzielen.
- Asymmetric Digital Subscriber Line (ADSL): Auf einer Teilnehmeranschlussleitung können bis 12 Mbit/s in einer Richtung erzielt werden.
Aktueller Stand
Für die heutigen Breitbandnetze werden die Begriffe B-ISDN oder Breitband-ISDN nicht mehr verwendet. Der Hauptgrund dafür ist, dass die Netzkonzeption des B-ISDN sich als zu teuer erwies: IP-Router sind billiger als ATM-Vermittlungsstellen. Des Weiteren wäre das verbindungsorientierte B-ISDN im Vergleich zu den verbindungslosen IP-Netzen deutlich schlechter geeignet für die heute im Internet vorherrschenden Anwendungen, wie beispielsweise das World Wide Web. Die öffentlichen Breitbandnetze verwenden heute zwar ATM noch im Backbone-Bereich, jedoch nur als Transport-Infrastruktur.
Standards
- ITU-T I.121, Broadband aspects of ISDN, 04-1991
- ITU-T I.311, B-ISDN general network aspects, 08-1996
- ITU-T E.737, Dimensioning methods for B-ISDN, 02-2001
Einzelnachweise
- 1 2 3 Technik der Netze, Gerd Siegmund, Hüthig, 5. Auflage 2002
- ↑ ITU-T I.430 Integrated Services Digital Network (ISDN) - Basic Rate User-Network Interface - Layer 1 Specification
- ↑ ITU-T I.431 Integrated Services Digital Network (ISDN) - Primary Rate User-Network Interface - Layer 1 Specification
- ↑ Barbara Mettler-Meibom: Breitbandtechnologie: Über die Chancen sozialer Vernunft in technologiepolitischen Entscheidungsprozessen. Band 79 von Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Forschung. Springer-Verlag, 2013. ISBN 3322886859, ISBN 9783322886859 (Online bei Google Books, S. 78)