Als Bakterienchromosom werden die größten DNA-Moleküle eines Bakteriums bezeichnet, die neben kleineren DNA-Molekülen, den Plasmiden, in der Zelle vorkommen.
Diese sogenannten Chromosomen von Bakterien unterscheiden sich grundlegend von einem Chromosom im klassischen Sinn, das bei Eukaryoten vorkommt. Der Träger bakterieller Erbinformationen ist ebenfalls eine doppelsträngige DNA, die jedoch meistenfalls nicht linear vorliegt, sondern als in sich geschlossenes zirkuläres Molekül, einzeln oder in wenigen Kopien. Das häufig über 1 Millimeter lange ringförmige Makromolekül nimmt frei im Cytoplasma der Bakterienzelle liegend einen nicht membranumhüllten Bereich ein, der als Kernäquivalent oder Nukleoid bezeichnet wird. Es ist mit Proteinen assoziiert und räumlich strukturiert. Doch wie bei allen Prokaryoten enthält auch das chromosomale Material der Bakterien kein Chromatin. Komprimiert wird die DNA infolge innerer Ringspannungen durch eine Verdrillung, die hier Supercoiling genannt wird, während das Chromosom im eukaryoten Zellkern durch Chromatin mehrfach verpackt wird.
In den meisten Prokaryoten liegt die DNA zirkulär vor, womit eine Replikation ohne die Bildung von Telomeren möglich ist. Es gibt nur wenige Arten von Bakterien mit linearen Chromosomen, zum Beispiel Borrelien und Streptomyceten.
Viele Eukaryoten, so auch Pflanzen und Tiere, haben Organellen wie Mitochondrien und Chloroplasten, die ebenfalls zirkuläre DNA enthalten. Diese Organellen sind echten Prokaryoten sehr ähnlich (siehe hierzu auch Endosymbiontentheorie).
Analog zum Genom der Eukaryoten wird die Gesamtheit der DNA einer prokaryotischen Zelle, und auch die von Viren, gelegentlich Genophor genannt; jedoch konnte sich dieser Ausdruck bisher nicht durchsetzen.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ H. Ris: Ultrastructure and molecular organization of genetic systems. In: Can. J. Genet. Cytol. Bd. 3, 1961, S. 95–120.
- ↑ Benham C, Mielke S: DNA mechanics. In: Annu. Rev. Biomed. Eng. 7. Jahrgang, S. 21–53, PMID 16004565.
- 1 2 D. Nelson, M. Cox: Principles of Biochemistry. Third Edition. 2000, ISBN 1-57259-153-6, S. 28–39.
- ↑ Matthias Redenbach, Josef Altenbuchner: Warum haben einige Bakterien lineare Chromosomen und Plasmide? In: Biospektrum. Bd. 8, Nr. 2, 2002, S. 158–163. PDF (Memento des vom 17. April 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. .
- ↑ Biology Glossary (Memento des vom 10. August 2007 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Lynn Margulis: Hans Ris (1914-2004). Genophore, chromosomes and the bacterial origin of chloroplasts. In: International Microbiology. Band 8, 2005, S. 145–148.